Luther und Melanchthon auf Vatikan-Briefmarke
Vatikan

Deutschland beendet Luther-Jahr – Vatikan-Marke setzt es fort

Rom/Wittenberg, 1.11.17 (kath.ch) Deutschland hat das offizielle Luthergedenk-Jahr beendet. Dank dem Vatikan geht es weiter. Eine neue Postmarke aus Rom hat Luther zum Sujet. Ab dem 23. November geht diese in den Handel und wird dann von Rom aus an den deutschen Reformator erinnern. Am 31. Oktober fand in Wittenberg ein Festgottesdienst zum Abschluss des Luther-Jahrs statt. Deutschlands Katholiken waren durch Kardinal Marx vertreten.

Der Vatikan würdigt Martin Luther 500 Jahre nach Beginn der Reformation mit einer 1-Euro Briefmarke. Sie zeigt jedoch nicht das Konterfei des deutschen Reformators, sondern das Bild über dem Thesenportal der Schlosskirche in Wittenberg aus dem 19. Jahrhundert: Zu sehen ist dort Christus am Kreuz vor der Stadt, links daneben kniet Luther mit der deutschen Bibel, rechts vom Kreuz der Reformator Philipp Melanchthon mit dem Augsburger Bekenntnis.

Die Feiern zum Reformationsjubiläum haben in Deutschland am Dienstag ihren Abschluss mit einem Festgottesdienst in der Wittenberger Schlosskirche und einem anschliessenden Staatsakt gefunden. In ganz Deutschland erinnerten zudem die Protestanten an den 500. Jahrestag des Beginns der Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen zum Ablass veröffentlicht, die zum Auslöser der Reformation wurden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte in ihrer Festansprache im Stadthaus Wittenberg die Vielzahl und Vielfalt der Veranstaltungen im Reformationsgedenkjahr als beeindruckend. Die Beteiligung der Bundesregierung daran sei Ausdruck ihres Bemühens, ein reiches religiöses Leben in Deutschland zu ermöglichen.

Lieber Papst Franziskus, wir danken Gott von Herzen für dein Zeugnis der Liebe und Barmherzigkeit.

Unter den Gästen aus den Kirchen waren neben zahlreichen Vertretern der Evangelischen Kirche auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic.

«Papst Franziskus, Bruder in Christus»

Der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, würdigte in seiner Predigt den Beginn der Reformation als einen «Akt der Befreiung». Der legendäre Thesenanschlag durch Martin Luther sei eine Befreiung für diesen persönlich, für die Kirche und für die Welt gewesen.

Bedford-Strohm dankte Kardinal Marx für Mut und Geschwisterlichkeit im Reformationsjahr. Weiter sagte er: «Und ich rufe am 500. Jahrestag der Reformation von Wittenberg aus dem Papst in Rom zu: Lieber Papst Franziskus, Bruder in Christus, wir danken Gott von Herzen für dein Zeugnis der Liebe und Barmherzigkeit, das auch für uns Protestanten ein Zeugnis für Christus ist.»

Wir versprechen, dass wir Zeugen der Hoffnung sein werden.

Am Ende des Gottesdienstes überreichten Bedford-Strohm und Marx gemeinsam dem deutschen Bundespräsidenten ein Kreuz, wie es im Buss- und Versöhnungsgottesdienst in Hildesheim am 11. März symbolisch aufgerichtet worden war. «Wir versprechen Ihnen und allen Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes, dass wir Zeugen der Hoffnung sein werden», sagte der Münchner Kardinal. Er hob zugleich hervor, dass die Kirche «älter und grösser als die Zerstrittenheit der Konfessionen» sei.

Vatikan und Lutheraner: «Spirituelle und theologische Gaben»

Unterdessen bewerteten der Vatikan und die evangelisch-lutherische Kirche das zu Ende gehende Reformationsgedenkjahr positiv. In einer Stellungnahme des Lutherischen Weltbundes (LWB) und des Päpstlichem Ökumenerates äusserten beide Kirchen am Dienstag «tiefe Dankbarkeit für die spirituellen und theologischen Gaben» der Reformation.  Gleichzeitig baten sie um Vergebung für ihr «Versagen» und die gegenseitigen Kränkungen der vergangenen 500 Jahre.

