Putin und Kyrill im November 2021.
Zitat

«Die russisch-orthodoxe Kirchenführung hat sich mit den Verbrechen des Krieges gemein gemacht»

«Es sind heute auch Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche hier. Dass sie hier sind, ist in diesen Zeiten keineSelbstverständlichkeit. Dass ihnen die Wahrheit über diesen brutalen Krieg und Kritik an der Rolle ihrer Kirchenführung nicht erspart bleiben wird, das erwarte ich von dieser Versammlung.

Ja, es geht unter Christen immer wieder ums Brückenbauen. Das ist und bleibt eine der wichtigsten Aufgaben. Aber Brückenbauen braucht Bereitschaft auf beiden Seiten des Flussufers; es kann keine Brücke entstehen, wenn eine Seite die Stützpfeiler einreisst.

Aber wenigstens Dialog müsse doch sein, hiess es im Vorfeld der Vollversammlung. Ja, aber Dialog ist kein Selbstzweck. Dialog muss ans Licht bringen, was ist. Dialog muss Unrecht zur Sprache bringen, muss Opfer benennenebenso wie Täter – und deren Erfüllungsgehilfen. Ein Dialog dagegen, der sich auf fromme Wünsche beschränkt und im Ungefähren bleibt, wird schlimmstenfalls zur Bühne für Rechtfertigung und Propaganda. 

Um welchen Dialog geht es hier? Das ist die Wahl, vor der diese Versammlung steht, und unsere deutsche Haltung – ich spreche hier auch im Namen der Bundesregierung – ist klar.

Ich will heute auch daran erinnern, dass hunderte russisch-orthodoxe Priester trotz Bedrohung durch Putins Regime öffentlich widerstanden und sich gegen den Krieg gestellt haben. 

Ich möchte mich heute auch an diese Mutigen wenden, deren Beispiel die Friedensverantwortung derReligionen in Erinnerung ruft: Auch wenn ihr heute nicht an dieser Versammlung teilnehmen und zu ihr sprechen könnt – wir hören euch! Möge eure Stimme auch in dieser Versammlung ein Echo finden!

Die russisch-orthodoxe Kirchenführung hat sich mit den Verbrechen des Krieges gegen die Ukraine gemein gemacht. Diese als Theologie verbrämte totalitäre Ideologie hat dazu geführt, dass auf dem Gebiet der Ukraine bis jetzt auch so viele religiöse Stätten völlig oder teilweise zerstört worden sind, Kirchen, Moscheen, Synagogen, Bildungs- und Verwaltungsgebäude der Religionsgemeinschaften. Kein Christ, der seinen Glauben, seine Vernunft und seine Sinne noch beisammenhat, wird darin Gottes Willen erkennen können.»

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei der Eröffnung der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe die russisch-orthodoxe Kirche kritisiert. Der Moskauer Patriarch Kyrill ist ein Vertrauter Putins und hat immer wieder den russischen Angriff auf die Ukraine religiös legitimiert. (rr) 


Putin und Kyrill im November 2021. | © Keystone
31. August 2022 | 17:06
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