Comundo
Schweiz

Comundo nimmt erstmals Stellung zum Krach mit Echanger

Luzern/Freiburg, 16.12.15 (kath.ch) In der ersten Dezemberwoche erreichte ein Konflikt um Mitbestimmung innerhalb von Comundo, einer Allianz von bislang drei Entwicklungsorganisationen, seinen Höhepunkt. Resultat: Die Westschweizer Organisation Echanger ist ab 2017 nicht mehr dabei. Nun nimmt Comundo erstmals Stellung zum Zerwürfnis. Die neue Struktur von Comundo gewähre den Trägervereinen «ein ausgeglicheneres Mitspracherecht als bisher», teilte Teres Steiger-Graf, Geschäftsleiterin und CEO von Comundo, schriftlich gegenüber kath.ch mit.

Barbara Ludwig

Die Entwicklungsorganisationen Bethlehem Mission Immensee (BMI, Deutschschweiz), Echanger und Inter-Agire (italienischsprachige Schweiz) bilden seit Anfang 2013 die Allianz Comundo. Diese betreibt je eine Geschäftsstelle in Luzern, Freiburg und Bellinzona sowie ein Büro in Deutschland. Im Rahmen des Zulassungsverfahrens bei der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) für ein längerfristigeres Programm sei Voraussetzung, dass Comundo bis spätestens 1. Januar 2017 ein eigener Rechtsträger ist, teilte die Allianz am Dienstag, 15. Dezember, gegenüber kath.ch mit. Bislang war BMI gemäss dem Kooperationsvertrag zwischen den drei Organisationen Rechtsträger von Comundo und damit für sämtliche Verträge verantwortlich.

Neuer Verein wird im Sommer 2016 gegründet – ohne Echanger

Ein Konflikt um Mitbestimmungsrechte der einzelnen Trägerorganisationen führte dazu, dass die Westschweizer Organisation Echanger den Weg von Comundo von der Allianz zum Verein nicht mitmacht: Die Mitglieder des Vereins Echanger haben an ihrer ausserordentlichen Generalversammlung vom 4. Dezember einen vom Comundo-Vorstand präsentierten Statutenentwurf abgelehnt, wie Bernard Fragnière, Präsident von Echanger, auf Anfrage gegenüber kath.ch sagte. Zugestimmt hätten sie einem Gegenentwurf, der unter der Leitung des Vorstandes von Echanger erarbeitet wurde.

BMI und Inter-Agire haben dagegen an ihren ausserordentlichen Generalversammlungen vom 3. beziehungsweise 5. Dezember dem Statutenentwurf Comundo zugestimmt. Hinter der Gründung des Vereins stehen somit nur diese beiden Organisationen. Der Verein soll im Sommer 2016 gegründet werden, wie Comundo mitteilte.

Die beiden Statutenentwürfe hätten sich punkto Mitspracherecht und Autonomie der Trägervereine unterschieden, sagte Fragnière gegenüber kath.ch. «Keiner der Trägervereine sollte aus Sicht von Echanger über eine Mehrheit der Stimmen im Vorstand verfügen», so der Freiburger Gewerkschafter. «Wir verlangten je eine zusätzliche Stimme für Inter-Agire und Echanger.» Der Entwurf des Comundo-Vorstandes habe zudem die Autonomie der Trägervereine über Gebühr eingeschränkt.

«Interne Findungsprozesse» bleiben unter Verschluss

Comundo sieht das offenbar anders. «Die neue Struktur von Comundo gewährt den Trägervereinen ein ausgeglicheneres Mitspracherecht als bisher», teilte Teres Steiger-Graf, Geschäftsleiterin und CEO von Comundo, schriftlich gegenüber kath.ch mit. Inwiefern die künftige Struktur im Vergleich zur bisherigen ein ausgeglicheneres Mitspracherecht ermöglicht, war am Mittwoch, 16. Dezember, auf Nachfrage nicht in Erfahrung zu bringen: Die «genaue Ausformulierung des ausgeglicheneren Mitspracherechts zur Stärkung der Sprachregionen» erfolge «im Rahmen der Finalisierung» des Statutenentwurfs Comundo, liess Eva Riedi Collen, Bereichsleiterin Kommunikation & Marketing von Comundo, verlauten. Riedi versprach, umfassend zu informieren, «wenn wir die Details und Ausformulierungen in ihrer Gesamtheit vorliegen haben».

Auf die Frage, ob der Comundo-Vorstand den Gegenentwurf von Echanger zurückgewiesen habe, antwortete Steiger: «Zu internen Findungsprozessen nimmt Comundo keine Stellung.» Auf die Frage, welches aus Sicht von Comundo die strittigen Punkte im Statutenentwurf waren, den Echanger ablehnte, antwortete die Geschäftsleiterin stichwortartig: «Frage von Autonomie-Bestreben und Zentralisierungs-Notwendigkeit», «Unvereinbarkeit in der Struktur der gemeinsamen Zusammenarbeit» und «Erarbeitung und Definition der neuen Rechtsform».

Romandie soll auch künftig vertreten sein

Die Geschäftsstelle in Freiburg wird aufrechterhalten. Comundo will auch nach dem Ausscheiden von Echanger in der Westschweiz verankert sein. Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Inter-Agire werde prüfen, wie die französischsprachige Schweiz innerhalb von Comundo künftig repräsentiert wird, schreibt die Allianz. Comundo verfolge weiterhin das Ziel, sich als grösste Schweizer Schweizer Organisation der Personellen Entwicklungszusammenarbeit zu positionieren.

Zurzeit beschäftigt Comundo rund 200 Mitarbeitende. Davon sind über 100 Fachpersonen in elf Einsatzländern in Lateinamerika, Afrika und Asien tätig. Die Mitarbeitenden sind vom Ausscheiden von Echanger nicht betroffen. «Es sind keine Entlassungen vorgesehen», versichert Comundo. «Das operative Geschäft von Comundo läuft im gewohnten Rahmen weiter und das Programm wird wie geplant umgesetzt.»

Publik wurde der Konflikt innerhalb von Comundo durch einen Bericht des Westschweizer Portals cath.ch vom 20. November. (bal)

 

Comundo | © 2015 Sylvia Stam
16. Dezember 2015 | 16:38
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