Markus Bucher, Gestalter der Sondermarke
Schweiz

Sondermarke zeigt den «fordernden Blick eines Obwaldner Berglers»

Sarnen, 18.1.17 (kath.ch) Eine Sondermarke und ein Theaterereignis sind zwei Kernprojekte im Jubiläumsjahr «600 Jahre Niklaus von Flüe». Der Trägerverein «Mehr Ranft» präsentierte damit am Mittwoch zwei weitere seiner insgesamt elf Kernprojekte der Öffentlichkeit.

Sylvia Stam

Sein Ziel, den Obwaldner Heiligen Niklaus von Flüe in die Welt zu tragen, setzt der Trägerverein «Mehr Ranft» mit der Sonderbriefmarke sozusagen wörtlich um. Niklaus von Flüe sei «Allgemeingut im allerbesten Sinn», sagte Marco Durrer, Verwaltungsrat der Schweizerischen Post und gebürtiger Obwaldner, vor versammelten Medien. Sein Ruf reiche weit über seinen Heimatkanton hinaus, der Heilige sei bis heute für viele eine Inspirationsquelle.

Auch wenn Niklaus von Flüe selber nicht offensiv kommuniziert habe, habe er der Kommunikationsbranche durchaus Wichtiges zu sagen: In Zeiten zunehmender Geschwindigkeit könne es guttun, sich auf den Eremiten zu besinnen, «der uns Entschleunigung gelehrt hat, längst bevor es dieses Wort gab.»

Fordernder Blick

Die Sondermarke zum Wert von einem Franken zeigt das Gesicht des Eremiten, durchsetzt mit senkrechten Balken, im Fachjargon Linienraster genannt. Der Künstler Markus Bucher, ebenfalls ein Obwaldner, der den Gestaltungswettbewerb gewann, liess sich dabei von einem Bildnis von Bruder Klaus durch einen unbekannten Maler inspirieren. «Niklaus von Flüe schaut einen hier ziemlich direkt an», erklärt Bucher seine Fokussierung auf den Blick des Eremiten. Für ihn ist es «der fordernde Blick eines Obwaldner Berglers, der weiss, worum es geht.»

Da Bruder Klaus weder lesen noch schreiben konnte, habe er wohl mit seinem Blick einen so bleibenden Eindruck auf seine Zeitgenossen hinterlassen. «Ich wollte diesen klaren und doch mystischen Blick in den Mittelpunkt stellen», so Bucher. Grafisch hat er sich dabei von Farben und Formen des Ranft inspirieren lassen, gleichzeitig wollte er eine «spartanisch einfache Form» finden. Die vertikalen Balken seien beispielsweise inspiriert durch die Tannen in der Ranftschlucht, «die gerade vom Boden in den Himmel wachsen.»

Fragmentarisches Stück

Einen weiteren Höhepunkt im Jubiläumsjahr 2017 bildet das «Visionsgedenkspiel ‹vo innä uisä›». Es orientiert sich an der Pilgervision des Niklaus von Flüe, einer der grossen Visionen des Schweizer Heiligen. Es kombiniert Bildprojektionen, Klänge, Gesang und szenische Darstellungen. Erwartet werden 11’000 Zuschauer.

Das Spiel will dem inneren und äusseren Weg des Niklaus von Flüe nachgehen – einem Weg, der ihn von Familie und aus politischen Ämtern in die Tiefe der Melchaaschlucht führte, wie es im Prospekt des Visionsspiels heisst. Die Pilgervision führe die Zuschauer in die Innenwelt des Eremiten, erklärt Regisseur Geri Dillier. Die Aussenwelt, also die Menschen um Bruder Klaus, kämen in Dialogen und szenischen Bildern zur Sprache. «Diese Leute reden über ihn, als wäre er gestern gestorben.» Sie sollen die unterschiedlichen Haltungen gegenüber Niklaus von Flüe ins Spiel bringen.

Die kurzen Szenen, die in einem der heutigen Mundart angeglichenen Mittelhochdeutsch gesprochen werden, würden begleitet und vertieft mit Klang und Gesang. Bruder Klaus trete selber nicht auf. Das Stück sei bewusst «fragmentarisch. «Wir wollen Bruder Klaus nicht vervollständigen. Wir können ihn nur aus seiner Zeit heraus verstehen», so Regisseur Dillier.

Bild und Ton aus dem Ranft

Das für die Projektionen eingesetzte Bildmaterial (Judith Albert) ebenso wie das für die Klänge verwendete Tonmaterial (Jul Dillier) stammt jeweils aus der Ranftschlucht. Jul Dillier hat für letztere beispielswese Geräuschaufnahmen aus dem Ranft zu Klangcollagen gestaltet, «ohne elektronische Zusatzeffekte», wie er an der Medienkonferenz betont. Die A-capella-Gesänge, komponiert von Jul Dillier, werden von einem sechzehnköpfigen Chor mit Sängerinnen und Sängern aus der Region vorgetragen.

Auf der Allmend, einer Landschaft zwischen Sachseln und Flüeli-Ranft, soll für das Visionsgedenkspiel eigens ein Holzkubus erstellt werden, dessen Modell an der Medienkonferenz zu sehen war. «Die Besucherinnen und Besucher sollen auch den Ort erleben», erklärte Peter Lienert, OK-Präsident des Visionsgedenkspiels. «Sie gehen von aussen nach innen und nach dem Stück von innen wieder nach aussen, so tragen sie das Erlebte zurück in die Landschaft und in ihren Alltag».

Die Sondermarke ist ab dem 2. März in allen Poststellen der Schweiz als Einzelmarke oder als Bogen mit zwanzig Marken erhältlich. Vorbestellungen werden ab 20. Januar online auf postshop.ch entgegengenommen. Die Auflage ist limitiert, die Höhe der Auflage wird derzeit nicht bekannt gegeben.

Das Stück «vo innä uisä» wird vom 19. August bis 30. September 41-mal aufgeführt. Der Holzkubus umfasst 270 Plätze. Der Vorverkauf beginnt am 19. Januar. Karten können unter www.mehr-ranft.ch/visionsgedenkspiel oder unter www.kulturfenster.ch gebucht werden.


Markus Bucher, Gestalter der Sondermarke | © Sylvia Stam
18. Januar 2017 | 15:06
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Sondermarken und Schauspiele zu Niklaus von Flüe

Sowohl Sondermarken wie Theaterstücke zu Niklaus von Flüe hat es auch zu früheren Anlässen gegeben: Schon 1929 und 1937 gedachte die Post des Eremiten je mit einer Sondermarke.

Auch Theaterproduktionen zum Leben des Heiligen gab es in jüngerer Zeit gleich mehrere: Zum Gedenkjahr 500 Jahre Tagsatzung zu Stans wurde 1981 das Stück «Bruäder Chlais» von Cesar von Arx geschrieben, Silja Walter schrieb 1987 zum 500. Todestag von Bruder Klaus das Mysterienspiel «Feuerturm». Im Jahr 1998 schrieb Heinrich Rubi das Stück «Der Brunnen», 2006 wurde das Werk «Ein dryfach Brunnen» von Karl Imfeld aus Kerns aufgeführt. (sys)