Kari Bürgler - der beliebte und geschätzte Seelsorger in Uzwil ist vor kurzem nach langer Krankheit im Alter von 58 Jahren verstorben.
Schweiz

Ehrlich, engagiert, erfrischend: Seelsorger «Kari» Bürgler werden viele schmerzlich vermissen

Karl Bürgler, der beliebte und geschätzte Seelsorger der katholischen Kirche Uzwil und Umgebung, ist nach langer Krankheit im Alter von 58 Jahren gestorben. Der Geistliche hat stets für seine Überzeugungen gelebt und dabei auch volksnahe Formen der Liturgie kreiert: Zum Beispiel während Corona einen Weihnachtsgottesdienst in einer Tiefgarage.

Wolfgang Holz

«Das ganze Dorf hat damals gewusst, dass er Priester wird», erinnert sich Ingrid Krucker an den verstorbenen Seelsorger. Sie war eine theologische Weggefährtin Bürglers, die mit ihm an der Theologischen Fakultät in Chur studierte und heute Seelsorgerin und Leiterin des St. Galler Regensamts ist.

Stammt aus Illgau

«Während dem Studium gestalteten wir zu dritt die erste Predigt zum Gut Hirt Sonntag in der Kirche von Illgau, jenem kleinen Ort in den Schwyzer Bergen, wo er in einer grossen, tiefreligiösen Familie aufgewachsen ist», erzählt Krucker weiter. Seine Herkunft habe ihn sehr geprägt. Ebenso wie die Tatsache, dass sein Onkel, «Carlos» Bürgler, 44 Jahre lang als Missionar in Bolivien arbeitete – davon 22 Jahre als Bischof im Vikariat Reyes.

Karl Bürgler
Karl Bürgler

Zusammen mit Karl Bürgler arbeitete die heute 56-Jährige später mehrere Jahre lang in der Seelsorgeeinheit der katholischen Kirche Uzwil. Dort wurde Bürgler 2008 als Pastoralassistent und als Mitglied im Pastoralteam angestellt. Vorgängig war er schon einige Jahre in Uzwil als Präses der Pfadi und in der Firmung ab 18 in einem kleinen Teilpensum tätig.

«Tiefe Spiritualität»

 »Seine Ehrlichkeit und Transparenz, vor allem seine tiefe Spiritualität sowie seine innere Ruhe und Gelassenheit, wenn immer er Gott ins Spiel brachte, waren für uns beeindruckend», charakterisiert die Theologin ihren Seelsorgekollegen.

Doch warum war Bürgler eigentlich als Pastoralassistent in Uzwil tätig? Schliesslich wurde er nach seiner Priesterweihe Pfarrer in der Nidwaldner katholischen Kirchgemeinde in Buochs. Als er 2002 seiner Gemeinde jedoch von der Kanzel herunter verkündete, dass er homosexuell sei und einen gleichgeschlechtlichen Partner habe, suspendierte ihn der Bischof von allen seinen priesterlichen Funktionen.

«Comingout»: Buochs verlor beliebten Pfarrer

Darüber berichtete der «Tagesanzeiger» mit der Schlagzeile «Der Befreiungsschlag eines schwulen Seelsorgers». Bürgler löste einen Aufschrei im Dorf aus. Nicht aber, weil die Gläubigen verärgert waren, sondern weil sie einen überaus beliebten Seelsorger verloren hatten.

Aufgestellt und engagiert: Karl Bürgler - so wie ihn viele kannten.
Aufgestellt und engagiert: Karl Bürgler - so wie ihn viele kannten.

Der Geweihte selbst war sich der Konsequenzen seines Handelns zwar bewusst. Bekannte aber gegenüber dem «Tagesanzeiger»: «Ich konnte nicht anders, als offen und ehrlich zu meiner Beziehung zu stehen.»

Arbeitete auch als Möbelpacker

Nach seinem «Comingout» war Karl Bürgler mehrere Jahre arbeitslos und lebte im sanktgallischen Flawil. Dabei war er sich nicht zu schade, auch einen Job als Möbelpacker anzunehmen. Bis er dann die Stelle in Uzwil antreten konnte, wo er bis zuletzt als «Diakonie-Animator» agierte.

