Daniel Krieg, Regens des Bistums Chur.
Schweiz

Daniel Krieg will mit Martin Grichting konstruktiv zusammenarbeiten

Noch ist Daniel Krieg (48) Pfarrer in Altdorf. Am 1. Oktober wird er Regens in Chur. Ein Gespräch über sein neues Amt als Domdekan, die Zusammenarbeit mit Martin Grichting – und wie er zum Diakonie-Revolutionär wird.

Raphael Rauch

Welche Aufgaben haben Sie als Domdekan?

Daniel Krieg*: Der Domdekan leitet vor allem die Versammlungen. Das Domkapitel kann in drei Formen zusammenkommen. Es gibt das Generalkapitel, da sind alle Domherren. Dann gibt es das Residentialkapitel – da sind nur die residierenden Domherren. Und dann gibt es noch das erweiterte Residentialkapitel, bestehend aus den residierenden Domherren und aus je zwei gewählten Domherren pro Generalvikariat. Als Domdekan bin ich für den Besitz des Domkapitels verantwortlich und verwalte diesen.

Domherren seit 2022: von links Karl Wolf, Adrian Lüchinger, Luis Varandas, Bischof Joseph Maria Bonnemain, Albert Fischer, Jürg Stuker, Daniel Krieg.
Domherren seit 2022: von links Karl Wolf, Adrian Lüchinger, Luis Varandas, Bischof Joseph Maria Bonnemain, Albert Fischer, Jürg Stuker, Daniel Krieg.

Laut Bischof Joseph Bonnemain verfügt das Domkapitel «über ein beträchtliches Vermögen». Wissen Sie, wie reich Sie jetzt sind?

Krieg: Nein, hier hatte ich noch keine Einblicke (lacht).

«Mir liegen Menschen mehr als Zahlen.»

Sind Sie ein Zahlenmensch? Liegen Ihnen Budgetfragen und Buchhaltung?

Krieg: Mir liegen Menschen mehr als Zahlen, daher habe ich Theologie studiert, weil ich als Seelsorger für die Menschen dasein will. Aber als Pfarrer und Dekan kommt man an Verwaltungsfragen nicht vorbei. Auch hier geht’s um Zahlen und Budgetfragen.

Die Domherren Walter Niederberger (links) und Peter Camenzind.
Die Domherren Walter Niederberger (links) und Peter Camenzind.

Ihr Vorgänger Walter Niederberger steht für das System Huonder. Sie stehen für einen Neuanfang. Wie wollen Sie den gestalten?

Krieg: Bei der Installation haben wir Domherren versprochen, uns für die Belange des Domkapitels und für das Bistum einzusetzen und nicht für Systeme. Für mich ist klar, dass das nur zusammen glücken kann. Detailfragen kann ich noch nicht beantworten – ich muss mich erst einarbeiten.

«Martin Grichting hat viel Erfahrung, die ich gerne einbinden möchte.»

Martin Grichting bleibt Vizedekan. Wie werden Sie mit Ihrem Stellvertreter zusammenarbeiten?

Krieg: Aufgrund seiner Fähigkeiten wäre es wünschenswert, wenn wir gut zusammenarbeiten würden. Martin Grichting ist ein versierter Kirchenrechtler und seit zig Jahren residierender Domherr. Er hat viel Erfahrung, die ich gerne einbinden möchte. Ich werde mit ihm das Gespräch suchen und ihn fragen, wie er sich engagieren will.

Bischof Joseph Bonnemain - hier an der synodalen Versammlung im Mai 2022 in Einsiedeln.
Bischof Joseph Bonnemain - hier an der synodalen Versammlung im Mai 2022 in Einsiedeln.

Bischof Joseph Bonnemain möchte, dass die Domherren Diakonie-Revolutionäre sind. Wie schaffen Sie das?

Krieg: Das Domkapitel inszeniert sich nicht zum Selbstzweck und darf nicht um sich selbst kreisen. So wie die Kirche muss auch das Domkapitel für die Menschen da sein. Das heisst: auf die Menschen zugehen und ihre Freuden, Leiden und Sorgen aufgreifen. 

«Es reicht nicht, darauf zu vertrauen, dass die Zeit Wunden heilt.»

Sie haben im Februar gesagt, Sie wünschen sich eine Aufarbeitung der schwierigen Jahre unter den Bischöfen Wolfgang Haas und Vitus Huonder. Ist diese Aufarbeitung schon in Gang gekommen?

Krieg: Aufarbeitung ist immer ein Prozess. Wir bleiben dran und bemühen uns weiterhin, aufeinander zuzugehen und uns miteinander auf einen gemeinsamen Weg zu machen. Ich bin fest überzeugt: Es reicht nicht, darauf zu vertrauen, dass die Zeit Wunden heilt. Wir brauchen eine Aufarbeitung der jahrelangen Konflikte in unserem Bistum im Sinne einer Versöhnung, sonst schwelen diese noch weiter.

Dompropst Albert Fischer bei der Beerdigung von Domherr Franz Stampfli.
Dompropst Albert Fischer bei der Beerdigung von Domherr Franz Stampfli.

Im Domkapitel sind ein paar Plätze frei. Wer wird neuer Domherr?

Krieg: Das müssen Sie den Bischof fragen. Das erweiterte Residentialkapitel hat Vorschläge gemacht. Da ich diesem aber nicht angehöre, kann ich dazu nichts sagen.

«Das Generalvikariat Urschweiz kümmert sich um eine gute Nachfolge.»

Sie waren in Uri sehr beliebt. Die Menschen haben Angst, keinen guten Nachfolger zu bekommen. Sind Sie hier schon weitergekommen?

Krieg: Wir haben von Anfang an gesagt: Wir werden bis Sommer 2023 überbrücken, das heisst mit Aushilfen arbeiten. Um eine gute Nachfolge kümmert sich das Generalvikariat Urschweiz in Zusammenarbeit mit dem Kirchenrat und unter Einbezug des Seelsorgeteams. 

Priesterseminar St. Luzi und Theologische Hochschule Chur
Priesterseminar St. Luzi und Theologische Hochschule Chur

Sie werden nicht nur Domdekan, sondern auch Regens in Chur. Wie bereiten Sie sich auf dieses Amt vor?

Krieg: Ich habe mit einigen Mitarbeitenden des Priesterseminars und mit einer Vertretung der Hochschule gesprochen, um zu wissen, was auf mich zukommt. Aber ich habe immer gesagt: Ich bin bis zum 30. September in Altdorf angestellt und kann mich erst ab dem 1. Oktober um Chur kümmern.

Machen Sie keine Ferien?

Krieg: Fast nicht (lacht). Aber ich habe mit dem Bischof abgemacht, dass ich vor dem Wechsel noch etwas Ferien mache, um in Ruhe anzukommen.

* Daniel Krieg (48) ist Pfarrer und Dekan in Altdorf. Am 1. Oktober fängt er als Regens des Priesterseminars St. Luzi in Chur an. Am Freitag hat Bischof Joseph Bonnemain den Domherrn zum Domdekan ernannt. 


Daniel Krieg, Regens des Bistums Chur. | © zVg
27. August 2022 | 13:11
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