Papst Franziskus (r.) und Munib Younan, Präsident des Lutherischen Weltbunds, in der Kathedrale Lund
International

Papst und Lutheraner wollen Abendmahlsfrage angehen

Lund, 1.11.16 (kath.ch) Papst Franziskus und Spitzenvertreter des Lutherischen Weltbundes (LWB) haben in Schweden gemeinsam an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren erinnert. Bei einem ökumenischen Gebet in der lutherischen Kathedrale von Lund forderten Franziskus und LWB-Generalsekretär Martin Junge am Montag mehr Anstrengungen für eine Überwindung bestehender Differenzen. Anschliessend unterzeichneten der Papst und LWB-Präsident Bischof Munib Younan eine Gemeinsame Erklärung. Darin fordern sie einen vertieften theologischen Dialog über Wege zu einem gemeinsamen Abendmahl.

«Wir dürfen uns nicht mit der Spaltung und der Entfremdung abfinden, die durch die Teilung unter uns hervorgerufen wurden», sagte Franziskus in seiner Predigt am Reformationstag. Das gemeinsame Gedenken biete eine «neue Chance», einen «entscheidenden Moment in unserer Geschichte wiedergutzumachen».

LWB-Generalsekretär Junge rief Katholiken und Lutheraner auf, sich «abzuwenden von einer von Konflikt und Spaltung überschatteten Vergangenheit, um den Weg der Gemeinschaft zu gehen.» Er äusserte die Hoffnung auf ein gemeinsames Abendmahl. Er wünsche sich, künftig nicht nur Brücken zu bauen, sondern auch «Tische – ja, Tische – an denen wir Brot und Wein, die Gegenwart Christi, miteinander teilen können.»

Dem geistlichen Hunger der Menschen begegnen

Vatikan und LWB teilten den Wunsch, die ökumenischen Bemühungen um ein gemeinsames Abendmahl zu vertiefen, heisst es in der zweiseitigen Gemeinsamen Erklärung. «Viele Mitglieder unserer Gemeinschaften sehnen sich danach, die Eucharistie in einem Mahl zu empfangen als konkreten Ausdruck der vollen Einheit.» Man habe die «gemeinsame pastorale Verantwortung», dem geistlichen Hunger und Durst dieser Menschen zu begegnen.

Es war das erste Mal, dass ein Papst gemeinsam mit Lutheranern an einer Gedenkveranstaltung für die Reformation teilnahm. In Lund wurde der LWB 1947 gegründet. Er repräsentiert heute rund 74 Millionen evangelische Christen aus 145 Kirchen in 98 Ländern.

Zukunftsweisende Erklärung

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, würdigte «die zukunftsweisenden Impulse der Gemeinsamen Erklärung von Lund». Er sagte, er könne sich «mit ganzem Herzen» dem Aufruf anschliessen, «den Weg der Ökumene mit Engagement und Leidenschaft auf allen Ebenen fortzusetzen». Der Catholica- Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Karl-Hinrich Manzke, nannte das Gebet in Lund ein «historisches» Ereignis.

Am frühen Abend nahm Franziskus an einer ökumenischen Veranstaltung im Stadion von Malmö teil. Mit Bischof Younan rief er zum ökumenischen Einsatz für Flüchtlinge, Frieden und Umweltschutz auf. Katholiken und Lutheraner müssten gemeinsam «eine Kultur der Zusammenarbeit zur Förderung der Menschenwürde und der sozialen Gerechtigkeit» entwickeln, sagte der Papst vor mehreren tausend Menschen.

Franziskus hatte am Montag auch das schwedische Königspaar, König Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia, getroffen. Am Dienstag feiert er zu Allerheiligen mit Katholiken eine Messe in Malmö, bevor er nach Rom zurückkehrt. (kna)

Papst und Weltbund-Präsident fordern ökumenischen Einsatz für Menschenrechte

Papst Franziskus (r.) und Munib Younan, Präsident des Lutherischen Weltbunds, in der Kathedrale Lund | © KNA
1. November 2016 | 09:17
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