Kelchkommunion beim Gottesdienst in der Osternacht 2017.
Schweiz

Fachleute: Die Kelchkommunion kommt so schnell nicht zurück

Dem Konzil war es ein Anliegen, dass alle Gläubigen wenigstens am Hohen Donnerstag das Blut Christi aus dem einen Kelch trinken. Wegen Corona wurde die sogenannte Kelchkommunion vielerorts verboten. Und wird so schnell nicht wieder praktiziert, vermuten Liturgie-Fachleute.

Barbara Ludwig

Die Kelchkommunion hatte laut Gunda Brüske bereits bislang, also vor der Corona-Pandemie, einen schweren Stand. Brüske leitet das Liturgische Institut der deutschsprachigen Schweiz. «Es wird vermutlich Zeit brauchen, bis die Kelchkommunion an den Orten praktiziert wird, an denen sie bisher üblich war», schreibt sie auf Anfrage.

Gunda Brüske
Gunda Brüske

Auch ihr Kollege Hans-Jürgen Feulner geht davon aus, dass die Kelchkommunion selten praktiziert wird. Der Professor für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie an der Universität Wien erinnert zudem daran, dass viele diözesane Corona-Verordnungen in Österreich die Kelchkommunion nach wie vor verbieten. Selbst nach der Pandemie werde ein Trinken aus einem gemeinsamen Kelch «schwer vorstellbar sein – oder es wird dauern», teilt er mit.

Kelchkommunion in der Deutschschweiz nicht empfohlen

Auch in der Deutschschweiz ist man bezüglich Kelchkommunion noch nicht in der Normalität angekommen. Im Bistum St. Gallen heisst es im Schutzkonzept, das ab 25. Januar gilt: «Nur der Vorsteher der Eucharistie kommuniziert am Kelch.» Im Bistum Basel empfiehlt dasselbe die diözesane Covid-Task-Force.

Das Bistum Chur empfiehlt bei der Konzelebration die Kommunion aller Konzelebranten «per intinctionem», d.h. durch Eintauchen der Hostie in den Wein. Diese Empfehlungen wurden nach Aufhebung der meisten Corona-Massnahmen durch den Bund im Februar erlassen. Das Wort «Kelchkommunion» taucht in den entsprechenden Passagen nicht auf.

Verlust der Symbolik bei Einzelkelchen

Hans-Jürgen Feulner
Hans-Jürgen Feulner

Feulner kann sich vorstellen, dass Einzelkelche eine Alternative sein könnten. Sogar die Instruktion «Redemptionis Sacramentum» würde es erlauben, aus mehreren kleinen Einzelkelchen zu kommunizieren.

Allerdings würde dabei einiges von der Symbolik verloren gehen, bedauert er. Beim letzten Abendmahl sagte Jesus zu seinen Jüngern: «Trinkt alle daraus.»

Keine Plastikbecher

Darauf weist auch Gunda Brüske hin. Ausserdem müsste eine entsprechende Anzahl von Einzelkelchen vorhanden sein, gibt sie zu bedenken. Wichtig ist auch das Material: «Wegwerfplastikbecher sind nicht würdig.»

Ausserdem brauche es ein Gefäss, aus dem der konsekrierte Wein in die Einzelkelche gegossen wird, «wenn der eine Kelch nicht aufgegeben werden soll». Eine Kanne könne nicht verwendet werden, findet sie.

Hier gäbe es eine Lösung: Der Würzburger Liturgiewissenschaftler Martin Stuflesser habe einen Kelch entwickeln lassen, aus dem man ohne die Gefahr des Verschüttens den Wein in Becher giessen könne. Auf die Schnelle lasse sich aber so ein Kelch nicht organisieren.


Kelchkommunion beim Gottesdienst in der Osternacht 2017. | © KNA
14. April 2022 | 16:54
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