Das jüngste Werk von Harald Naegeli:
Strichmännchen an der Wand des
Beinhauses der Kirche St. Peter und Paul.
Schweiz

Der «Sprayer von Zürich» schlägt wieder zu: Harald Naegeli besprüht Kirche auf der Ufnau

Seine Strichmännchen sind berühmt. Nun hat der Zürcher Künstler Harald Naegeli (82) wieder zugeschlagen. Und zwar auf der Insel Ufnau, die zum Kloster Einsiedeln gehört.

Raphael Rauch

Was wäre eine Ausstellung ohne einen PR-Coup? Der Künstler Harald Naegeli, der als «Sprayer von Zürich» Streetart-Geschichte geschrieben hat, zeigt vom 13. Mai an einen «Bilderzyklus der Vergänglichkeit» auf der Ufnau. Dies ist eine Insel auf dem Zürichsee, die zum Benediktiner-Kloster Einsiedeln gehört.

Seit Freitag gibt’s einen neuen Totentanz

Während eines Medienrundgangs für die Ausstellung mit dem Titel «Dämonie aus dem Unbewussten» seilte sich der Künstler am Freitag ab und sprühte zwei Strichmännchen an die Wand des Beinhauses, das zur romanischen Pfarrkirche Peter und Paul gehört.

Harald Naegeli beim Medienrundgang zu seiner Ausstellung auf der Insel Ufnau.
Harald Naegeli beim Medienrundgang zu seiner Ausstellung auf der Insel Ufnau.

«Harald Naegeli hat seinen Totentanz, diese Auseinandersetzung mit der menschlichen Endlichkeit, an die Mauer des Beinhauses der Kirche gesprayt – dort, wo Inselbesucher seit Jahrhunderten zu den Schädeln und Knochen von Verstorbenen hineinblicken», bestätigt Marc Dosch, Verwaltungsdirektor des Klosters Einsiedeln. «Ob dies der richtige Ort ist, und wie wir mit diesem Werk umgehen, dürfte in den nächsten Wochen und Monaten zu Diskussionen führen.»

Naegeli-Strichmännchen auf den Gemäuern der Pfarrkirche Peter und Paul auf der Insel Ufnau.
Naegeli-Strichmännchen auf den Gemäuern der Pfarrkirche Peter und Paul auf der Insel Ufnau.

Totentanz als Protest gegen Bausünden und Umweltverschmutzung

Harald Naegelis Streetart sorgt immer wieder für Debatten. In den 1980er-Jahren reagierte Naegeli mit Totentanz-Graffitis auf Bausünden und Umweltverschmutzung. Er floh nach Deutschland, um in der Schweiz einem Strafprozess zu entgehen. 1984 lieferte ihn Deutschland in die Schweiz aus, wo er eine Haftstrafe verbüsste. Anschliessend zog er nach Düsseldorf, wo er bis zum Jahr 2020 lebte.


Das jüngste Werk von Harald Naegeli: Strichmännchen an der Wand des Beinhauses der Kirche St. Peter und Paul. | © Martin Risch / Höfner Volksblatt March-Anzeiger
7. Mai 2022 | 14:47
Lesezeit: ca. 1 Min.
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