Bernard Fragnière, Präsident von "Echanger"
Schweiz

Feuer im Dach bei der Allianz Comundo

Freiburg i.Ü., 22.11.15 (kath.ch) Die Bethlehem Mission Immensee (BMI) hat sich im Jahr 2013 mit der Westschweizer Entwicklungsorganisation «Echanger» und dem Tessiner «Inter-Agire» zur Allianz Comundo zusammengeschlossen. Nun schert «Echanger» aus der Allianz aus und will den Ausstieg bei der nächsten Generalversammlung am 4. Dezember beantragen. Für Comundo arbeiten rund hundert Personen in elf Ländern. «Echanger» will im Juni 2016 über seine neue Ausrichtung entscheiden.

Jacques Berset

Comundo engagiert sich laut eigenen Angaben weltweit «für Benachteiligte sowie für eine ganzheitliche und nachhaltige Entwicklung». Die Organisation entsendet Fachpersonen, die in Projekten von Partnerorganisationen in den Einsatzländern mitarbeiten.

Dem Vernehmen nach hat die Bethlehem Mission Immensee sich für eine Beendigung der Zusammenarbeit mit «Echanger» ausgesprochen. Das Westschweizer Werk hatte im Rahmen einer Statutenänderung mehr Mitspracherecht gefordert. Der Comundo-Vorstand habe diesen Vorschlag zurückgewiesen.

Kein Röstigraben

«Der Bruch ist nicht auf einen Röstigraben zurückzuführen», erklärt der Kommunikationsverantwortliche Martin Schreiber beim Schweizerischen Verband für personelle Entwicklungszusammenarbeit «Unité». «Echanger» gehört diesem an. Bei «Echanger» würden auch Deutschschweizer arbeiten. Vielmehr sei der Streit auf einem unterschiedlichen kulturellen Verständnis und auf unterschiedliche sozial-politische Visionen zurückzuführen. «Echanger folgt eher einem laizistischen Weg.» Echanger sei horizontal organisiert, das BMI vertikal. Das heisst, dass die Hierarchie stärker betont werde. Schreiber geht davon aus, dass «Echanger», falls es zum Bruch kommt, stärker in «Unité» eingebunden werden könnte.

«Echanger» hatte sich 2013 für den Beitritt zur Allianz Comundo entschieden, weil die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) entschieden hatte, dass die Subventionsgelder an eine Nichtregierungsorganisation (NGO) fünfzig Prozent des Budgets nicht überschreiten dürfen. «Echanger» musste sich daraufhin nach neuen Partnern umsehen.

Der Entscheid der Deza, NGOs weniger zu unterstützen, sei politisch begründet gewesen, sagt heute der Freiburger Gewerkschafter Bernard Fragnière, Präsident von «Echanger» und Mitglied des Comundo-Komitees. Er zeichnet auch den Weg, der zur heutigen Situation führte: «Die Direktorin von Comundo in Luzern, die den Titel ‘CEO’ trägt, ist nicht in der Entwicklungszusammenarbeit gross geworden. Uns wurde sehr bald klar, dass wir auf eine grosse Unflexibilität stossen, auf ein vertikales System.» Die Westschweizer fühlten sich sehr bald, als würden sie unter Vormundschaft stehen. «Aus Luzern kamen die Anweisungen. Wir hatten diese einfach umzusetzen», so Fragnière.

Zu wenig Mitspracherecht

Zusätzlich befanden sich die Westschweizer im Vorstand in der Minderheit. «Alle wichtigen Entscheide wurden uns aufgezwungen und zudem machte man uns für das Defizit der Organisation verantwortlich.»

Auch ein beigezogener Vermittler hätte die Fronten nicht aufweichen können. «Wir standen vor einer Art Wand. Mitarbeiter begannen zu kündigen», erklärt Fragnière. Der Brasilien-Verantwortliche Bruno Clément ging vor einen Jahr. Comundo sei der Auffassung, das Programm für Brasilien koste zu viel und sollte darum 2018 beendet werden. «Plötzlich hiess es, es soll 2016 beendet werden», so Fragnière.

Ihren Rücktritt reichten auch der Echanger-Informationsbeauftragte Sergio Ferrari und die Generalsekretärin Josée Martin ein. «Die Direktion von Comundo hat in Freiburg mit Raphael Maiga einen neuen Regionaldirektor ernannt, der ein ehemaliger Banker ist. Unser Verständnis für Entwicklung wird unterhöhlt. Unser militantes ADN verschwindet», so Fragnière. (cath.ch/gs)

Bernard Fragnière, Präsident von «Echanger» | © 2015 Jacques Berset
22. November 2015 | 17:15
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!