Kirchenrauminstallation von Marianne Hollenstein: Bildausschnitt
Schweiz

Menschenrechte im Fokus: Bunte Tücher verhängen Altäre in Davoser Kirche

In der katholischen Marienkirche in Davos hängen ab heute bunte Tücher mit abstrakten Motiven, welche die Altäre bis Karfreitag verhüllen. Die Kirchenraumkomposition von Marianne Hollenstein thematisiert die Menschenrechte.

Wolfgang Holz

Der Davoser Pfarrer und Dekan Kurt Susak ist stolz. Stolz auf die vielen Gottesdienstbesucherinnen und Besucher, die über Weihnachten und Neujahr die Festliturgien mitgefeiert haben, wie er im neuen Pfarreiblatt bekennt. Damit das so bleibt, will Susak den Davoser Gläubigen auch in der Fastenzeit einen sinnlichen Anreiz schenken, in die Kirche zu kommen. «Eine bewohnbare und einladende Kirche soll es sein.»

Kirchenrauminstallation von Marianne Hollenstein
Kirchenrauminstallation von Marianne Hollenstein

Alte Tradition

Mit der Kirchenraum-Installation von Marianna Hollenstein belebt er nicht nur die alte Tradition, dass von Aschermittwoch bis Karfreitag die Altäre verhüllt werden. «Fasten mit allen Sinnen», sagt Susak. Mit den bunten Tüchern der international tätigen Künstlerin wird gleichzeitig auch ein ernstes Thema angesprochen: die Menschenrechte.

Unter dem Motto «EINFACH_MENSCH_SEIN» befasst sich die Künstlerin im Rahmen ihrer Rauminstallation mit den Inhalten der 30 Menschenrechte vom 10. Dezember 1948 – und zwar in Bezug auf den Kirchenraum.

Angeborene Würde

«So formuliert meine Malerei einen Anspruch an uns, für diese Menschenrechte in unserer konfliktreichen Welt einzustehen», sagt Hollenstein. Es gehe um die Anerkennung der angeborenen Würde und der unveräusserlichen Rechte aller Mitglieder der Gemeinschaft der Menschen sowie um die Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.

Sinnlich-meditatives Blau: Bildausschnitt der Kirchenrauminstallation
Sinnlich-meditatives Blau: Bildausschnitt der Kirchenrauminstallation

Hollensteins zwei grossformatige Kunstfolien verbinden sich mit dem historischen Raum der Kirche sowie mit Farbe und Licht. Dem Besucher werden neue Perspektiven in transzendenter Gegenwart eröffnet. Den verhüllten Chorraum und eine gewölbte Decke über dem Querschiff konfrontiere die Menschen mit sich selbst, so die Künstlerin.

Die Malerei ist mit spezieller Farbe auf Folien aufgetragen und kreist um die Übertragung von Lebensenergie in abstrakte Malerei. Diese entstand zu den Himmelsräumen und der Farbigkeit des barocken Kirchenmalers Januarius Zick (1730-1797) in der Basilika in Wiblingen bei Ulm. Nun bereichert diese Kunst ab dem Aschermittwoch bis Karfreitag die Marienkirche in Davos, wo sie auf neue und weite Perspektiven hinführen will.

Davoser Pfarrer und Dekan Kurt Susak und Künstlerin Marianne Hollenstein
Davoser Pfarrer und Dekan Kurt Susak und Künstlerin Marianne Hollenstein

«Gefühle und Urteile»

«Meine Ästhetik kreist nicht nur um das Schöne, sondern sie will eine Möglichkeit darstellen, Gefühle und Urteile auf eine persönliche Weise zu veranschaulichen», sagt Marianne Hollenstein. Sie lasse Spuren ihres künstlerischen Schaffens bewusst sichtbar. «Es sind keine vollendeten Kunstwerke. Wir vollenden sie im Nachdenken, im Gebet, in Meditation und himmlischer Liturgie, wozu die Fastenzeit besonders einlädt.»

*Zum Eröffnungsgottesdienst am Aschermittwoch, 14. Februar, um 19 Uhr, findet eine Performance mit Texten zu den Menschenrechtsartikeln in der Davoser Marienkirche statt. Begleitet werden diese durch Klänge an der Orgel.

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Kirchenrauminstallation von Marianne Hollenstein: Bildausschnitt | © zVg
14. Februar 2024 | 12:00
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