Eingang Moschee im Haus der Religionen
Schweiz

Es braucht mehr als offene Türen

Zürich, 13.11.16 (kath.ch) Was braucht es, damit Begegnungen mit Fremden stattfinden und Ängste abgebaut werden können? Diese Frage stellt kath.ch-Redaktorin Sylvia Stam in ihrem Kommentar zum «Tag der Offenen Moscheen».

Nur sechs Personen besuchten am gestrigen «Tag der Offenen Moschee» die albanisch-islamische Gemeinschaft in Zürich.  »Es kommen ja meistens diejenigen, die an Religion interessiert sind, und davon gibt es immer weniger», begründete ein Mitglied der Gemeinschaft die kleine Besucherzahl. Eine Begründung, die meiner Meinung nach zu kurz greift.

Die eigenen Türen für andere zu öffnen, ist ein Ausdruck von Vertrauen, und es schafft umgekehrt Transparenz. Beides ist wichtig in einer Gesellschaft, in der Ängste vor Überfremdung herum sind. Dennoch reicht es offensichtlich nicht, die Türen zu öffnen, um diesen Ängsten entgegenzuwirken.

Was es braucht, sind Plattformen, wo auch jene zu Wort kommen, die gestern nicht in die Moscheen kamen. Wo Menschen ihre Ängste formulieren können, ohne gleich als fremdenfeindlich verschrien zu werden. Und wo umgekehrt Menschen ihre Wut und ihren Schmerz über Vorurteile, die sie erfahren, äussern können. Plattformen, wo gerade in dieser gegenseitigen Zumutung Begegnung stattfinden kann, wenn sie in einem begleiteten Rahmen geschieht.

Dafür reicht ein «Tag der Offenen Moscheen» allein nicht, so wichtig er auch ist. Hier sind auch Politik, Schule und Medien gefragt, solche Plattformen zu bieten und zu moderieren. Und hier hat vielleicht auch die Kirche eine ganz besondere Aufgabe, zu deren Kerngebiet die Seelsorge seit jeher gehört. Die Sorge um die Seelen auf beiden Seiten. (sys)


Eingang Moschee im Haus der Religionen | © Barbara Fleischmann
13. November 2016 | 17:12
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