Deutschsprachige Jugendverbände am Vernetzungstreffen
Schweiz

Jugendverbände fordern Mitsprache und Transparenz in der Kirche

Luzern/München, 9.9.18 (kath.ch) Verantwortliche der katholischen Jugendarbeit der deutschsprachigen Länder appellieren an die Synodenväter: Mehr Mitbestimmung junger Menschen, die Anerkennung sexueller Orientierungen und Geschlechtervielfalt sowie Transparenz in der Kirche fordern sie in einer gemeinsamen Erkläung. Mit Viktor Diethelm, Claude Bachmann und Frank Ortolf  waren auch drei Schweizer Vertreter von Jugendverbänden dabei.

«Es geht darum, vor der Jugendsynode den Bischöfen im deutschsprachigen Raum jene Anliegen deutlich zu machen, die junge Menschen an die Kirche und somit an die Bischofssynode im Herbst haben», erläutert Viktor Diethelm das Anliegen gegenüber kath.ch.

Diethelm ist Leiter der Fachstelle für offene kirchliche Jugendarbeit und Ansprechperson des Kompetenzzentrums Jugend der römisch-katholischen Kirche der Schweiz. In dieser Funktion vertrat er «Jungwacht und Blauring Schweiz» (Jubla), die «Deutschschweizer Arbeitsstelle für Ministrantenpastoral» und den  «Verband katholischer Pfadi».

Anerkennung von Geschlechtervielfalt

Das Vernetzungstreffen vom 6. bis 9. September wurde vom «Bund der Deutschen Katholischen Jugend» organisiert und fand erstmals statt. Entstanden ist in diesen drei Tagen eine Erklärung mit fünf Thesen. Darin fordern die Verbände an erster Stelle die «Anerkennung von sexueller Orientierung und Geschlechtervielfalt», wie dies auch in der Jugendarbeit eine Selbstverständlichkeit sei.

Die Synodenväter werden aufgerufen, ihre Leitungsverantwortung zu teilen. Jugendverbände handelten nach dem Prinzip «Jugend leitet Jugend» – nämlich selbstbestimmt und selbstorganisiert. «Ausgehend von diesen positiven Erfahrungen erwarten wir verbindliche Mitbestimmung in der gesamten Kirche», heisst es in der zweiten These.

Zulassung zu Weiheämtern überdenken

Die Jugendverbände erwarten ausserdem, dass die katholische Kirche ihre Bedingungen für die Zulassung zu Weiheämtern überdenkt. Auch in den Jugendverbänden achte mach auf «geschlechterparitätische Besetzung von Leitungsämtern». In der Kirche wären diesbezüglich dezentrale Lösungen allenfalls hilfreich.

Des Weiteren fordern die Jugendvertreter von den Bischöfen den Einsatz für benachteiligte Menschen, namentlich für Flüchtlinge, sowie eine Abkehr vom Klerikalismus: «Wir wollen eine Kirche mit transparenten Strukturen, die nicht in alten Mustern verharrt, sondern Wege in die Gegenwart findet», so die fünfte These.

Alain de Raemy hat die Thesen erhalten

«Es war eine intensive und spannende Zeit», sagt Viktor Diethelm gegenüber kath.ch. Die Vertreter der deutschsprachigen Jugendverbände seien sich in vielen Punkten einig gewesen, auch wenn es bei einigen Details nicht ganz einfach gewesen sei. Die Erklärung werde nun den Bischöfen zugesandt. Jugendbischof Alain de Raemy, der die Schweiz an der Synode vertreten wird, hat sie laut Diethelm bereits erhalten. «Wir erhoffen uns dadurch, dass die Anliegen der Jugendlichen aus dem deutschen Sprachraum so in die Jugendsynode gelangen und dort diskutiert werden.»

Folgetreffen in Österreich

Den 21 Vertretern von Jugendverbänden und kirchlicher Jugendarbeit sei deutlich geworden, dass in der Vernetzung und im Austausch eine grosse Kraft liege. Daher sei für 2019 ein Folgetreffen in Österreich geplant. «In der Zwischenzeit werden wir sicherlich in Kontakt bleiben, da nebst der thematischen Verbundenheit auch Freundschaften entstanden», verrät Diethelm. Begleitet wurde Diethelm von Frank Ortolf, Stellenleiter Jugendseelsorge Zürich und Präsident des Vereins deutschschweizer Jugendseelsorger und von Claude Bachmann, Leiter Fachbereich kirchliche Jugendarbeit der katholischen Landeskirche Graubünden. 

Die Erklärung wurde nebst den Vertretern der Jugendpastoral aus der Schweiz auch vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), der Katholischen Jugend Österreichs, der Katholischen Jungschar Südtirols sowie Südtirols Katholischer Jugend unterzeichnet.

Der BDKJ wurde vor kurzem zusammen mit der Jubla mit dem Herbert-Haag- Preis 2019 ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet am 24. März in Luzern statt. (sys/kna)

 

Deutschsprachige Jugendverbände am Vernetzungstreffen | © Bund der Deutschen katholischen Jugend
9. September 2018 | 17:36
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