Sujet einer Nonne an der Luzerner Fasnacht
Schweiz

Fasnacht und Reformierte haben im katholischen Gottesdienst etwas zu suchen

Zürich, 22.2.17 (kath.ch) Katholische Gottesdienste folgen einem ordentlich geregelten Ablauf. Das dient der Einheit und unterstützt die Gläubigen bei der Konzentration auf die Feier. Abweichungen vom Bekannten sind für viele gewöhnungsbedürftig. Sie sind aber auch eine Chance. Ein Kommentar von Martin Spilker.

Zwei Meldungen von kath.ch wurden die vergangenen Tage auf unserer Facebook-Seite stark diskutiert: Der Auftritt von maskierten oder verkleideten Fasnächtlern in Gottesdiensten und die Gastpredigten des Ratspräsidenten der Schweizer Reformierten zu Ostern in der katholischen Dreifaltigkeitskirche in Bern. – «Dürfen die das denn?», war eine Frage, die in beiden Fällen gestellt wurde.

Diese Frage zu beantworten ist Sache der Verantwortlichen der Pfarreileitung vor Ort. Dabei können sie sich, wie in vielen Dingen in der katholischen Kirche, an Richtlinien der Kirchenleitung orientieren. Tatsache ist, dass fasnächtliche Auftritte und Gastpredigten in vielen katholischen Kirchen stattfinden. Guggenmusik und maskierte Figuren dürften viele Gottesdienstbesucher überraschen, manche erfreuen, andere verärgern.

Manche Gläubige werden sich dadurch auch in ihrem religiösen Empfinden verletzt fühlen. Das ist nachvollziehbar. Heisst das aber auch, dass auf Fasnachts-, Tier- oder Feuerwehrgottesdienste verzichtet werden muss? Nein. Hier wird ein Stück Alltag, Leben in die Kirche hineingeholt und vor Gott und der Gemeinde abgebildet. Das gehört zu einem Gottesdienst. Welche Gottesdienstform dafür gewählt wird, ist eine andere Frage. Hier bieten sich in der katholischen Kirche ja durchaus verschiedene Möglichkeiten.

Eine ganz andere Sache sind Gastpredigten. Unsere Gottesdienste leben sowohl von den besinnlichen Momenten, dem Gebet wie von der Verkündigung. Je nach Personalsituation in den Pfarreien beteiligen sich mehr oder weniger Leute am Predigtdienst. Und zu besonderen Anlässen, gerade auch während der Fastenzeit, laden Pfarreien Gäste zum Predigen ein. Andere Stimmen, Meinungen, Haltungen helfen mit, den Horizont zu weiten. Wer hat das heute nicht nötig?

Dass der Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, Gottfried Locher, an Aschermittwoch, in der Karwoche und an Ostern in der katholischen Stadtpfarrei in Bern predigt, dient meines Erachtens der Horizonterweiterung. Ein reformierter Pfarrer spricht zum bedeutendsten christlichen Feiertag in einer katholischen Kirche. Damit wird zuerst einmal das Verbindende hervorgehoben: Der gemeinsame Glaube der Christen an Tod und Auferstehung von Jesus.

500 Jahre nach den Ereignissen, die zur Reformation geführt haben, ist das ein doppelt starkes Zeichen: Der reformierte Kirchenvertreter klopft bei den Katholiken an und die katholische Pfarrei öffnet dem Reformierten die Tür. Deshalb muss niemand die Konfession verleugnen oder gar wechseln! Aber die Kirchentrennung ist und bleibt ein Ärgernis, das wir Christen zu überwinden haben. Oder, wie es Christian Schaller, katholischer Pfarrer an der Dreifaltigkeitskirche in Bern sagt: Die gemeinsame Osterzeit fordert dazu heraus, gemeinsam weitere Schritte in der Ökumene zu tun.

Sujet einer Nonne an der Luzerner Fasnacht | © Sylvia Stam
22. Februar 2017 | 13:34
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