Yathira Amarathaas
Schweiz

Familie Amarathaas ist in Untereggen angekommen

Untereggen SG, 12.4.16 (kath.ch) Mutter Uma turnt zusammen mit den Unteregger Frauen, Vater Soundias fotografiert für die Pfarrei. Und an Dorffesten nimmt die ganze Familie teil. Die sri lankische Flüchtlingsfamilie Amarathaas ist ein gutes Beispiel gelungener Integration im st. gallischen Untereggen.

Daniela Huber-Mühleis

Die Primarschüler nehmen in den vorderen Sitzreihen des Klassenzimmers Platz. Im Hintergrund erklingt Schwyzerörgeli-Musik. «Grüezi, Salut, Ciao, Bun di». Yathira Amarathaas begrüsst ihre Mitschülerinnen und Mitschüler in allen vier Landessprachen zu ihrem Vortrag. Im Rahmen der Begabungsförderung mit Elementen des Schulischen Enrichment Modells (SEM) stellt das Mädchen die Schweiz vor. «Ich habe mich für dieses Thema entschieden, weil ich meine neue Heimat besser kennenlernen möchte», erklärt sie ihre Wahl. Die elfjährige Yathira besucht die vierte Primarklasse. Als Flüchtlingskind ist sie mit ihrer Familie  2014 ohne jegliche Deutschkenntnisse in die Schweiz gekommen. Seither hat sie sich sprachlich stark verbessert.

Nach dem Vortrag Käse und Schoggi

Yathira steht vor der Klasse und erklärt ihren Kameraden die Schweizer Geografie. «Kann mir jemand von euch sagen, wieviele Kantone die Schweiz hat?», fragt sie in die Runde. Die Hände schnellen in die Höhe. «26 Kantone», antwortet unverzüglich ein Mitschüler. Alle hören gespannt zu, als Yathira die Bräuche der Schweiz aufzählt. Sie erklärt den Schwingsport und zeigt Bilder von Schwyzerörgelis, deren Musik sie als Einstieg laufen liess.

Zum Abschluss ihres Vortrags gibt es für die Kinder eine kleine Überraschung. Yathira hat einen Tisch mit Schweizer Spezialitäten, mit Käse aus der dorfeigenen Käserei, Schokolade, Bratwurst-Rädli und Birchermüesli vorbereitet. Die Kinder geniessen die Leckerbissen. Natürlich stilecht mit rot-weissen Papierservietten. Das Schweizer Kreuz auf rotem Grund ist im Klassenzimmer allgegenwärtig.

«Wir sind sehr stolz auf unsere Tochter», sagen die anwesenden Eltern. «Einfach grossartig, wie schnell Yathira sich in unserer Kultur eingelebt hat. Sie weiss vermutlich jetzt mehr Bescheid über unser Land, wie manch ein Schweizer Kind», versichert Thomas Allmann, Lehrer und Schulleiter von Untereggen nach der Präsentation. Die Primarschule wurde 2006 für das SEM-Projekt mit dem Lissa-Preis der Stiftung für hochbegabte Kinder ausgezeichnet.

Gut integriert und eingelebt

Vater Soundias, Mutter Uma, der 14-jährige Sohn Tharun und Tochter Yathira flüchteten 2014 aus Sri Lanka in die Schweiz. Zuerst wohnte die Familie Amarathaas im Durchgangsheim Landegg im Kanton St. Gallen, seit Januar 2015 als anerkannte Flüchtlinge in Untereggen. Das Militär in Sri Lanka schreckte vor Gewalt gegen die tamilische Minderheit, zu der die Familie gehört, nicht zurück, und als Journalist und Fotograf war der Vater besonders gefährdet. «In der Schweiz schätzen wir ganz besonders die Einhaltung der Menschenrechte, die Sauberkeit und Ordnung», sagen die Eltern. Sie besuchen regelmässig den Deutschunterricht, Tharun geht in der Nachbarsgemeinde in die Oberstufe. «Ich verstehe auch Schweizerdeutsch», meint Yathira keck. Sie möchte nicht, dass man ausserhalb der Schule Hochdeutsch mit ihr spricht.

Die Kirchgemeinden laden die Familie jeweils zum ökumenischen Mittagstisch ein, der viermal jährlich stattfindet. Dort pflegen die Eltern die Freundschaft zu den Einheimischen. Soundias Amarathaas stellt sich als Fotograf für kirchliche Anlässe zur Verfügung. Uma Amarathaas ist zudem Mitglied des örtlichen Frauenturnvereins. Findet ein Dorffest statt, gehört die tamilische Familie ganz selbstverständlich auch dazu.

Ehrgeizige Berufsziele

Die Eltern setzen alles daran, sprachliche Fortschritte zu erlangen. Sie sind froh, dass sich ihre Kinder vorläufig noch als Übersetzungshilfe betätigen wenn der Dialog schwierig ist. Dass der Weg aus der Sozialhilfe jedoch nur über gute Deutschkenntnisse führt, sind sie sich  bewusst.  Ihr Ziel ist, in Zukunft eine Arbeit zu finden. Soundias Amarathaas würde gerne in seinem erlernten Beruf als Fotograf eine Anstellung finden. Seine Frau, die in der Heimat als Verwaltungsbeamtin tätig war, möchte sich in einem Alters-, Blinden- oder Kinderheim engagieren. Die Kinder haben ehrgeizige Berufsziele. Während Tharun von einem Informatikstudium träumt, will Yathira Ärztin werden. Dass sie es mit ihrem Willen und Fleiss schaffen werden, scheint nur eine Frage der Zeit zu sein. (dhm)

Yathira Amarathaas | © 2016 Daniela Huber-Mühleis
12. April 2016 | 16:34
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