Jesuit Christoph Albrecht setzt sich für Flüchtlinge ein – und für eine politisch engagierte Kirche
Zitat

Christoph Albrecht: «Weihnachtsgeschichten handeln von Not, die am Ende überwunden wird»

Der Jesuit Christoph Albrecht ist stark engagiert für Geflüchtete. Er erinnert daran, dass auch die Weihnachtsgeschichte eine Geschichte von Flucht und Not ist. Und dass das Evangelium Barmherzigkeit fordert.

«Weihnachtsgeschichten handeln immer von Not, die am Ende aber überwunden oder mindestens eingegrenzt wird, und zwar durch Menschen, die sich berühren lassen, sich solidarisch zeigen und den Notleidenden einen Platz in ihrem Leben geben. (…)

Solche Geschichten ereignen sich auch heute. Vor unserer Haustür. Nicht nur an Weihnachten. Wie sie enden, hängt auch von uns ab. Nicht zuletzt haben Geflüchtete Weihnachten in diesem Sinn am nötigsten. Von Ausschaffung bedrohte Menschen befinden sich in genau solch dramatischen Lagen. Manche Unterbringung gleicht in Kälte, Enge, Schmutz und Schutzlosigkeit dem Stall von Bethlehem. (…)

Die Weihnachtsgeschichte erinnert uns nicht zufälligerweise an die kirchliche Tradition der Aufnahme und des Schutzes bedrohter Menschen. Das Kirchenasyl diente seit Jahrhunderten zum Schutz von Verfolgten und zur Stärkung derjenigen, die im Namen und Auftrag der Kirchen und des Evangeliums diesen Schutz zu gewährleisten hatten.

Doch an vielen Orten scheint das Kirchenasyl heute zu ungeeignet oder gegenüber den rechtstaatlichen, für die Abschiebung verantwortlichen Organen nicht gerechtfertigt, um als letztes Mittel zum Schutz der Bedrohten eingesetzt zu werden. Die Frage, wie denn die vom Evangelium geforderte Barmherzigkeit angesichts der heutigen Not der Flüchtlinge auszusehen hat, bleibt dennoch offen.»

Das schreibt Christoph Albrecht in einem Beitrag auf der Webseite der Römisch-katholischen Kirche im Kanton Zürich. Dabei verweist er auf eine Konferenz am 1. März in Zürich, an der das Kirchenasyl diskutiert wird.  Christoph Albrecht SJ ist Leiter des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes in der Schweiz, Mitglied der Koordinationsgruppe des Netzwerks migrationscharta.ch und Co-Präsident des Solinetzes Zürich und von Solinetze Schweiz. Weiter ist er verantwortlich für die katholische Seelsorge der Fahrenden in der Schweiz und Pfarradministrator in der Pfarrei Greifensee. (rp)


Jesuit Christoph Albrecht setzt sich für Flüchtlinge ein – und für eine politisch engagierte Kirche | © Vera Rüttimann
19. Dezember 2023 | 15:00
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