Klimaplakat in der Berner Reitschule
Schweiz

Fastenopfer-Vertreter enttäuscht von Klima-Gipfel

Die Klimafrage ist so präsent wie nie. Der Fastenopfer-Mitarbeiter David Knecht hätte sich entsprechend mehr Substanz von der Jahreskonferenz der Vereinten Nationen zum Klimawandel erhofft. Für das Hilfswerk ist die Situation aber Ansporn, die eigene Arbeit voranzutreiben.

Martin Spilker

Eine Woche lang war David Knecht, verantwortlicher Energie & Klimagerechtigkeit beim katholischen Hilfswerk Fastenopfer, in Madrid. Er nahm auf diesem «grossen Bazar» zu den weltweiten Herausforderungen über Klimawandel teil.

Wichtige Kontakte pflegen

Nebst den offiziellen Verhandlungen der Länderdelegationen finden an solchen Konferenzen eine Vielzahl sogenannter Side Events statt: Grosse Veranstaltungen, wie die mit Klimajugend-Ikone Greta Thunberg. Dazu gibt es unzählige Ateliers, Vorträge und bilaterale Treffen. Das Ganze sei aber mitunter auch recht chaotisch abgelaufen, stellte Knecht fest.

Nichtsdestotrotz sind solche Veranstaltungen auch für das Schweizer Hilfswerk von grosser Bedeutung: «Der Austausch mit unseren Partnern aus Übersee ist sehr wichtig. Und wir können mithelfen, diesen vor Ort, beispielsweise bei offiziellen Delegationen, eine Bühne zu geben», sagte der Fastenopfer-Fachmitarbeiter gegenüber kath.ch.

Hohe Erwartungen wurden enttäuscht

David Knecht war die erste Woche der Konferenz in Madrid und verfolgte das Geschehen seither von der Schweiz aus. Viele NGOs sind mit hohen Erwartungen an die Konferenz gefahren. «Die enorme Präsenz und das grosse Engagement der jungen Generation zum Klimaschutz haben bei vielen die Hoffnung auf eine klarere Haltung von Seiten der Politiker geweckt.»

«Besser kein Deal als dieser Deal.»

Gemedo Dalle Tussie, Äthiopien

Dass bis am Samstagabend noch keine Schlusserklärung vorgelegt wurde, ist für Knecht aber keine Katastrophe. Er hat es da mit dem Umweltminister von Äthiopien, Gemedo Dalle Tussie, der in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» so zitiert wurde: «Besser kein Deal als dieser Deal».

Denn wenn sich die in Madrid diskutierten Marktmechanismen für den Handel mit CO2-Papieren ohne solide Schutzklauseln durchsetzen würden, könnte dies vollkommen falsche Anreize setzen: Westliche Länder würden weiter in grosse Kraftwerkprojekte im Süden investieren, was vor Ort der Umwelt, aber auch der Einhaltung der Menschenrechte schaden könnte.

Verbindliche Ziele sind nötig

Für David Knecht ist der Abschluss von «Madrid» gleichzeitig Ansporn zur Weiterarbeit. Zusammen mit den Partnerorganisationen in Kolumbien und Brasilien wird sich das Hilfswerk um konkrete Massnahmen bemühen. Aber auch auf Ebene der nationalen Politik wolle man nicht untätig bleiben und sich weiter für einen stärkeren Einsatz der Schweiz zugunsten von Verbesserungen der weltweiten Klimasituation stark machen.

Der Fachmann denkt denn auch bereits an den nächsten Uno-Klima-Gipfel, der 2020 im schottischen Glasgow stattfinden wird. Und er hofft sehr, dass von der Weltgemeinschaft spätestens dort ambitionierte Klimaziele mit griffigen Schutz- und Partizipationsmechanismen für lokale und indigenen Gemeinschaften beschlossen werden.

Stellungnahme des Fastenopfers zur Klimakonferenz in Madrid.

Klimaplakat in der Berner Reitschule | © Georges Scherrer
15. Dezember 2019 | 13:21
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Keine Einigung bei Emmissionshandel

Erst nach einer 40-stündigen Verlängerung hatten sich die Unterhändler aus rund 200 Staaten in der spanischen Hauptstadt Madrid auf eine Abschlusserklärung verständigt. Darin werden zwar alle Beteiligten ermahnt, ihre Klimaschutzziele für 2030 rasch zu verschärfen. Die ursprünglich angestrebte Einigung auf Regeln für einen internationalen Emissionshandel kam jedoch nicht zustande.

Die Konferenz sollte die Weichen stellen für das Schlüsseljahr 2020. Dann beginnt formal die Umsetzung des Pariser Abkommens von 2015. Dessen Ziel ist es, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

Ein wichtiges Vorhaben in diesem Zusammenhang ist der globale Handel mit Klimaschutz-Gutschriften. Sie sollen es Ländern ermöglichen, Gutschriften zu verkaufen, wenn sie ihre Ziele beim Einsparen von Treibhausgasen übererfüllen. Wie dies genau geregelt werden könnte, bleibt aber trotz der langwierigen Beratungen in Madrid strittig. Der nächste UN-Klimagipfel ist für November 2020 in Glasgow geplant. (kna)