Jugendliche feiern Gottesdienst in der Ranftschlucht.
Schweiz

Die Ranftschlucht ist einfach der richtige Ort

Luzern, 13.12.16 (kath.ch) Am vierten Adventswochenende werden erneut rund 1000 Jugendliche zum Ranfttreffen aufbrechen. 2016, kurz vor Beginn des Bruder Klaus-Gedenkjahrs, findet das Treffen zum 39. Mal statt. Über eine geografische Verlegung sei immer wieder diskutiert worden, sagt Esther Burri von Jungwacht Blauring Schweiz (Jubla) gegenüber kath.ch. Aber: Bislang sind die Organisatoren noch immer zum Schluss gekommen: «In der Ranftschlucht sind wir am richtigen Ort.»

Barbara Ludwig

Esther Burri hat mit 14 Jahren erstmals am Ranfttreffen teilgenommen. Heute wirkt die 38-jährige Sozialpädagogin bei der Organisation der grössten, jährlich stattfindenden Sternwanderung für Jugendliche und junge Erwachsene in der Schweiz mit, an der sich unterdessen auch Familien beteiligen. Sie koordiniert die Aktivitäten der ehrenamtlich tätigen Fachgruppe Ranfttreffen, wie das Organisationskomitee innerhalb der Jubla genannt wird.

Treffen in der Natur

Für einen Artikel im Gedenkband «Mystiker Mittler Mensch. 600 Jahre Niklaus von Flüe 1417-1487», der zum Jubiläumsjahr von Bruder Klaus erschienen ist, hat Burri die Geschichte des Ranfttreffens rekonstruiert. Darin erfährt man, dass das Vorweihnachtstreffen erstmals Anfang der 1970er Jahre auf der Ruine Grasburg bei Schwarzenburg im Kanton Bern durchgeführt wurde. An dem Ort stiess man aber schnell an die Kapazitätsgrenzen.

Die Verantwortlichen, das war damals noch die Schweizerische Kirchliche Jugendbewegung, suchten deshalb nach einem neuen Ort – und fanden ihn in der Ranftschlucht. An dem Ort, wo der Eremit Niklaus von Flüe im 15. Jahrhundert lebte, fand das Treffen erstmals 1977 statt. Den Organisatoren sei wichtig gewesen, das Treffen in der Natur durchzuführen, heisst es im Gedenkband.

Immer wieder Diskussionen über Zeit und Ort

Seither habe es immer wieder Diskussionen über Zeit und Ort des Treffens gegeben, sagt Burri gegenüber kath.ch. «Und sie finden auch jetzt noch statt. Einerseits überlegt man sich immer wieder, das Treffen an einem anderen Datum anzusetzen. Es ist kalt, es ist Winter. Und in der Adventszeit ist auch sonst schon extrem viel los.» Dann frage man sich auch, ob das Treffen an einem zentraleren Ort stattfinden soll. Die Diskussionen endeten bislang immer am gleichen Punkt: «In der Ranftschlucht sind wir am richtigen Ort.»

Warum diese Treue zum Ranft? «Weil wir jedes Jahr wieder diese Kraft spüren. Wie das Organisationskomitee damals vor bald 40 Jahren und wohl auch schon Niklaus von Flüe», sagt Burri. Es sei eine Energie von grosser Intensität, die durch einen ströme.

Das Ranfttreffen entwickelte sich über die Jahrzehnte zu einem Magneten für junge aktive Katholiken. 1977 zählte man rund 650 Teilnehmer, die zu nächtlicher Stunde von Sarnen OW in die Ranftschlucht pilgerten und dort mit einem Bischof die Eucharistie feierten. Von Jahr zu Jahr nahmen mehr Menschen teil. Die Organisatoren bauten das Angebot kontinuierlich aus, schreibt Burri. 1980 kam Sachseln OW als zusätzlicher Ausgangspunkt hinzu. Ab 1985 konnte man den langen Pilgerweg von Stans NW unter die Füsse nehmen, der heute nicht mehr im Programm ist. 1991 waren unter dem Motto «Hoffnungsfunken» über 4000 Jugendliche und junge Erwachsene gemeinsam unterwegs.

Krise überwunden

Später kam es zur Krise. Es gab Jugendliche, die Alkohol tranken und randalierten. Der Massenevent lockte Junge an, denen es nicht nur um Spiritualität und Besinnung ging. «Damals gab es Teilnehmer, die mit dem Inhalt überfordert waren, weil sie zu jung waren», sagt Burri. Jubla Schweiz, seit 1997 für die Durchführung des Treffens verantwortlich, beschloss, 2005 ein Mindestalter von 15 Jahren einzuführen. In der Folge gingen die Teilnehmerzahlen zurück. 2006 zählte man noch rund 800 Personen am Ranfttreffen. Unterdessen sind es wieder etwas mehr. 2013 wurde mit insgesamt 1079 Teilnehmern die 1000er Marke wieder überschritten. Für die diesjährige Ausgabe mit dem Motto «Pack es an» haben sich rund 1200 Personen angemeldet.

Die Krise sei «spürbar» überwunden, sagt Burri. Indizien sind für die Koordinatorin die Zunahme der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und die friedliche Stimmung, die während des ganzen Anlasses herrsche. Und nicht zuletzt hat man festgestellt, dass viele Personen regelmässig ans Ranfttreffen kommen.

Auch den 2010 eingeführten Familienweg bezeichnet Burri als Erfolg. Damit sei es gelungen, Menschen, die einst als Jugendliche am Treffen teilnahmen, zurückzuholen. «Nicht wenige sind bereit, wieder eine dreistündige Zugfahrt in die Zentralschweiz auf sich zu nehmen», so Burri. Zudem habe der Familienweg die regionale Verankerung des Events gefördert.

Die Zahl macht es nicht aus

Heute habe das Ranfttreffen in der Jugendseelsorge der Pfarreien einen festen Platz, lautet ihr Fazit. Sehr viele Pfarreien nähmen mit Firmgruppen teil oder würden Familien im Rahmen der Vorbereitung auf die Erstkommunion einbeziehen.

Sowieso. Burri möchte den Erfolg des Vorweihnachtstreffens nicht an den Teilnehmerzahlen festmachen. «Es ist erfolgreich, wenn die Teilnehmenden glücklich heimgehen, wenn sie sich mit dem Motto des Treffens auseinandergesetzt haben und davon etwas in ihren Alltag mitnehmen. Wer heute teilnimmt, ist wirklich an spirituellen und kirchlichen Themen interessiert.»

Jugendliche feiern Gottesdienst in der Ranftschlucht. | © Jubla Schweiz
13. Dezember 2016 | 08:18
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