Der Trainer des Fussballvereins des deutsch-jüdischen Sportvereins TuS Makkabi Berlin Wolfgang Sandhowe (m.) mit Fussballern
International

Deutsch-jüdische Sportmeisterschaften: Schwimmen und Schabbat

Sie wollen sich im Sport messen sowie für Fairness und Respekt werben: Hunderte Teilnehmer werden in Düsseldorf zu den Makkabi Deutschland Games in ganz unterschiedlichen Disziplinen erwartet. Doch zu dem Turnier gehört mehr.

Leticia Witte

Erwartet werden rund 500 Sportler: Sie treten vom 2. bis zum 5. September in Düsseldorf bei den Makkabi Deutschland Games im Fechten, Segeln, Schach, Backgammon, Schwimmen oder Triathlon gegeneinander an. Es sind die deutsch-jüdischen Sportmeisterschaften, die alle vier Jahre ausgetragen werden.

Makabi – einziger jüdischer Sportverband

Nun also in der Landeshauptstadt des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Sie werden veranstaltet von Makkabi Deutschland, dem bundesweit einzigen jüdischen Sportverband, und sind nach dessen Angaben die grösste jüdische Sportveranstaltung des Landes.

Festjahr «1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland»

Nach dem Verständnis von Makkabi sollen die Spiele «ein offenes, sichtbares und selbstbewusstes Judentum in Deutschland» feiern. Da trifft es sich gut, dass sie im aktuellen Festjahr zu «1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland» stattfinden – denn ein Ziel dieses Festjahres ist, jüdisches Leben vorzustellen und Begegnungen von Juden und Nichtjuden zu ermöglichen. Mitten im Festjahr feiert der jüdische Verein denn auch 100 Jahre Makkabi-Bewegung. Dazu gab es am Sonntag eine Feierstunde im Deutschen Fussballmuseum in Dortmund.

Wettkampf und Kultur

Dass die Spiele in diesem Jahr stattfinden, in dem beides zugleich begangen wird, «erfüllt uns mit grossem Stolz», wie kürzlich der Präsident von Makkabi Deutschland, Alon Meyer, betonte. Und: «Das Zusammenspiel von sportlichen Wettkämpfen, kulturellem Austausch und unserem Begleitprogramm mit vielen hochkarätigen Gästen machen die Makkabi Deutschland Games zu einem ganz besonderen Event, das den europäischen Gedanken ganz praktisch lebt und jüdisches Leben sichtbar macht.»

Werte wie Fairness

Der Sportverband erklärte, er organisiere eine «interkulturelle Veranstaltung im Sinne demokratischer Werte wie Sportgeist, Fairness und respektvollem Miteinander». Auf dem Gelände des Sportparks Niederheid träfen sich 400 Sportler aus den Makkabi Ortsvereinen unabhängig von deren Religionszugehörigkeit und 100 Teilnehmer unter anderem aus den Niederlanden, Litauen, Österreich, Polen und Israel. Geplant seien Wettkämpfe in 15 Sportarten und rund 30 Disziplinen. Zu Beginn ist ein bunter Eröffnungsabend geplant.

Antisemitismus-Ausstellung

Bereits für 1. September lädt die Stadt Düsseldorf gemeinsam mit der Staatskanzlei zu einem Empfang im Rathaus ein. Auch soll die Ausstellung «Zwischen Erfolg und Verfolgung» am Marktplatz der Stadt von der nordrhein-westfälischen Antisemitismusbeauftragten Sabine Leutheusser-Schnarrenberger eröffnet werden. Vor der Eröffnung kicken in einem Turnier die Makkabi Allstars, die Traditionsmannschaft von Fortuna Düsseldorf und der FC Landtag am 2. September gegeneinander.

Zur Eröffnungsfeier am selben Tag erwarten die Veranstalter auch die beiden Schirmherren, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (beide CDU). Und dann ist da noch das Rahmenprogramm: zum Beispiel mit einem «jüdischen Hindernislauf», gesellschaftspolitischen Workshops und dem laut Veranstaltern grössten Schabbat Nordrhein-Westfalens.

Marathon-Läufer von 1972

Erwartet wird ausserdem ein besonderer Gast: der Zeitzeuge Shaul Ladany. Er war Marathon-Läufer, Geher und Teilnehmer der Olympischen Spiele 1972 in München, wo er knapp dem Attentat palästinensischer Terroristen auf das israelische Team entkam. Er lief bei den European Maccabi Games 2019 in Budapest den Halbmarathon unter deutscher Flagge.

Hinzu kommt der Politiker und «Olympiabotschafter» Ralf Bockstedte. Sie werden laut Ankündigung am 4. September in zwei Workshops über ihre Lebensgeschichte erzählen. Am Abend ist dann ein in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf organisiertes Musikfestival geplant.

Unter Corona-Massnahmen

Die Deutschland Games waren wegen der Corona-Pandemie zwei Mal verschoben worden. Die Veranstalter setzen auf ein Hygienekonzept, nachdem laut «Jüdischer Allgemeiner» nur Genesene, Geimpfte und Getestete teilnehmen dürfen.

Die Zeitung zitierte Organisationsleiter Alex Bondarenko Anfang August mit den Worten: «Die Vorfreude ist grösser als die Sorgen.» Gleichwohl sagten sowohl er als auch Meyer, dass eine Absage nicht auszuschliessen sei – je nach Lage. Trotz allem: Bei Makkabi überwiege die Zuversicht. (kna)

Der Trainer des Fussballvereins des deutsch-jüdischen Sportvereins TuS Makkabi Berlin Wolfgang Sandhowe (m.) mit Fussballern | © KNA
30. August 2021 | 11:30
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Makkabi Deutschland Games

Die Makkabi Deutschland Games (MDG) sind die jüdisch-deutschen Meisterschaften im Sport und werden alle vier Jahre veranstaltet. Sie gelten als grösste jüdische Sportveranstaltung Deutschlands und ziehen Sportler aus dem In- und Ausland an. Sie wollen sich in den Wettkämpfen messen und nach Angaben des Vereins Makkabi Deutschland zugleich «ein offenes, sichtbares und selbstbewusstes Judentum in Deutschland» feiern.

Teilnehmen können alle jüdischen und nicht-jüdischen Mitglieder der Makkabi Ortsvereine sowie Mitglieder der Jüdischen Gemeinden im Alter von 12 bis 99 Jahren. Die ersten nationalen Spiele fanden 1996 in Duisburg statt. 2016 folgte dort die zweite Makkabiade. Zwei Jahre später gab es die Junior Games auf dem Olympiaparkgelände in München.

Makkabi Deutschland ist der Jüdische Turn- und Sportverband in Deutschland. Dazu gehören mehr als 5000 Mitglieder in 37 Ortsvereinen bundesweit. Unter den angebotenen Sportarten sind zum Beispiel Fussball, Golf, Eishockey, Basketball, Badminton, Fechten, Schach, Wasserball, Schwimmen und Radsport.

Neben den Deutschen Makkabi-Meisterschaften gibt es jeweils alle vier Jahre die jüdischen Weltsportspiele Maccabiah in Israel sowie die jüdischen Europameisterschaften European Maccabi Games. (kna)