In dieser Funktion schlug der laisierte Seelsorger ausgesprochen innovative Formen der Glaubensvermittlung ein. Er suchte stets den Weg zu den Menschen, denen er nahe sein wollte.

«Wir…anders.»

Aus diesem Grund gründete er mit einigen anderen Gemeindemitgliedern die Gruppe «wir…anders». Ein Motto, das mit immer neuen, überraschenden Inhalten gefüllt wurde. Zum Beispiel feierte er während Corona 2022 einen Weihnachtsgottesdienst in einer Migros-Tiefgarage in Uzwil.

Während der Corona-Zeit feierte Karl Bürgler einen Weihnachtsgottesdienst in der Migros-Tiefgarage in Uzwil.
Während der Corona-Zeit feierte Karl Bürgler einen Weihnachtsgottesdienst in der Migros-Tiefgarage in Uzwil.

Anderswo hängte die Gruppe an Bäumen Lesezeichen auf mit dem Slogan «wir blühen anders». Ja, sogar Erfrischungsgetränke wurden an Sitzbänken in der Kirchgemeinde ausgeschenkt – gemäss der Idee: «Kirche soll erfrischend sein.»

Ferien für Senioren

Gleichzeitig kümmerte er sich im Rahmen eines Vereins auch um die Abgabe von Lebensmitteln an Armutsbedürftige und ukrainische Flüchtlinge. Für Senioren veranstaltete er Ferien und Ausfahrten nach Tirol und in den Schwarzwald. Selbst als er schon zu 100 Prozent wegen seiner Krebserkrankung krankgeschrieben gewesen war, erinnert sich ein Gemeindemitglied, habe er sich noch der Gruppe «wir…anders», seinem Herzensprojekt, gewidmet.

Für junge Menschen setzte er sich in Form eines lebensnahen Firmwegs für Personen ab 18 Jahren ein. Apropos Jugend: Eine grosse Leidenschaft für Karl Bürgler war seine langjährige Begeisterung für die Pfadfinder.

Passionierter Pfadi

«Kari Bürgler hiess bei uns ‘Gillette’ in der Pfadi St. Georg», erinnert sich Abteilungsleiterin Karin Raschle. «Gillette» sei fast 20 Jahre lang ein wichtiger Teil der Pfadi-Abteilung gewesen. «Mit viel Herzblut hat er überall Spuren hinterlassen. Durch seine Fröhlichkeit, seine Güte, seine Hilfsbereitschaft und sein hohes Engagement war er für uns alle ein grosses Vorbild, ein Wegbegleiter und ein Freund», schwärmt Raschle. Und nicht nur das.

"Gillette" - so lautete Karl Bürglers Pfadi-Name. Als Präses der katholischen Pfadi St. Georg kochte er unter anderem gerne und fein als Lagerkoch.
"Gillette" - so lautete Karl Bürglers Pfadi-Name. Als Präses der katholischen Pfadi St. Georg kochte er unter anderem gerne und fein als Lagerkoch.

«Sein Reisesegen vor jedem Lager, die Waldweihnacht und vor allem seine Kochkünste als Lagerkoch haben viele Pfadfinder-Herzen zum Strahlen gebracht. All die Gedanken, Bilder, Augenblicke und Gefühle sind in unseren Herzen und werden für immer an ihn erinnern.»

Kari Bürgler werde nun sicher ein «Loch» in der Pfadi hinterlassen, ist Karin Raschle überzeugt. Aber nicht nur in der Pfadi werden ihn nach seinem Tod viele Menschen vermissen.

Der Trauergottesdienst für Karl Bürgler findet am Montag, 3. April, um 14 Uhr, in der katholischen Kirche in Niederuzwil statt.


Kari Bürgler – der beliebte und geschätzte Seelsorger in Uzwil ist vor kurzem nach langer Krankheit im Alter von 58 Jahren verstorben. | © zVg
22. März 2023 | 16:52
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