Der des Amts enthobene Bischof Gaillot ist zu Besuch bei Papst Franziskus

Paris, 1.9.15 (kath.ch) Jacques Gaillot (79), früher «Schwarzes Schaf» der französischen Bischöfe, wird nach Zeitungsinformationen am Dienstagnachmittag von Papst Franziskus (78) empfangen. Es handele sich «um ein persönliches Treffen zweier Männer, die durch ihre Empfindung und ihr Engagement für die Armen verbunden» seien, sagte der Geistliche Daniel Dugou der Tagezeitung «La Croix (Onlineausgabe Montagabend).

Gaillot, 1995 von Papst Johannes Paul II. als Bischof von Evreux suspendiert, hatte dem Bericht zufolge Franziskus im November einen Unterstützerbrief geschrieben. Er anerkenne auch die Bemühungen des Papstes, «den Familien der modernen Gesellschaft Türen zu öffnen». Dazu zählt Gaillot Geschiedene und Wiederverheiratete, Kinderlose, Familien mit Alleinerziehenden und gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Gleichwohl seien die Texte der ersten Familiensynode vom Oktober 2014 «enttäuschend» gewesen, so der suspendierte Bischof.

Franziskus hatte Gaillot laut «La Croix» zunächst angerufen und ihn dann schriftlich nach Rom eingeladen; der Termin wurde schliesslich auf den 1. September festgesetzt. Die Dauer der Unterredung sei noch unbekannt. Gaillot habe aber zugesagt, sich vor der Begegnung nicht öffentlich zu äussern.

Kritisch gegenüber Haltungen der Kirche

Gaillot wird am 11. September 80 Jahre alt. Bekannt wurde er über Frankreich hinaus wegen seiner kritischen Anmerkungen über die Haltung der Kirche zum Zölibat, zur künstlichen Empfängnisverhütung oder zu Homosexualität. Damit stiess er nicht nur im Vatikan, sondern auch bei den Bischöfen in Frankreich auf Kritik. Mehrfach gab es symbolische Gesten Gaillots und der Französischen Bischofskonferenz zu einer Aussöhnung; praktische Schritte folgten jedoch nicht. Zahlreiche seiner Bücher wurden auch ins Deutsche übersetzt.

Seit seiner Amtsenthebung war Gaillot Titularbischof einer untergegangenen Diözese in Nordafrika. Bis 2010 war er als Autor, Seelsorger für Randgruppen und in der von ihm gegründeten «virtuellen Diözese» www.partenia.org tätig.

Autor bei «Huffington Post»

Auch nach Erreichen der kirchenrechtlichen Altersgrenze von 75 Jahren und Gaillots Rückzug von www.partenia.org hielt der damalige Kölner Kardinal Joachim Meisner 2012 an seinem Hausverbot für den einstigen französischen Amtsbruder in seiner Diözese fest. Seit 2013 veröffentlicht Gaillot Kolumnenbeiträge in der Zeitung «Huffington Post», in denen er etwa aktive Sterbehilfe und gleichgeschlechtliche Ehen propagiert. (kna)

1. September 2015 | 08:58
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