Emmanuel Macron bei Papst Franziskus
International

Frankreich: 30-Personen-Grenze ist nicht verhältnismässig

Die Religionsfreiheit hat auch in Frankreich einen hohen Stellenwert. Deswegen ist die Obergrenze von 30 Menschen pro Gottesdienst nicht verhältnissmässig, findet der Staatsrat. Die Bischöfe wollen eine flexible Obergrenze – je nach Grösse der Kirche.

Frankreichs Staatsrat hat die Regierung aufgefordert, die Obergrenze von 30 Personen für religiöse Zeremonien binnen drei Tagen zu überarbeiten. Die obersten Verwaltungsrichter erklärten damit die derzeitigen Corona-Schutzbestimmungen für unverhältnismässig und erinnerten laut französischen Medienberichten an den besonderen Rang der Religionsfreiheit.

Demonstrationen für Gottesdienste

Der Staatsrat unterstützt mit seiner neuerlichen Entscheidung einen Vorstoss der katholischen Bischofskonferenz und des Pariser Erzbischofs Michel Aupetit, die Rechtsmittel gegen die Beschränkungen eingelegt hatten. In einem ersten Urteil vom 9. November hatte der Staatsrat die damals noch strengeren Schutzmassnahmen mit Blick auf den von der Verfassung gebotenen Gesundheitsschutz noch für verhältnismässig erklärt.

In vielen Städten Frankreichs hatten Mitte November teils Hunderte Menschen für die Wiederaufnahme von öffentlichen Gottesdiensten demonstriert. Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr hatten Gläubige den Bischöfen vorgeworfen, sie hätten sie spirituell im Stich gelassen und nicht genug um die Messfeier als geistliches «Grundnahrungsmittel» der Katholiken gekämpft.

Treffen mit Ministerpräsident Jean Castex

Zuletzt hatte die Regierung in Paris nachgegeben und Gottesdienste für maximal 30 Personen wieder zugelassen. Auch dagegen erhob die Bischofskonferenz am Samstag Widerspruch. Sie fordert eine Zulassung von 30 Prozent der normalen Auslastung von Gotteshäusern nach Fläche. 30 Personen in teils riesigen Kirchen seien unverhältnismässig. Für Sonntagabend ist ein Treffen von Kirchenvertretern mit Ministerpräsident Jean Castex angesetzt. (kna)


Emmanuel Macron bei Papst Franziskus | © Keystone
29. November 2020 | 12:30
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