Lesbisches Paar
International

Deutscher Bischof regt Diskussion über Segnung homosexueller Paare an

Osnabrück, 10.1.18 (kath.ch) In der katholischen Kirche in Deutschland könnte es zu einer vorsichtigen Öffnung für die Segnung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften kommen. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode regt als erster katholischer Bischof von Deutschland eine Diskussion über die Segnung dieser Paare an, wie aus einem Interview mit der «Neuen Osnabrücker Zeitung» ( 10. Januar) hervorgeht.

Gottfried Bohl

«Man kann zum Beispiel über eine Segnung nachdenken – die nicht zu verwechseln ist mit einer Trauung», sagte er im Interview: «Wir müssen in der Kirche ausführlicher darüber diskutieren. Schweigen und Tabuisieren führt nicht weiter und verunsichert.»

Ein Vorstoss, der viele überrascht und der immerhin vom stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz kommt, der zugleich der Dienstälteste der deutschen Ortsbischöfe ist. Auch wenn sich die «Ehe für alle» vom Eheverständnis der Kirche unterscheide, sei diese nun politische Realität, so Bode weiter: «Wir müssen uns daher fragen, wie wir denjenigen begegnen, die diese Verbindung eingehen und die sich ja zum Teil auch in der Kirche engagieren. Wie begleiten wir sie pastoral und liturgisch? Wie werden wir ihnen gerecht?»

Beziehung zwischen Gleichgeschlechtlichen «differenziert bewerten»

Bode gibt zu bedenken, dass homosexuelle Beziehungen in der Kirche oft zuerst als schwere Sünde eingeordnet würden: «Wir müssen darüber nachdenken, wie wir eine Beziehung zwischen zwei gleichgeschlechtlichen Menschen differenziert bewerten», forderte der 66-Jährige: «Ist da nicht so viel Positives, Gutes und Richtiges, dass wir dem gerechter werden müssen?»

Die katholische Laienorganisation «Wir sind Kirche» sprach sich in der Zeitung klar für eine Segnung aus: «Wenn Autos und wer weiss noch alles gesegnet werden, darf die Kirche gleichgeschlechtlichen Paaren den Segen nicht verweigern», sagte deren Sprecher Christian Weisner: «Ich denke, dass es zum Glück auch Priester gibt, die gleichgeschlechtliche Paare zumindest im kleinen Kreis und ohne mediale Aufmerksamkeit segnen. Und das ist gut so.»

«Der Entschuldigung müssen jetzt Taten folgen.»

Die ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche forderte die katholischen Bischöfe zu einer «wertschätzenden theologischen Debatte» über die Segnung lesbischer und schwuler Paare im Gottesdienst auf. Bei der letzten Familiensynode 2015 hätten die deutschsprachigen Bischöfe Homosexuelle um Entschuldigung für harte und unbarmherzige Haltungen der Kirche gebeten, ergänzte der Sprecher der Arbeitsgruppe, Markus Gutfleisch: «Dieser Entschuldigung müssen jetzt Taten folgen.»

Biblische Überlieferung und Naturrecht

Nach katholischer Lehre kann es das Sakrament der Ehe nur zwischen Mann und Frau geben. Die Kirche beruft sich dabei auf die biblische Überlieferung und das sogenannte Naturrecht. Um das unmissverständlich deutlich zu machen, lehnen die katholischen Bischöfe bisher nicht nur Trauungen, sondern auch gemeinsame Segnungen gleichgeschlechtlicher Lebenspartner ab.

Das oberste repräsentative Laien-Gremium, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), plädiert dagegen für die kirchliche Segnung homosexueller Paare.

In der Schweiz sorgte im Februar 2015 der Fall des Pfarrers im urnerischen Bürglen, Wendelin Bucheli, für Schlagzeilen. Dieser hatte im Herbst davor ein lesbisches Paar gesegnet. Gegenüber dem «Urner Wochenblatt» sagte Wendelin daraufhin, dass sich diese Segnung von der Form her «nicht wesentlich von einer Trauung» unterschieden habe. Der Churer Bischof Vitus Huonder hatte Bucheli daraufhin zuerst die Demission nahegelegt. Huonder beharrte dann aber nicht weiter auf der Demission, nachdem Bucheli versprochen hatte, künftig keine homosexuellen Paare mehr zu segnen. (kna/sys)


Lesbisches Paar | © Pixabay/bhakti-kreativ, Pixabay CCO
10. Januar 2018 | 12:53
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