Nicolas Buttet, Gründer der Bruderschaft Eucharistein, bei einem Auftritt
International

Eucharistein-Gründer Nicolas Buttet steht in Frankreich unter Hausarrest

Nicolas Buttet steht unter Hausarrest. Der Bischof von Fréjus-Toulon hat den Gründer der charismatischen Gemeinschaft Eucharistein aufgefordert, eine Zeit lang als Eremit zu leben. Buttet hat sich der Aufforderung gefügt – setzt aber seinen Kampf gegen den Visitationsbericht von 2021 fort.

Bernard Hallet, cath.ch / Adaption: Annalena Müller

«Nicolas Buttet ist nicht suspendiert. Es handelt sich um eine übliche Massnahme, wenn ein kanonisches Verfahren gegen einen Priester oder Ordensmann läuft.» Dies sagte der Moderator der Bruderschaft Eucharistein, Cyrille Jacquot, am 7. Februar gegenüber dem Westschweizer Newsportal cath.ch.

Scharfe Kritik an Führungsstil von Buttet

Grund für den Hausarrest von Buttet ist ein Visitationsbericht. Die Visitation hatte auf Wunsch der Bruderschaft Eucharistein zwischen Januar und März 2021 stattgefunden. Visitiert wurde die drei Gemeinschaften in Château-Rima und Saint-Jeoire (Frankreich) sowie in Epinassey (VS). Der Visitationsbericht äusserte scharfe Kritik an Buttets Leitung der Bruderschaft.

In dem 13-seitigen Dokument, das cath.ch vorliegt, heisst es unter anderem: «Die ausgeübte Autorität innerhalb der Bruderschaft war von einem missbräuchlichen, infantilisierenden Pyramidensystem geprägt, das die Menschen in ihren verschiedenen Dimensionen ihres Seins, insbesondere in ihrer Psychologie, vernichtet hat». Der Bericht erwähnt auch «Phänomene der Einflussnahme und Manipulation bei der Zeitplanung der Personen bis hin zu den kleinsten Details ihrer Aktivitäten und ihres Lebens». Das Dokument kritisiert weiter, das zuständige Bistum habe die Gemeinschaft ungenügend beaufsichtigt.

Buttet darf keine öffentlichen Messen mehr feiern

Auf Nachfrage von cath.ch bestätigte die Kommunikationsabteilung der Diözese Fréjus-Toulon: «Im Nachgang der Visitation und der Eröffnung des kanonischen Verfahrens Anfang 2022 hat Bischof Dominique Rey vorsorgliche Massnahmen gegen Nicolas Buttet verhängt. Nicolas Buttet darf keine öffentlichen, sondern nur noch private Messen zelebrieren, und er lebt unter Hausarrest in einer Einsiedelei.»

Bistum Sitten stellt Umsetzung der Massnahmen sicher

Die Diözese Sitten teilte mit, dass sie Anfang Juli 2022 ein Schreiben an alle Pfarreien der Diözese verschickt habe. Darin habe Bischof Jean-Marie Lovey alle Pfarrer aufgefordert, Bitten von Nicolas Buttet nach geistlicher Betätigung zu melden.

«Es handelt sich hier nicht um eine zusätzliche Massnahme. Mit dem Schreiben stellen wir lediglich sicher, dass die Massnahmen, welche die die Diözese Fréjus-Toulon ergriffen hat, auch tatsächlich umgesetzt werden», erklärt Pierre-Yves Maillard, der Generalvikar von Sitten.

Exklaustration für ein Jahr

«In gegenseitigem Einvernehmen haben Nicolas und ich eine einjährige Exklaustration beschlossen. Diese gilt seit Oktober 2022. Die Zeit wird helfen, eine notwendig gewordene Distanz zwischen der Gemeinschaft und Nicolas entstehen zu lassen», sagt der Moderator Cyrille Jacquot. Während einer Exklaustration lebt ein Ordensmitglied zweitweise ausserhalb der Gemeinschaft. Sie kann maximal drei Jahre dauern.

Von links: Cyrille Jacquot, Leiter der Gemeinschaft Eucharistein, bei seiner Wahl 2020, Dominique Rey, Bischof von Fréjus-Toulon.
Von links: Cyrille Jacquot, Leiter der Gemeinschaft Eucharistein, bei seiner Wahl 2020, Dominique Rey, Bischof von Fréjus-Toulon.

