Blick auf den gefüllten Petersplatz während der Trauermesse für den emeritierten Papst Benedikt XVI..
Vatikan

Dem weiss-blauen Himmel so nah: Viel Bayern bei der Trauerfeier für Benedikt XVI.

Blasmusik, Lederhosen und weiss-blaue Fahnen: Am Tag der Trauerfeierlichkeiten für Benedikt XVI. verwandelt sich Rom noch einmal in eine bayerische Aussenstelle. Insgesamt 50’000 Menschen nehmen vom einstigen Papst Abschied.

Severina Bartonitschek

Die gelb-weisse Fahne des Vatikans weht neben dem Petersplatz auf Halbmast. Unterhalb spielt eine bayerische Blaskapelle vor der Sicherheitskontrolle. Es ist ein diesiger, kalter Morgen in Rom. Nebel verhüllt die Kuppel des Petersdoms. Trotzdem sind viele Menschen schon früh auf den Strassen rund um den Vatikan unterwegs, gesäumt von Feuerwehr, Polizei und Sanitätern. Die meistgesprochene Sprache neben Italienisch ist Deutsch – mit bayerischem Akzent. Es ist der Tag der Beisetzung von Benedikt XVI.

Gebirgsschützen und Musikgruppen aus Bayern

In der Nacht zuvor war der ehemalige Papst im Petersdom von der Bahre in einen Holzsarg gelegt worden. Kurz vor 9 Uhr tragen ihn 12 Männer aus der Basilika zu seinem Platz vor dem Altar. Die Menschen auf dem Petersplatz applaudieren, einige schwenken deutsche und bayerische Fahnen. An diesem Donnerstag ist Benedikt seiner alten Heimat noch einmal ganz nah.

Menschen aus Bayern bei der Trauermesse für Benedikt XVI.
Menschen aus Bayern bei der Trauermesse für Benedikt XVI.

Direkt unterhalb des Altars steht eine grosse Gruppe Gebirgsschützen in Uniform und mit Standarten. Musikgruppen und Pilger aus ganz Bayern sind zur Beerdigung angereist. Ministerpräsident Markus Söder liess ein Flugzeug chartern, um Vertreter aus Gesellschaft und Politik in die Ewige Stadt zu bringen.

Männer tragen den Sarg von Benedikt XVI..
Männer tragen den Sarg von Benedikt XVI..

Polit-Prominenz aus Deutschland

Die offizielle deutsche Delegation führt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an. Er würdigt Benedikt nach dem Requiem als «grossen Theologen ausgestattet mit kräftigem Intellekt» und zugleich «Mann mit grosser Bescheidenheit». Begleitet wird Steinmeier unter anderen von Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und Oppositionsführer Friedrich Merz.

Erzbischof Georg Gänswein (r.) bei der Trauermesse für Benedikt XVI..
Erzbischof Georg Gänswein (r.) bei der Trauermesse für Benedikt XVI..

Unter den zahlreichen Bischöfen und rund 130 Kardinälen sind auch viele Deutsche. Neben dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing von Limburg, nehmen etwa die Kardinäle Reinhard Marx von München und Freising und Rainer Maria Woelki von Köln teil.

Gänswein wirkt hager und ausgezehrt

Ganz vorne in der ersten Reihe sitzen Benedikts engste Weggefährten. Es ist ein emotionaler Abschied besonders für seinen Privatsekretär Georg Gänswein. Vor dem Requiem kniet der Erzbischof vor dem Sarg nieder und küsst ihn. Der 66-Jährige wirkt hager und ausgezehrt.

Franziskus erinnert an Mühen des Papsttums

Benedikts Nachfolger Papst Franziskus steht der anschliessenden Feier vor, zelebriert die Messe jedoch nicht selbst. Mit einem Rollstuhl wird er über eine Rampe vor den Altar auf dem Petersplatz gefahren.

Papst Franziskus vor dem Sarg während der Trauermesse für den emeritierten Papst Benedikt XVI..
Papst Franziskus vor dem Sarg während der Trauermesse für den emeritierten Papst Benedikt XVI..

In seiner Predigt würdigt er, zunächst ohne ihn namentlich zu nennen, Benedikts Weisheit und Feingefühl sowie dessen Gottvertrauen, seine Hingabe im Gebet und die Liebe zum Evangelium. Zugleich erinnert Franziskus auch an die Mühen des Papsttums, die schwierige Aufgaben, denen sich «ein Hirte» stellen müsse – «zwischen Kreuzungspunkten und Widersprüchen».

«Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams»

Der amtierende Papst ruft die Gläubigen dazu auf, Benedikt mit Dankbarkeit und Hoffnung noch einmal jene Liebe zu erweisen, die nicht vergehe. Er beschreibt den Moment des Requiems und sagt: «Das gläubige Volk Gottes versammelt sich, es begleitet das Leben dessen, der sein Hirte war und vertraut es dem Herrn an.» Und weiter: «Wir wollen dies mit derselben Salbung und Weisheit, mit demselben Feingefühl und derselben Hin gabe tun, die er uns im Laufe der Jahre zu schenken wusste.» Und am Ende sagte er: »Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams, möge deine Freude vollkommen sein, wenn du seine Stimme endgültig und für immer hörst!»

Requiem Papst Benedikt XVI.
Requiem Papst Benedikt XVI.

Besondere Geste zum Abschied

Mit einer besonderen Geste verabschiedet sich Franziskus am Ende der Trauerfeier. Der auf den Rollstuhl angewiesene Papst erhebt sich zur letzten Ehrerbietung vor dem geschlossenen Sarg Benedikts, segnet ihn, legt eine Hand darauf und hält einen Moment mit gesenktem Kopf inne.

«Santo Subito»-Rufe und Bayern-Hymne

Erneut brandet Applaus auf. «Benedetto, Benedetto»-Rufe hallen über den Platz mit rund 50’000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Menschen rollen Plakate mit der Aufschrift «Danke Benedikt» aus, schwenken Fahnen. Eine Gruppe fordert auf einem grossen Transparent «Santo Subito», also eine rasche Heiligsprechung des Ex-Papstes. Über die Klänge der Orgel legt sich Blasmusik. Noch ein letztes Mal ertönt die Bayern-Hymne, die während seines Pontifikats so oft im Vatikan zu hören war. (cic)


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5. Januar 2023 | 15:46
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