Fasnachtspäpste (von links): Urban Schwegler, Franz Zemp und Herbert Gut
Schweiz

«Den Papst auf die Schippe zu nehmen, lag uns Kirchenmännern nahe»

Luzern, 17.2.17 (kath.ch) Drei bekannte Luzerner Theologen mischen die Fasnacht in Luzern und Umgebung mit einem Auftritt als Päpste auf. «Wir wollen Humor mit Tiefgang präsentieren», sagt Fasnachtspapst Urban Schwegler, der in gewöhnlichen Zeiten als Kommunikationsbeauftragter der Katholischen Kirche der Stadt Luzern wirkt. Seine Mitstreiter beim päpstlichen Trio urbi@orbi sind der Luzerner Gassenseelsorger Franz Zemp und Herbert Gut, Gemeindeleiter der Luzerner Pfarrei St. Johannes.

Regula Pfeifer

Wer von Ihnen ist auf die Idee eines Fasnachtsauftritts gekommen?

Urban Schwegler: Die Idee ging von Herbert Gut aus. Er meinte, es könnte doch mal einen authentischen kirchlichen Beitrag zur Fasnacht in Luzern geben, die ja hier ein wichtiges Kulturgut ist. Wir fanden: Das erträgt eine besondere Perspektive. Die Fasnacht wurde in letzter Zeit kritisiert, sie traue sich nicht mehr, richtig zuzubeissen. Sie sei zu wenig politisch und zeige nur noch Formen und Farben. Wir möchten dem mit unserem Beitrag entgegenwirken.

Wird es einiges an kritischem Schmunzeln geben?

Schwegler: Kritisches Schmunzeln ist gut gesagt. Das hoffen wir, man weiss ja im Vorfeld nie, wie es ankommt. Ob das Publikum das auch lustig findet, was wir präsentieren. Wir wollen nicht nur Schenkelklopfer-Humor bringen, sondern Humor mit Tiefgang. Das ist ein hoher Anspruch, das wissen wir.

Man weiss ja im Vorfeld nie, wie es beim Publikum ankommt.

Wer von Ihnen hat Erfahrung mit solchen Auftritten an der Fasnacht oder mit Schnitzelbänken?

Schwegler: Wir haben noch keine Erfahrung als Schnitzelbankgruppe. Wir haben jedoch Erfahrung im Gestalten von Fasnachtsgottesdiensten. Franz Zemp und ich machen seit Jahren Fasnachtsgottesdienste mit Predigten in Reimen.

Wir haben Erfahrung im Gestalten von Fasnachtsgottesdiensten.

Dann haben Sie Erfahrung im Reimbilden?

Schwegler: Ja, das haben wir schon. Aber das sind keine Hexameter-Verse nach klassischem Vorbild, sondern typische Fasnachtsverse, bei denen sich zwei Zeilen reimen.

Haben Sie ein Vorbild für Ihren Auftritt?

Schwegler:  Wir wollten uns bewusst an keinem Vorbild orientieren, sondern einen eigenen Beitrag leisten und unsere Kreativität walten lassen.

Was wohl nicht einfach ist: Wie bringt man den Humor in die Themen rein?

Schwegler: Das ist tatsächlich nicht einfach. Und es ist schwierig zu sagen, wie das gelingen kann. Wir verteilten die Themen, die jeder selber bearbeitete. Dann legten wir einander die Verse vor und gaben uns gegenseitig Feedback. Wir sagten beispielsweise: Vielleicht gäbe es da eine Pointe, die man noch besser ausarbeiten könnte.

Welche Themen sprechen Sie an?

Schwegler: Wir greifen recht viele politische Themen auf – aus der Lokalpolitik und auch aus der nationalen Politik. Dazu kommt das eine oder andere kirchliche Thema. Was es genau sein wird, will ich noch nicht verraten.

Wichtig ist: Wir wollen niemanden auslachen oder durch den Dreck ziehen. Aber wir wollen merkwürdige Sachen pointiert kommentieren.

Wir wollen niemanden auslachen oder durch den Dreck ziehen.

Freuen Sie sich auf den Auftritt?

Schwegler: Ja, die Vorbereitungen waren arbeitsintensiv. Jetzt freue ich mich, die Verse vorzutragen und zu schauen, was die Leute dazu sagen. Vielleicht finden es ja nicht alle so toll, dass wir als Papst auftreten. Die Rückmeldungen waren bisher meist positiv. Es gab aber auch Stimmen, die befürchteten, dass wir uns über religiöse Themen oder den Glauben lustig machen. Aber das ist überhaupt nicht unsere Absicht.

Die Idee der Fasnacht ist, dass man die Obrigkeit kritisiert, nicht wahr?

Schwegler: Ja, und dass man die Verhältnisse umkehrt. Man nimmt jene auf die Schippe, die oben sind. In der katholischen Kirche ist in Gottes Namen der Papst zuoberst. Da lag es für uns als Kirchenmänner auf der Hand, dass wir als Päpste an die Fasnacht gehen. Man darf das ruhig auch als Bereitschaft zur Selbstkritik verstehen.

In der katholischen Kirche ist in Gottes Namen der Papst zuoberst.

Und dann haben Sie den Papst noch verdreifacht…

Schwegler: Ja, das gibt dann natürlich eine Potenzierung der Macht. Eine Kreuzung aus Dreifaltigkeit und päpstlicher Unfehlbarkeit – das ist doch eine recht grosse Machtkonzentration. Da bin ich wahrscheinlich froh, wenn ich das nach der Fasnacht wieder abstreifen kann.

Weshalb?

Schwegler: Man schlüpft ja an der Fasnacht in eine Rolle. Da muss man einen Moment nicht sich selber sein, sondern kann auch mal der Heilige Vater sein. Man kann mit dieser Rolle kokettieren. Das macht Freude.

Hinweis: Das Trio urbi@orbi wird in wenigen Tagen in einem Video auf kath.ch zu sehen sein.

Fasnachtspäpste (von links): Urban Schwegler, Franz Zemp und Herbert Gut | © zVg
17. Februar 2017 | 16:50
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Fasnachtsauftritte von urbi@orbi

Das Papsttrio urbi@orbi tritt am Freitag um 21 Uhr an der Steinhof-Fasnacht im Pflegezentrum Steinhof, Luzern, auf. Am Sonntag ist es ab 10 Uhr im Fasnachtsgottesdienst der Luzerner Kirche St. Karl zu sehen. Am 23. Februar beteiligt sich urbi@orbi am Abend am Narrenlaufen von Sursee LU. Am 5. März erheitert das Trio von 10 bis 13 Uhr den Brunch von «Luzern plus» im Hotel Palace Luzern (ausverkauft). Am Abend desselben Tages ist es an der Alten Fasnacht in Küssnacht SZ zu sehen und zu hören. (rp)