Daniel Bogner
Schweiz

Neues Beratungsangebot: «Moralist» hilft in kirchlichen Lebensfragen

Zürich, 27.9.17 (kath.ch) Sex, Geld und Lifestyle haben in den heutigen Medien eines gemeinsam: Landauf, landab geben Beraterinnen und Berater in den Gratis-Medien und auch in seriöseren Blättern ihre Meinung zu den genannten Problemfeldern. Nun steigt auch das theologische Portal «Feinschwarz» mit dem «Moralisten» als Berater auf diesen Zug auf.

«Kann ich doppelt ausbezahlten Lohn zurückfordern?», «Wieso war die Liebe plötzlich weg?», «Wann ist das Tragen einer Krawatte Pflicht?» – Auf solche und ähnliche Fragen antwortet in allen möglichen Medien eine Vielzahl von Fachleuten. Dieses Beratungsangebot fehlte bisher im kirchlichen Bereich. Eingesprungen ist nun Professor Daniel Bogner, der an der theologischen Fakultät in Freiburg (Schweiz) Moraltheologie und Ethik lehrt.

Unter dem Rubrikentitel «Frag’ den Moralisten!» beantwortet er Fragen zur praktischen Umsetzung kirchlicher Vorschriften. So fragt eine «Annett K, ob sie den Friedengruss im Gottesdienst verweigern darf, wenn sie erkältet ist. Sie befürchtet, dass sie den Banknachbarn ihre Bakterien weitergibt, indem sie diesen die Hand reicht. Der «Moralist» gibt ihr auf «feinschwarz.net» eine ausführliche Antwort.

Qualität der Antwort bleibt massgebend

Ziel des neuen Angebots ist es, Menschen eine Anlaufstelle bei ihrer Suche nach Orientierung und in Entscheidungssituationen zu geben, auch zu Themen, die mit der Religion zu tun haben, erklärt Daniel Bogner gegenüber kath.ch. Das Angebot soll einfach und niederschwellig sein.

Die Anliegen können per Mail formuliert werden, man darf anonym bleiben und muss sich nicht zu etwas verpflichten. «Und zweitens haben wir den Anspruch, dass es ein echtes Qualitätsangebot ist», ergänzt der Ethiker. Man könne mit einer humorvollen, auch unterhaltsamen, aber immer mit einer theologisch und ethisch seriösen Antwort rechnen.

Klumpfuss Kommunikation

Beratungsangebote zum Lifestyle gibt es heute zuhauf in den Medien. Mit Lifestyle habe das Angebot «nichts zu tun», wehrt Bogner ab, sondern mit den ganz konkreten Fragen, die viele Menschen haben. «Die Kirchen tun sich mit ihren klassischen Kommunikationskanälen heute oft schwer, darauf wirklich einzugehen», beklagt der Theologe.

Oft fühlen sich die Leute entweder belehrt, manchmal hätten sie auch den Eindruck, die Antworten seien gar nicht wirklich passend für die konkrete Lebenswirklichkeit, in der sie selbst stehen. Der «Moralist» möchte genau da einhaken: «Viele Menschen erwarten durchaus eine Orientierung von der Religion her, aber dieser Rat muss konkret sein.»

Anstossen zum selber Handeln

Die Antwort müsse die Gewissensfreiheit und die Kompetenzen der Menschen respektieren, sich ein Urteil zu bilden und verantwortlich zu handeln. «Wenn die Leute das spüren, hören sie auch einem Rat zu, der mit einer theologischen Kompetenz spricht.» Davon ist der Moralist überzeugt.

Der «Moralist» könne mit seinen Fähigkeiten aber auch an Grenzen stossen. «Es wäre vermessen zu meinen, man könne aus der Ferne und in einem kurzen Format eine Frage oder ein Problem umfassend ausleuchten.» Frage und Antwort seien exemplarisch zu verstehen. Eine breitere Leserschaft soll sehen, wie man von einem theologischen Hintergrund aus sehr konkrete Fragen angehen könne.

Französischer Charme

Auch wenn es auf den einzelnen konkreten Fall nicht immer hundertprozentig passgenau sein mag, könne die Antwort die eigene Urteilsbildung in vergleichbaren Situationen anregen und letztlich die ethische Kompetenz jedes einzelnen stärken. Wenn theologische Ethik so etwas leiste, dann habe sie viel geschafft, betont Bogner. Der Name «Moralist» sei deshalb mit einem Augenzwinkern zu verstehen, «einfach weil man die Moraltheologen im Französischen früher gerne so genannt hat».

Bezüglich der Fragestellungen gebe es bewusst keine Einschränkung. An den «Moralisten» könne sich jemand wenden, der beunruhigt und getrieben sei, weil er sich zwischen überlieferten – kirchlichen – Vorschriften und der eigenen inneren Stimme zerrissen fühle. Es könne aber auch die Neugierde zu bestimmten religiösen Traditionen oder Ritualen sein, die man hinterfrage – oder aber die Gewissensfragen, für die man ansonsten kaum Ansprechpartner finde. «Damit das Ganze auch unterhaltsam für Leserinnen und Leser bleibt, würde ich sagen: Je konkreter die Frage, desto besser.»

Auch Kirchenferne dürfen fragen

Angepeilt werde kein spezielles Zielpublikum. Kirchentreu und kirchenfern, alt und jung, mit ethischen Überlegungen «vorbelastet» oder nicht, das spiele keine Rolle. Entscheidend sei, dass sich jeder Mensch immer wieder Fragen stelle, wie er bei bestimmten Konflikten und unter innerem oder äusseren Druck handeln solle und was für ihn Sinn mache. «Menschen fragen dann danach, was für sie hilfreiche Kriterien seien und worauf sie sich stützen könnten. Hierfür soll die neue Sparte ein Angebot sein.» (gs)

Fragen an den «Moralisten» sind zu richten über folgende Adresse: redaktion@feinschwarz.net

Daniel Bogner | © zVg
28. September 2017 | 08:36
Lesezeit: ca. 3 Min.
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