Papst Franziskus empfängt die Bischöfe der Schweiz 2021 im Vatikan.
Zitat

Der geheime Fragebogen fürs Bischofs-Recruiting

Der Kölner «Stadtanzeiger» hat einen geheimen Fragebogen geleakt, mit dem der Nuntius in Berlin sich über mögliche Bischofskandidaten erkundigt. Eine Frage lautet, welche Meinung der mögliche Bischof zur «Priesterweihe der Frau» hat.

Im Wortlaut:

Zu den Aufgaben des Nachfolgers des Petrus gehört es, wie bei der Wahl des Apostels Matthias (vgl. Apg 1,21-23), für gute Bischöfe für die Ortskirchen in der ganzen Welt zu sorgen.

Mit der Bitte, den vorliegenden Fragebogen zu beantworten, bittet die Kirche Sie um Ihre Mitarbeit bei diesem sehr wichtigen Dienst, um geeignete Männer für das Bischofsamt zu finden.

Geben Sie im Vertrauen auf den Beistand des Heiligen Geistes und gewissenhaft vor Gott Ihr Zeugnis in dem Wissen, dass am Ursprung der Wahl der Hirten für sein Volk die Wahl des Herrn steht. Jesus ,,rief die zu sich, die er selbst wollte, und sie kamen zu ihm. Und er setzte zwölf ein, damit sie mit ihm seien und damit er sie aussende, zu verkünden» (Mk 3,13-14).

1. ZUR PERSON

a) Welche Kenntnisse haben Sie über den Kandidaten (persönliche Bekanntschaft, seit wie vielen Jahren, über Dritte)? 

b) Beschreiben Sie die körperliche Erscheinung, den Gesundheitszustand, den Grad der Belastbarkeit, die Verhältnisse der Familie aus zivilrechtlicher, religiöser und vor allem gesundheitlicher Sicht im Hinblick auf mögliche Erbkrankheiten.

MENSCHLICHE QUALITÄTEN 

«Denn der Bischof muss unbescholten sein als Haushalter Gottes, nicht überheblich und jähzornig, kein Trinker, nicht gewalttätig, nicht habgierig, sondern gastfreundlich, das Gute liebend; besonnen, gerecht, fromm und beherrscht, einer, der sich an das zuverlässige Wort hält, das der Lehre entspricht, damit er in der Lage ist, in der gesunden Lehre zu unterweisen und die Widersprechenden zu überführen» (Titus 1,7-9).

«Gib selbst ein Beispiel durch gute Taten! Lehre die Wahrheit unverfälscht und mit Würde, mit gesunder, unanfechtbarer Rede, damit der Gegner beschämt werde und nichts Schlechtes über uns sagen kann!» (Titus 2,7-8). 

2. MENSCHLICHE EIGENSCHAFTEN UND BILDUNG 

a) Beschreiben Sie die Persönlichkeit des Kandidaten, Temperament und Charakter.

b) Halten Sie ihn für psychisch ausgeglichen, verantwortungsbewusst, höflich, aufrichtig und fähig zu einem besonnenen Urteil?

c) Sehen Sie in ihm die Kardinaltugenden: Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung? d) Ist er ausdauernd und mutig im Ertragen von Widersprüchen? 

e) Weiß er dankbar zu sein? 

f) Ist er aufmerksam für die Bedürfnisse der Menschen oder ist er selbstbezogen?

3. VERHALTEN

a) Ist er in der Lage, harmonische Beziehungen zu Menschen unterschiedlicher Kulturen und sozialer Schichten aufzubauen? 

b) Kennt er die konkreten existenziellen Situationen, in denen Menschen heute leben? 

c) Ist er in der Lage, sich mit Einfühlsamkeit, Barmherzigkeit und großzügiger Hingabe um die Gläubigen zu kümmern? 

d) Ist er in der Lage, jedem Menschen nahe zu sein, ein lebendiges Abbild Christi, und als Vater, Bruder und Freund zu handeln? 

e) Ist seine Haltung zu staatlichen Behörden respektvoll und dennoch unabhängig?

f) Wenn er mit Fällen von Kindesmissbrauch befasst war, finden Sie, dass er immer angemessen und gerecht gehandelt hat? 

