Wegen Erdbeben eingestürztes Haus in Aleppo
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«Das ist ein Wunder»: 40-Jährige nach 100 Stunden unter den Trümmern geborgen

Nach dem verheerenden Erdbeben mit mehr als 22’000 Toten im türkisch-syrischen Grenzgebiet schwinden zusehends die Chancen, noch Überlebende in den Trümmern zu finden. Dennoch sorgen immer wieder spektakuläre Rettungsaktionen für Schlagzeilen.

So gelang es deutschen Helfern, eine 40-Jährige zu bergen, die mehr als 100 Stunden verschüttet war. «Das ist ein Wunder», sagte der Sprecher der Hilfsorganisation International Search and Rescue, Paul-Philipp Braun, vom Einsatzort in Kirikhan dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Mehr als 22’000 Tote

Die Zahl der insgesamt registrierten Todesopfer stieg am Freitag auf mehr als 22’000, über 19’000 allein in der Türkei. Während auf türkischer Seite Tausende internationale Helfer angekommen sind und bei Aufräumarbeiten sowie der Verteilung von Hilfsgütern helfen, kommt die Hilfe im Bürgerkriegsland Syrien nur schleppend an.

Die Kirche in Iskenderun nach dem Erdbeben.
Die Kirche in Iskenderun nach dem Erdbeben.

«Wir hoffen, dass weitere Grenzübergänge für Hilfslieferungen geöffnet werden und mehr Hilfe in die Region gebracht werden kann», sagte Oliver Hochedez, der die Nothilfe von Malteser International koordiniert. «Unsere syrischen Partnerorganisationen haben von uns finanzielle Hilfe bekommen, um auf dem syrischen Markt verfügbare Güter wie Lebensmittel und Decken einkaufen und schnell verteilen zu können.»

Hilfe für Syrien schwierig

In Syrien gestalten sich Hilfsprojekte und Rettungsaktionen schwierig, weil das Erdbebengebiet im Norden von unterschiedlichen Seiten kontrolliert wird. Hinzu kommen internationale Sanktionen. Die drei in Damaskus residierenden Patriarchen verschiedener Kirchen forderten in einer gemeinsamen Erklärung eine umgehende Aufhebung der «ungerechten» Wirtschaftssanktionen. Das Beben mit Tausenden Opfern habe die Not des syrischen Volkes vervielfacht, das bereits unter der Last von Krieg, Pandemie, Inflation und Ressourcenmangel leide.

Orthodoxe Patriarchen haben unterzeichnet

Die Erklärung ist vom syrisch-orthodoxen Patriarchen Aphrem II., dem griechisch-orthodoxen Patriarchen Johannes X. Yazigi und dem melkitisch-katholischen Patriarchen Youssef I. Absi unterzeichnet.

Feld der Verwüstung: Das Erdbeben zerstörte Häuser in Syrien.
Feld der Verwüstung: Das Erdbeben zerstörte Häuser in Syrien.

Wegen des Erdbebens sind allein in Syrien nach Schätzung des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR bis zu 5,3 Millionen Menschen obdachlos.

USA will Sanktionen lockern

Das US-Finanzministerium erklärte sich unterdessen bereit, die Sanktionen gegen Syrien für 180 Tage zu lockern. In dieser Zeit sollen entsprechende Transaktionen trotz der gegen Machthaber Baschar al-Assad verhängten Blockaden möglich sein, hiess es in einer Mitteilung.

Pragmatische Lösung

Die Bundesregierung in Berlin prüft derweil nach eigenen Angaben eine «pragmatische Lösung», um Visa für Überlebende der Katastrophe auszustellen. Eine konkrete Zusage machte das Auswärtige Amt jedoch am Freitag nicht. Zuvor hatten mehrere Stimmen gefordert, Betroffenen in Syrien und der Türkei kurzfristig und unbürokratisch die Zuflucht zu Verwandten nach Deutschland zu ermöglichen.


Wegen Erdbeben eingestürztes Haus in Aleppo | © Kirche in Not
11. Februar 2023 | 09:58
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