Bernd Nilles, Geschäftsleiter Fastenopfer
Schweiz

Fastenopfer will auf globale Krisen antworten

Luzern, 18.10.17 (kath.ch) Das Fastenopfer scheut sich nicht, mit wenig Geld und kleinen Partnern in Weltgegenden zu arbeiten, wo sonst niemand hingehen will. Das sagte der neue Geschäftsleiter des katholischen Hilfswerks, Bernd Nilles, am Mittwoch in Luzern. Gleichzeitig habe das Fastenopfer den Anspruch, mit seiner Arbeit auf globale Krisen zu antworten. Es sieht sich damit im Einklang mit der katholischen Soziallehre, aber auch mit der Uno-Agenda 2030, wie Nilles erklärte.

Barbara Ludwig

«Jedes Projekt, das wir fördern, ist eine Antwort auf globale Krisen», sagte Nilles, der das Hilfswerk seit Mitte April leitet, vor kirchlichen Medien. Dies entspreche der neuen Strategie, alle Aktivitäten in einen grösseren Kontext einzubetten. Für das Hilfswerk führe dies zu Herausforderungen im Bereich der Kommunikation: Denn Menschen, die die Arbeit des Fastenopfers unterstützen, sollen verstehen, dass sie zum Beispiel mit ihren Spenden für ein Projekt im Senegal zur Lösung globaler Probleme beitragen können. «Es profitieren also nicht nur die 200 Kleinbauern und Kleinbäuerinnen, denen mit dem Projekt direkt geholfen wird», so Nilles.

Menschen müssen Mut zur Veränderung fassen

Eine globale Ausrichtung des Engagements entspricht laut dem Geschäftsführer der katholischen Soziallehre. «Diese drängt uns dazu, die ganze Menschheit im Blick zu haben und die Armen in den Mittelpunkt zu stellen.» Die Menschen sollten den Mut haben, ihre Lebensumstände zu ändern, die schliesslich von ihnen selbst gestaltet würden. Gerade heute, wo die Menschheit über eine historisch noch nie dagewesene «Gestaltungskraft» verfüge. «Erstmals haben wir Menschen mehr Auswirkungen auf die Natur als umgekehrt, aber wir puschen in die falsche Richtung», stellte Nilles fest. Dabei könnten wir auch «viele gute Dinge» tun.

Wir puschen in die falsche Richtung.

Die ganze Menschheit, den Norden und den Süden, im Blick hat auch die Uno-Agenda 2030 mit ihren Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG’s). Diese ist im September 2015 von der Uno-Generalversammlung in New York nach jahrelangen Verhandlungen verabschiedet worden.

NGO’s forderten neuen Ansatz

Hier habe sich auch das Fastenopfer stark eingebracht, sagte Nilles am Hauptsitz des Hilfswerks in Luzern. «Das Hauptziel der Nichtregierungsorganisationen war, eine Agenda für den Süden und den Norden zu schaffen. Weil wir eine Menschheitsfamilie sind und deshalb die Probleme gemeinsam lösen müssen.» Die NGO-Community habe sich nicht mit dem Ansatz der Milleniumsziele begnügen wollen, so Nilles, sondern einen neuen Entwicklungsrahmen gefordert. «Die Milleniumsziele waren nicht ganzheitlich. Sie haben den ökologischen Aspekt ausgeblendet. Man dachte: Der Süden muss sich ändern, und der Norden hilft ihm dabei.» Neu wollte man nun auch den Norden in den Blick nehmen.

Milleniumsziele waren nicht ganzheitlich.

Diesem Ansatz fühlt sich auch das Fastenopfer verpflichtet. «Wir machen Projektarbeit im Süden, die mit unserer politischen Arbeit im Norden Hand in Hand gehen soll.» Das Hilfswerk habe deshalb den neuen Bereich «Internationale Programme» geschaffen, die einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen. Für das Hilfswerk bedeutet das auch, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der verschiedenen Abteilungen enger zusammenarbeiten müssen.

Mit sichtlicher Begeisterung erzählte Nilles auch, dass die Umweltenzyklika «Laudato si» von Papst Franziskus mit ihrem Plädoyer für eine ganzheitliche Ökologie noch vor der Verabschiedung der Uno-Agenda 2030 veröffentlicht wurde. Das Papstschreiben habe der katholischen Kirche Anerkennung aus vielen Kreisen eingebracht, auch aus solchen, die normalerweise der Kirche kritisch gegenüber stünden, so Nilles.

Ökumenische Kampagne 2018 ruft zum Wandel auf

Das Fastenopfer präsentierte am Mittwoch auch die Ökumenische Kampagne 2018, die es kommendes Jahr in den sechs Wochen vor Ostern zusammen mit dem reformierten Hilfswerk «Brot für alle» und dem christkatholischen Pendant «Partner sein» durchführt. Die Kampagne läuft unter dem Motto «Werde Teil des Wandels!»

Die Hilfswerke sind der Ansicht, es genüge nicht, die Öffentlichkeit hierzulande für die Ungerechtigkeiten zu sensibilisieren, die weltweit Millionen von Menschen in Hunger und Armut stürzen. «Es braucht einen grundsätzlichen Wandel hin zu einer Welt, in der alle genug zum Leben haben.» Dafür wollen die Hilfswerke Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, wie es im Kampagnenmagazin 2018 heisst: «Das eigene Konsumverhalten zu verändern, Menschen in Südprojekten mit einer Spende zu unterstützen oder sich an einer Aktion zu beteiligen – so wird die Ökumenische Kampagne zum Inbegriff der gelebten Solidarität.»

Hoffnungsgeschichten

Die neue Kampagne komme visuell völlig anders daher und «weniger anklagend», sagte Matthias Dörnenburg, Co-Leiter Bereich Kommunikation beim Fastenopfer. Auf dem Kampagnenbild auf der Titelseite des Magazins sind Menschen abgebildet, die in Bewegung sind und gemeinsam ein neues Bild darstellen. Dies soll Sinnbild für den angestrebten Wandel sein, heisst es im Magazin.

Matthias Dörnenburg, Co-Leiter Bereich Kommunikation beim Fastenopfer | © Barbara Ludwig

«Wir wollen zusammen Hoffnungsgeschichten erzählen», sagte Dörnenburg weiter. Und nicht bei den grossen Krisen wie etwa dem Klimawandel stehen bleiben. Im Kampagnenmagazin wird erklärt, dass es eine «neue Erzählung» braucht. Diese beinhaltet neue Werte, neue Ideale, einen neuen Lebensstil. Weg vom äusserlichen «Haben» zum innerlichen «Sein», weg vom «Individualismus» zur «Solidarität», weg von der «Anhäufung» zur «Bescheidenheit», weg vom «Konsum» zu einem «Leben in Beziehungen».

Zur Kampagne gehören auch «Mutmachergeschichten», sagte Dörnenburg. Eine solche wird zum Beispiel der Kampagnengast Caesar Henry aus Indien erzählen. Der Priester engagiert sich seit fast 30 Jahren für die stark benachteiligte Volksgruppe der Adivasi. «Solche Geschichten aus dem Süden zeigen, dass Veränderungen möglich sind», so Dörnenburg.

Bernd Nilles, Geschäftsleiter Fastenopfer | © Barbara Ludwig
18. Oktober 2017 | 17:22
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