Behandeln Sie das moralische Verhalten des Kandidaten: 

g) Gibt es in seinem Verhalten und seiner Sprache Doppeldeutigkeiten?

h) Zeigt er emotionale Reife? 

i) Sind Ihnen im Hinblick auf das Leben und den Dienst des Kandidaten Verhaltensweisen bekannt, die zu einem Ärgernis oder Skandal führen oder führen könnten? 

j) Behandelt er Ordensschwestern mit Respekt und Wertschätzung?

INTELLEKTUELLE EIGENSCHAFTEN 

«Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne, in aller Geduld und Belehrung! Denn es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Begierden Lehrer sucht, um sich die Ohren zu kitzeln; und man wird von der Wahrheit das Ohr abwenden, sich dagegen Fabeleien zuwenden. Du aber sei in allem nüchtern, ertrage das Leiden, verrichte dein Werk als Verkünder des Evangeliums, erfülle treu deinen Dienst!» (2 Tm 4,2-5).

4. KULTURELLE BILDUNG 

a) Verfügt der Kandidat über ein abstraktes und praktisches Denkvermögen?

b) Welche allgemeine kulturelle Bildung hat er erhalten und was sind seine akademischen Qualifikationen und Fähigkeiten?

c) Hält er sich in den kirchlichen Wissenschaften auf dem Laufenden?

d) Zeigt er Interesse und Leidenschaft für die Probleme unserer Zeit und deren Lösung im Licht des Glaubens? 

e) Welche weiteren Sprachen spricht er? 

5. RECHTGLÄUBIGKEIT 

a) Lebt der Kandidat eine überzeugte und loyale Zugehörigkeit zur Lehre und zum Lehramt der Kirche? 

b) Welche Haltung hat er zu den Dokumenten des Heiligen Stuhls über Amtspriestertum, Priesterweihe der Frau, Ehe, soziale Gerechtigkeit und Sexualethik? 

c) Ist er treu gegenüber dem Heiligen Vater, dem Apostolischen Stuhl und der wahren kirchlichen Tradition? 

d) Ist er der authentischen Erneuerung durch das Zweite Vatikanische Konzil und die nachfolgenden päpstlichen Lehren verpflichtet? 

e) Wie ist seine Haltung gegenüber Ideologien, die den Werten des Evangeliums und der katholischen Kirche widersprechen? 

f) Hat er bemerkenswerte Bücher oder Zeitschriftenartikel veröffentlicht?

GEISTLICHE EIGENSCHAFTEN 

«Heiligt in eurem Herzen Christus, den Herrn! Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt; antwortet aber bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen» (vgl. 1 Petrus 3,15-16). 

«Deshalb bemühe ich mich auch, vor Gott und den Menschen immer ein untadeliges Gewissen zu haben» (Apg 24,16).

6. CHRISTLICHES UND PRIESTERLICHES LEBEN 

a) Glauben Sie, dass der Kandidat ein Mann Gottes ist? 

b) Sehen Sie in ihm die theologischen Tugenden: Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe? 

c) Nährt er seine Spiritualität durch die Betrachtung des Wortes Gottes, die tägliche Feier der Eucharistie, das Stundengebet, den Empfang des Bußsakramentes, die eucharistische Anbetung und die Marienverehrung? 

d) Weiß er einen nüchternen, demütigen und gehorsamen Lebensstil zu verkörpern?

7. DISZIPLIN 

a) Lebt und fördert der Kandidat den Zölibat als Zeichen der völligen Hingabe an Christus, den Bräutigam der Kirche? 

b) Nimmt er verantwortungsvoll an den Sitzungen des diözesanen Presbyteriums und an den Fortbildungen teil?

c) Leitet er kompetent die liturgischen Feiern und spendet treu die Sakramente, wie es in den liturgischen Büchern festgelegt ist? 

d) Fühlt er sich mitverantwortlich für pastorale Initiativen und Aktivitäten der Pfarrgemeinde und der Diözese?

8. WERTSCHÄTZUNG 

a) Genießt der Kandidat die Wertschätzung des Bischofs, seiner Mitbrüder, der Ordensleute, der Laien und der zivilen Behörden? 

b) Wie ist sein Verhältnis zu seinen Brüdern im Priesteramt?

c) Ist er in der Lage, den Priestern nahe zu sein? 

