Wolfgang Rösch, Generalvikar von Limburg
International

Fall May: Limburger Generalvikar wegen Aufarbeitungsfehler zurückgetreten

Fast ein Jahr nach dem Suizid des Limburger Priesters Christof May gibt der Verwaltungschef des Bistums, Wolfgang Rösch, sein Amt auf. Er zieht die Konsequenz aus einem Gutachten zur Frage: Wie ging er mit Übergriffs-Vorwürfen gegen May um?

Der Generalvikar des katholischen Bistums Limburg, Wolfgang Rösch (63), ist zurückgetreten, weil er bei der Aufklärung übergriffigen Verhaltens des Priesters Christof May Fehler gemacht hat. Zum neuen Verwaltungschef wurde Wolfgang Pax (64) ernannt. Dieser steht seit Anfang März 2022 als Domdekan dem Limburger Domkapitel vor.

Theologe Wolfgang Pax am 23. Februar 2022 in Limburg.
Theologe Wolfgang Pax am 23. Februar 2022 in Limburg.

Wie das Bistum am Dienstag mitteilte, hatte Rösch Bischof Georg Bätzing nicht über Vorwürfe gegen den Priester Christof May informiert. Dieser war 2018 zum Leiter des Priesterseminars befördert worden und hatte sich im Juni 2022 das Leben genommen. Bätzing hatte May am Tag davor von allen Ämtern freigestellt, um Vorwürfe übergriffigen Verhaltens prüfen und klären zu können.

Rösch räumt Fehler ein

Bischof Bätzing, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, hatte nach Mays Tod einen externen Juristen mit einer Untersuchung beauftragt. «Die Ergebnisse des Juristen liegen jetzt vor und haben mir deutlich gemacht, dass ich Fehler gemacht habe», schrieb Rösch in einem Brief an die Mitarbeitenden des Bistums: «Dafür ziehe ich persönlich Konsequenzen, indem ich um Entpflichtung vom Amt des Generalvikars gebeten habe.»

Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK)
Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK)

Wie Rösch weiter schrieb, war er 2015 fälschlicherweise davon ausgegangen, dass die Vorwürfe übergriffigen Verhaltens von May gegenüber Erwachsenen gegenstandslos seien: «Damals habe ich ein gemeinsames Gespräch mit einer betroffenen Person und dem Beschuldigten geführt. Das war ein Fehler. Dieses gemeinsame Gespräch konnte der betroffenen Person nicht gerecht werden.» Rösch ergänzte: «Ich bitte alle, die durch mein Fehlverhalten getroffen und verletzt sind, um Verzeihung.»

Vorwürfe erhärteten sich

Bischof Bätzing hatte May am 8. Juni 2022 von allen Ämtern freigestellt, um Vorwürfe zu prüfen, die mehrere Personen gegen ihn geäussert hatten. Einen Tag danach wurde May tot aufgefunden. Im November teilte das Bistum mit, dass die Vorwürfe sich erhärtet hätten und disziplinarrechtliche Massnahmen gegen May zur Folge gehabt hätten: «Strafrechtlich wären die Vorwürfe nicht relevant gewesen.»

Christof May im Jahr 2016.
Christof May im Jahr 2016.

Bischof Bätzing dankte seinem langjährigen Verwaltungschef Rösch für dessen vielfältige Arbeit und erklärte: «Es ist wichtig, dass aus neuen Erkenntnissen auch Konsequenzen gezogen werden. Ich habe Respekt dafür, dass er Verantwortung für sein damals fehlerhaftes Handeln übernimmt.» In fast zehn Jahren als Generalvikar habe sich Rösch nachhaltig für einen Kulturwandel in der Kirche starkgemacht. (kna)


Wolfgang Rösch, Generalvikar von Limburg | © YouTube
25. April 2023 | 16:57
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