Die Reformation brachte Transformation in die Kirche und die Welt
Salzburg, 22.7.17 (kath.ch) Mit der Reformation ist ein gesamtgesellschaftlicher Transformationsprozess eingeleitet worden, der im Verhältnis der beteiligten christlichen Kirchen erst jetzt zu einem Ende gekommen ist. Darauf hat der evangelische Bischof Michael bei den «Desputationes» im Rahmen der «Ouverture spirituelle» der Salzburger Festspiele am Samstag hingewiesen.
Erst 2016 konnten Lutheraner und Katholiken in der Erklärung von Lund verbindlich auf Weltebene gemeinsam feststellen, «dass sie und die Gemeinschaften, in denen sie ihren Glauben leben, zu dem einen Leib Christi gehören. Es wächst das Bewusstsein, dass der Streit des 16. Jahrhunderts zu Ende ist. Die Gründe dafür, den Glauben der Anderen gegenseitig zu verurteilen, sind hinfällig geworden.»
«Spielverlauf» hat sich verändert
Mit diesem Hinweis auf die gemeinsame Erklärung der beiden Kirchen machte Bünker bei seiner Rede an den Festspielen klar, dass die Reformation bis heute andauerte.
«Die Gründe, den Glauben der Anderen zu verurteilen, sind hinfällig geworden.»
Rückblickend könne man feststellen, dass die kirchlichen Akteure in der Reformation einen Prozess in Gang gesetzt hätten, der eine gesamtgesellschaftliche Eigendynamik ausgelöst habe. Wie bei einem Spiel mit mehreren Beteiligten könne man heute sagen, dass der Spielverlauf «gegenüber den Plänen und Absichten der Spieler» sich verändert habe.
Der Gang der Geschichte sei nicht linear verlaufen: «Es war ein komplexer Transformationsprozess, der die Entwicklung zur modernen Gesellschaft kennzeichnet und viele der Eckpunkte liegen nicht auf der Fluchtlinie der Entwicklung, sondern neben ihr», so Bünker.
Von der Erneuerung zum Bruch
Die Reformation habe nicht nur einen Übergang ausgelöst, sie habe ihrerseits viele bereits im Spätmittelalter vorhandene Elemente aufgegriffen und . «Nichts an der Reformation ist absolut neu, alle ihre Leitbegriffe sind vorher schon da», so der evangelische Bischof unter Verweis auf spätmittelalterliche Impulse hinsichtlich Theologie, Gottesdienst, Frömmigkeit und soziale Praxis.
Sei es bei den Reformatoren anfangs um eine Erneuerung der Kirche im Sinne einer Wiederherstellung und Reinigung der Kirche gegangen, so sei es bei Luther dann doch zu einem Bruch mit dieser Haltung, der Kirche seiner Zeit, der römischen Papstkirche und der Schaffung von etwas ganz Neuem gekommen.
Aufrecht und frei leben
Bis heute gebe es einen wirkmächtigen Kern des reformatorischen Aufbruchs: «Es ist der Glaube, der zwischen Gott und Mensch kritisch unterscheidet.» Damit könne und solle der Mensch, so Bünker weiter, indem er Gott als Gott anerkennt, «aufrecht, frei und verantwortlich leben». (kap)
Die Schweizer Theologin Eva-Maria Faber zur Erklärung von Lund:
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