SEELSORGERLICHE EIGENSCHAFTEN 

«Ich diente dem Herrn in aller Demut unter Tränen und vielen Prüfungen, die ich durch die Nachstellungen der Juden erlitten habe, Ich habe nichts verschwiegen von dem, was heilsam ist. Ich habe es euch verkündet und habe euch gelehrt, öffentlich und in den Häusern. Ich habe vor Juden und Griechen Zeugnis abgelegt für die Umkehr zu Gott und den Glauben an Jesus, unseren Herrn» (vgl. Apg 20,19 f.). 

,,Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, um die Schwachen zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an seiner Verheißung teilzuhaben» (1 Kor 9, 22-23). 

9. ERFAHRUNG IN DER SEELSORGE

a) Welche Art von pastoraler Erfahrung hat der Kandidat gemacht?

b) Zeigt er die Haltung der Bereitschaft und Aufopferung im Dienst?

c) Weiß er das Wort Gottes begeistert und begeisternd zu verkünden?

d) Weiß er Menschen zu einer persönlichen Begegnung mit Christus führen? 

e) Ist er fähig, die verschiedenen Glieder des Volkes Gottes treu zu leiten und zu formen und die Werte der Familie, des Lebens, der Menschenrechte und der Bewahrung der Schöpfung zu fördern? 

f) Zeigt er Interesse an der Ausbildung von Laien und Jugendlichen sowie an Berufungen zum Priestertum und zum geweihten Leben? 

g) Ist er mit ökumenischer Sensibilität und der Fähigkeit zum interreligiösen Dialog ausgestattet? 

h) Hat er einen missionarischen Geist der geeignete Initiativen der Evangelisierung anzustoßen weiß?

i) Ist er aufmerksam für Kultur und Information? 

j) Zeigt er Aufmerksamkeit für die Armen und Bedürftigen?

10. FÜHRUNGSQUALITÄTEN 

Verfügt der Kandidat über Eigeninitiative, Entschlusskraft und Führungsqualitäten? 

b) Zeigt er die feste Autorität und Ausgeglichenheit eines Vaters?

c) Weiß er zuzuhören und ist er fähig, notwendige Unterscheidungen zu treffen? 

d) Ist er in der Lage, Charismen zu würdigen und die Zusammenarbeit zwischen Diözesanpriestern, Laien und Ordensleuten zu fördern, um eine gerechte Aufteilung der Verantwortung zu erreichen? 

e) Versteht er es, in der Führung des ihm anvertrauten Gottesvolkes Formen der Gemeinschaft und der Teilhabe zu entwickeln? 

f) Ist er in der Lage, in einer Kultur, die den Dialog als Form der Begegnung bevorzugt, nach Konsens und Übereinkünften zu suchen, ohne sie jedoch von der Sorge um eine gerechte, erinnerungsfähige und ausgrenzungsfreie Gesellschaft zu trennen?

g) Wie sind seine Fähigkeiten in der Verwaltung? 

h) Wie hat er die Güter der Kirche beaufsichtigt und bewahrt?

i) Weiß er die Zusammenarbeit mit Experten auf den jeweiligen Gebieten zu suchen? 

ALLGEMEINE EINSCHÄTZUNG

«Lege keinem vorschnell die Hände auf und mach dich nicht mitschuldig an fremden Sünden; bewahre dich rein!» (1 Tim 5,22). 

«Denn jeder Hohepriester wird aus den Menschen genommen und für die Menschen eingesetzt zum Dienst vor Gott, um Gaben und Opfer für die Sünden darzubringen» (Heb 5,1).

  • Halten Sie den Kandidaten im Lichte der dargelegten Überlegungen für würdig, in den Bischofsstand aufgenommen zu werden?
  • Könnte der Kandidat Ihrer Meinung nach eine Diözese leiten (in einem städtischen oder ländlichen Kontext, in einer kleinen, mittleren oder großen Diözese) oder wäre er besser in der Lage, als Weihbischof mitzuarbeiten?
  • Äußern Sie Ihre Meinung nach bestem Wissen und Gewissen über die Eignung des Kandidaten für das vorgesehene Amt. 
  • Eventuelle weitere Informationen.

N.B. 

Bitte geben Sie andere Personen (Priester, Ordensleute, Laien) an, die über ein gutes Urteilsvermögen, Gelassenheit und Diskretion verfügen und den Kandidaten gut kennen (Namen, Titel, Wohnanschrift und Telefonnummer).

Quelle: Kölner «Stadtanzeiger» (rr)


Papst Franziskus empfängt die Bischöfe der Schweiz 2021 im Vatikan. | © KNA
19. Mai 2022 | 17:31
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