Giuseppe Gracia
Schweiz

Der Untergang des Staates angesichts Homo-Ehe und Scheidung

Zürich, 7.7.17 (kath.ch) Drei Jahre vor seinem Tod beschloss der russische Autor Anton Tschechow zu sterben. Er machte einen Heiratsantrag. Das sagt jedenfalls ein anderer russischer Autor, Iwan Bunin, über seinen Freund. Man könnte meinen, der Churer Bistum-Sprecher Giuseppe Gracia habe sich diese bitterböse Aussage zum Vorbild genommen, wenn er gemäss einem Internetportal die Homo-Ehe mit Suizid vergleicht. – Eine Analyse.

Georges Scherrer

Der vom auflagestarken Boulevard-Blatt «Blick» als Polemik verkaufte offene Brief des Bistums-Sprechers hat es in sich. Gleich mehrere Online-Medien sind aufgesprungen. Die «Südostschweiz» beschränkt sich auf einen Titel, in welchem Gracia gegen die Ehe für alle «motzt». Bei der «Aargauer Zeitung» und dem Internet-Protal «watson» führt die Homo-Ehe aber zum «Suizid».

Von dieser Aussage distanziert sich Gracia. «Das hat nichts mit dem zu tun, was ich sage», erklärte er auf Anfrage und verweist auf den Originaltext, wie er im «Blick» erschien. Die Lektüre der Kolumne ist interessant, lässt aber in einem gewissen Sinn den Leser ratlos.

Gang ins Standesamt als Untergangsszenario

Denn es wird nicht ganz deutlich, was nun an dem vom Bistums-Sprecher prognostizierten Untergang der Schweiz mehr Schuld trägt: Der Gang ins Standesamt oder die fehlende Regeneration der Gesellschaft wegen Homo-Paaren.

Der Bischofssprecher hält in seiner Kolumne fest, dass die traditionelle Ehe «die Hauptursache aller Scheidungen» ist. Das Staatsgefüge werde aber auch durch die Gesetzgebung bedroht. Gesetze dürften heute auch dann verändert werden, wenn dadurch die «Regeneration der Gesellschaft keine besondere Förderung mehr erfährt» – also der Schutz der alleinigen Ehe von Mann und Frau aufgehoben werde. Und der Bistumssprecher bemerkt süffisant: «Der Staat darf auch Selbstmord in Zeitlupe begehen, wenn es demokratisch geschieht.»

Ehre für alle und behaarte Männer

Der Text des Bistums-Sprechers führt mitten in die Diskussion über die verschiedenen heutigen Lebensformen hinein. Eine Kostprobe solcher Lebensweisen, die gesetzlich abgesichert werden könnten, liefert Gracia gleich selber: «Wenn es tatsächlich so ist, dass in Zukunft die ‘Ehe für alle’ gilt, dann auch für drei Männer oder einen Mann und drei Frauen. Auch sehr behaarte Männer mit der Befähigung, mehrere Ehefrauen zu pflegen und mit ihnen diverse Kinder zu zeugen, dürfen nicht länger diskriminiert werden.»

Letztere sorgen dafür, das sei an dieser Stelle festgehalten, für Nachwuchs und somit für den Erhalt des Staates. Scheidungen hingegen führen dazu, dass die betroffenen Paare keine Kinder mehr zeugen. Darum wäre es für den Staat und seinen Erhalt erstrebenswert, wenn er die Scheidung kurzerhand verbietet und die zerstrittenen Eheleute zwingt, weiterhin zusammenzuleben – in der Hoffnung, dass sie, im Gegensatz zu Homo-Paaren, weiterhin mit Kindern zum Erhalt des Staates beitragen.

Giuseppe Gracia | © zVg
7. Juli 2017 | 17:23
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