Die Briefmarke will ausdrücken, dass es nur einen Christus gibt.

Zugleich verpflichten die Kirchen sich, den «gemeinsamen Weg zur grösseren Einheit fortzusetzen». Um die verbleibenden Differenzen zu überwinden, wollen sie vor allem ihr Verständnis von Kirche, Eucharistie und kirchlichem Amt prüfen, um bei den theologisch besonders strittigen Themen einen Konsens zu erreichen.

Luther und der Fürstbischof von Genf

Briefmarke Franz von Sales | © zVg

Neben der Luther-Briefmarke gibt der Vatikan auch eine solche zum Gedenken an den 450. Geburtstag des Ordensgründers und Kirchenlehrers Franz von Sales (1567-1622) heraus. Der Fürstbischof von Genf war ein gefragter Gesprächspartner und Berater der Mächtigen Europas.

Zur Erinnerung an den Beginn der Reformation erklärte der Leiter des Vatikanischen Briefmarkenamts Mauro Olivieri: «Die Briefmarke will ausdrücken, dass es nur einen Christus gibt, zu dessen Füssen sowohl Protestanten wie Katholiken knien.» Der Vorschlag für das Motiv vom «Thesenportal», an dem Luther der Tradition nach seine 95 Thesen angeschlagen haben soll, war Olivieris Idee. Es zeige zwei wichtige Vertreter der Reformation.

Keine «Rehabilitierung» Luthers

Als eine Art «Rehabilitierung» Luthers sei die Vatikan-Marke nicht zu verstehen, sagte Olivieri dem Römer Korrespondenten von kath.ch. Es gehe vielmehr um die «Anerkennung einer Entwicklung». Die Kirchenspaltung, die Luther auslöste, sei heute zumindest in Teilen überwunden. Daher könne man positiv in die Zukunft blicken.

Als ein Beispiel nennt Olivieri das gemeinsame Reformationsgedenken von Papst Franziskus mit dem damaligen Präsidenten des Lutherischen Weltbundes, Bischof Munib Younan, vor genau einem Jahr.  Es sei «prophetisch» gewesen und habe die Ökumene einen grossen Schritt vorangebracht.

Als ebenso historisch sieht Olivieri nun die Herausgabe der Luther-Marke. Eine Motiv-Briefmarke sei immer ein besonderes Zeichen der Wertschätzung und eine populäre Form des Gedenkens. Die Ein-Euro-Marke habe man gewählt, weil damit Post aus dem Vatikan nach ganz Europa gehe und die Marke so von vielen Menschen gesehen werde – auch in Deutschland, der Heimat des Reformators. (kna/cic)

Luther und Melanchthon auf Vatikan-Briefmarke | © KNA
1. November 2017 | 11:58
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Luther – Zeuge des Glaubens

Der «Ökumeneminister» des Vatikan, Kardinal Kurt Koch, hat Martin Luther als einen «Zeugen des Glaubens» gewürdigt. «Er hat wesentliche Elemente des christlichen Glaubens wiederentdeckt in seiner damaligen Zeit», sagte Koch am Dienstag dem Kölner domradio.de. Luther habe zugleich «natürlich auch seine Schattenseiten», sagte der Kardinal unter Hinweis auf seine Ausfälle gegenüber Papsttum, Juden oder Türken. Zentral aber sei sein Wille gewesen, die Kirche zu erneuern.

Kardinal Koch | © Georges Scherrer

Der Vorsitzende des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen sprach sich erneut dafür aus, mit den evangelischen Kirchen an einer neuen gemeinsamen Erklärung über Kirche, Eucharistie und Amt arbeiten. «Ich stelle dankbar fest, dass daran schon viel gearbeitet wird, im regionalen Dialog nämlich.» Solche regionale Vorarbeit sei wichtig, um dann zu einer weltweiten Einigung zu kommen.

In der Frage eines gemeinsamen Abendmahls wandte sich Koch gegen nationale Sonderregelungen. «Ich denke, die zentralen Fragen sollten schon auf universaler Ebene angegangen und gelöst werden. Das betrifft Fragen rund um die Themen Kirche, Eucharistie und Amt», sagte er. (kna)