Professor Peter Henrici und Professorin Eva-Maria Faber
Schweiz

Eva-Maria Faber: Peter Henrici beliess es nicht bei Philosophie des konkreten Tuns

Bis zuletzt bewahrte der emeritierte Weihbischof Peter Henrici der Theologischen Hochschule Chur seine Treue. Zum Dies academicus reiste er hochbetagt mit dem Zug an. Seine Lehrveranstaltungen hielt er «in einer beeindruckenden Prägnanz und didaktischen Kunstfertigkeit», sagt Eva-Maria Faber, Rektorin der TH Chur.

«Als ich Weihbischof Peter Henrici im Jahr 2001 erstmals persönlich begegnete, war er Präsident der Expertenkommission, die sich der Neuausrichtung der Theologischen Hochschule Chur widmete.

Person mit grossen Namen

Für mich war es eine eigenartige Erfahrung: Die Person mit dem grossen Namen, der mir von philosophischen Publikationen vertraut war, traf ich nun in einem sehr pragmatischen Kontext an. Genau dies ist charakteristisch für das Denken wie für das Wirken von Peter Henrici als Jesuit, als Professor und als Weihbischof.

Peter Henrici
Peter Henrici

Als Jesuit lebte er mit Entschiedenheit seine Bindung an den Jesuitenorden. In seinen Lebenserinnerungen bemerkt er dazu, er sei dort eingetreten mit dem Vorsatz: «Ich bleibe dort, bis man mich hinauswirft». Sehr schlicht bemerkte er einmal: «Ich habe immer getan, wozu ich bestimmt worden bin».

Die Aussage war begleitet von einem zufriedenen Schmunzeln. Wenn ich mich richtig erinnere, erzählte er dann einmal, dass Jesuiten ihre neue Destination gelegentlich beim Frühstück unter der Teetasse vorfanden.

Lange Publikationsliste

Seine Bestimmung wurde die Philosophie, als Repetitor und dann als Philosophieprofessor an der Gregoriana, als Autor von Titeln einer langen Publikationsliste. Neben der Breite dessen, was ein Philosoph in der akademischen Lehre zu vertreten hat, widmete er seine Aufmerksamkeit dem Zusammenhang von Glaube, Spiritualität und Philosophie.

Begeistert von Maurice Blondel

In der Schriftenreihe der TH Chur erschien 2009 der Band «Hegel für Theologen» mit gesammelten Aufsätzen zu solchen Themen. Insbesondere gehörte es zu seinen grossen Anliegen, darüber nachzudenken, wie das Geschichtlich-Faktische in die Philosophie hineingehört. Deswegen zog ihn die Philosophie der «action» von Maurice Blondel in den Bann.

Wissenschaft und konkretes Tun

Und damit tritt nun der Berührungspunkt in den Blick, der es gar nicht verwunderlich sein lässt, dass ein solcher Philosoph auch hochschulpolitische Aufgaben an die Hand nahm und in einer äusserst spannungsreichen Situation des Bistums Chur Weihbischof wurde.

Peter Henrici hat es nicht bei einer Philosophie des konkreten Tuns belassen, sondern wurde selbst zu einem Menschen, der engagiert und beherzt handelte. Eben deswegen hat das Bistum Chur ihm so viel zu verdanken.

Peter Henrici in der Zürcher Paulus-Akademie
Peter Henrici in der Zürcher Paulus-Akademie

Hochschulpolitische Aufgaben hatte er bereits an der Gregoriana in Rom übernommen, als Dekan, mit Anliegen der Studienreform. Ebenso engagiert brachte er sich in Strukturreformen der TH Chur ein. Die Hochschule verdankt ihm wichtige Impulse, die er im Rahmen der genannten Expertenkommission zu Beginn des Jahrtausends gab.

Seit 2008 Honorarprofessor

Zudem hielt er an der TH Chur von 1993 bis 2008 Lehrveranstaltungen in einer beeindruckenden Prägnanz und didaktischen Kunstfertigkeit: Jede Lektion bildete einen in sich abgerundeten Gedankengang von hohem Erkenntniswert. 2008 ernannte die TH Chur ihn zum Honorarprofessor.

Eva-Maria Faber, Professorin für Dogmatik und Fundamentaltheologie in Chur.
Eva-Maria Faber, Professorin für Dogmatik und Fundamentaltheologie in Chur.

Bis zuletzt hinweg bewahrte Weihbischof und Honorarprofessor Peter Henrici der TH Chur seine Treue. Noch hochbetagt reiste er mit dem Zug zum Dies academicus an. Ursprünglich war geplant, dass Weihbischof Peter Henrici zu seinem 95. Geburtstag, seinem 65. Priesterjubiläum und seinem 30. Bischofsjubiläum mit einem Anlass in Zürich am 31. Mai geehrt würde.

Reise nach Brig

Stattdessen fuhr an diesem Tag eine kleine Delegation nach Brig, um Peter Henrici zu besuchen. Er bekundete, dass er gern zur Abschiedsvorlesung des Kirchengeschichtlers am 1. Juni gekommen wäre. Einige Monate zuvor hätte er diese Reise vermutlich tatsächlich unternommen.

Nun ist Peter Henrici am 6. Juni 2023 in Brig verstorben. Die TH Chur wird eine dankbare und ehrende Verbundenheit mit ihm bewahren.»

Das schreibt Eva-Maria Faber, Rektorin der Theologische Hochschule Chur zum Tod von Weihbischof Peter Henrici auf der Website der Hochschule. (jas)


Professor Peter Henrici und Professorin Eva-Maria Faber | © Raphael Rauch
8. Juni 2023 | 15:00
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