«Nicolas ist weiterhin Mitglied der Bruderschaft», präzisiert Cyrille Jacquot. Allerdings wünscht sich die Mehrheit der Brüder, dass Buttet nicht mehr zurückkehrt. Dies kann man auch im Visitationsbericht nachlesen: «Kaum ein Mitglied kann sich vorstellen, dass Nicolas in die Bruderschaft zurückkehrt. Sie sagen, dass er nicht in der Lage ist, das Leben zu leben, das er von anderen fordert; also ein Leben strukturiert von Gebet, Fasten, Armut und Arbeit.»

Gemeinschaft stellt Bedingung für Rückkehr von Buttet

Cyrille Jacquot findet ebenfalls deutliche Worte: «Wenn Nicolas weiterhin den Visitationsbericht anficht, ist seine Rückkehr in die Gemeinschaft unmöglich. Er wird, wie alle Mitglieder der Bruderschaft, die im Bericht beschriebenen Tatsachen und das Leid, das einige Brüder und Schwestern erfahren haben, anerkennen müssen.»

Der Bruderschaft Euchariestein besteht aus 41 Mitglieder, die auf drei Gemeinschaften verteilt leben. Sieben Brüder leben aktuell ausserhalb der Gemeinschaft. Darunter sind drei, die wegen Erholung und Einsicht offiziell exklaustriert sind.

Auf Anfrage von cath.ch teilt Nicolas Buttet am 16. Februar 2023 seine Version der Ereignisse in Bezug auf die Visitation und seinen Hausarrest in der Einsiedelei mit.

Über die kanonische Visitation

Nicolas Buttet
Nicolas Buttet

«Ich möchte klarstellen, dass der Antrag auf Nichtigkeit der kanonischen Visitation nicht auf meine Initiative zurückgeht. Ich wurde von den römischen Behörden aufgefordert, den Antrag wegen eines schwerwiegenden Formfehlers zu stellen. Ich bin nicht von den Visitatoren angehört worden. Und dies trotz des ausdrücklichen Mandats, das der Bischof den Visitatoren erteilt hatte, und trotz eines besonderen Schreibens des Bischofs an P. [Père Gilbert] Narcisse, welches verlangte, dass auch ich angehört werde. (…) Ich habe den Antrag auf Nichtigkeit also im Gehorsam gegenüber den römischen Behörden gestellt.»

Zum Hausarrest

«Ich weise darauf hin, dass ich am 23. Januar 2023 auf Wunsch von Rom und Bischof Rey meinen formellen Antrag auf Austritt aus der Bruderschaft gestellt habe. Der Rat der Bruderschaft (bestehend aus dem Moderator und den Verantwortlichen der Häuser, Anm. d. Red.) hat meinen Antrag abgelehnt. Im Gegenzug hat mir der Moderator eine vorübergehende Exklaustration angeboten».

«Ich wurde gebeten, ein Leben als Einsiedler zu führen, und ich gehorche mit Freude. Vor der Gründung der Bruderschaft habe ich fünf Jahre als Einsiedler in der Chapelle du Scex gelebt. Ich habe also das Leben wieder aufgenommen, das ich bereits nach meiner Tätigkeit im Vatikan als Mitarbeiter von Kardinal Roger Etchegaray geführt habe; ein Leben des Gebets und des Fastens, ein Leben der Handarbeit und des Lesens, ein Leben, in dem ich die Leiden der Welt, die mir begegnen, annehme.»

«Wenn Sie mich jetzt fragen, was ich als Nächstes tun möchte? Gottes Willen folgen! Wenn es nach mir ginge, würde ich mit den Missionarinnen der Nächstenliebe [«missionnaires de la charité»] irgendwohin gehen. Ich würde mit ihnen das leben, was Gott mir ins Herz gelegt hat, als er mich dazu berief, die Eucharistein-Bruderschaft zu gründen. Meine Aufenthalte im letzten Jahr in Kalkutta, Addis Abeba, Taschkent, Nairobi und Rio de Janeiro haben die Flamme des bedingungslosen Dienstes an unseren ärmsten Brüdern und Schwestern in mir neu entfacht. Aber diese Flamme ist in der Eucharistischen Bruderschaft heute kaum mehr zu leben. Kurz vor ihrem Tod durfte ich Mutter Teresa von diesem Feuer in meinem Herzen erzählen. Sie sagte damals zu mir: «Mach das bei dir zu Hause. Es gibt so viele Arme, denen du dienen kannst, sogar in der Schweiz. Das war ein Jahr vor der Gründung von Eucharistein».


Nicolas Buttet, Gründer der Bruderschaft Eucharistein, bei einem Auftritt | © Jacques Berset
18. Februar 2023 | 11:07
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