Eine jüdische Familie feiert Chanukka.
Zitat

Chanukka sameach und Frohe Weihnachten sollen nachhallen

Die gemeinsamen Glückwünsche Chanukka sameach und Frohe Weihnachten sollen bis Ostern und darüber hinausdauern, sagt die Direktorin des NS-Dokumentationszentrums in München, Mirjam Zadoff*.

«Gerade in diesen Tagen, in denen Politiker gern darüber sprechen, Weihnachten zu retten, wünscht man sich die eine oder andere Stimme zur Rettung der Diversität. Season’s Greetings und Happy Holidays heisst es in den USA, Frohe Weihnachten hingegen in Deutschland. Dabei bezeichnen sich in Amerika weitaus mehr Menschen als zugehörig zu einer protestantischen oder katholischen Kirche als hier. (…) Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Fangen wir doch an in diesem schwierigen, einsamen und zukunftsarmen Corona-Winter mit guten Wünschen füreinander: Wünschen wir einander Chanukka sameach und Frohe Weihnachten. Und machen wir im Frühjahr gleich weiter mit Nowruz, Pessach, Ostern und Iftar.

*Mirjam Zadoff ist Historikerin und Direktorin des NS-Dokumentationszentrums in München. Dieses Zitat stammt aus einem Gastbeitrag, der in der «Süddeutschen Zeitung» erschienen ist. (gs)

Eine jüdische Familie feiert Chanukka. | © KNA
11. Dezember 2020 | 10:13
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Chanukka

In diesem Jahr begann das jüdische Chanukka-Fest, auch Lichterfest genannt, am Donnerstagabend. Es endet am 18. Dezember. Das achttägige Fest beginnt immer am 25. Tag des Monats Kislew, des neunten Monats im jüdischen Kalender.

Chanukka erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels 164 vor Christus in Jerusalem durch Judas Makkabäus, nachdem das Gotteshaus von syrisch-hellenistischen Eroberern durch «Götzendienst» und griechische Götterstatuen und Symbole entweiht worden war. Das Fest erinnert somit auch an den Sieg des jüdischen Volkes über die griechischen Besatzer.

Rund zwei Jahre hatten die Makkabäer gegen die Besatzer gekämpft. Als sie dann den Tempel wieder in Besitz nehmen konnten und die Menora, den traditionellen siebenarmigen Leuchter, anzünden wollten, fanden sie lediglich geweihtes Öl für einen Tag vor. Nach einer Legende des Talmud brannte die Menora jedoch acht Tage lang.

In Erinnerung an dieses Wunder wird in jüdischen Häusern und Synagogen während des Lichterfestes jeden Abend eine neue Kerze am neunarmigen Chanukka-Leuchter entzündet. Die neunte Kerze heisst «Schamasch» (Diener) und wird zum Anzünden der anderen Lichter verwendet. Beim Lichtanzünden wird ein Gebet gesprochen: «Gelobt seist du, Herr unser Gott, König der Welt, der vollbracht hat Wundertaten an unseren Vätern in jenen Tagen zu dieser Zeit.»

Von Sonnenuntergang bis Mitternacht, solange die Lichter brennen, wird der Tradition nach im Haus nicht gearbeitet, sondern gesungen und gespielt. Beliebt ist das Trendl- oder Dreidelspiel mit einem vierseitigen Kreisel, der vier hebräische Schriftzeichen trägt. Sie ergeben den Spruch: «Ein grosses Wunder geschah hier.» Überdies werden die Kinder jeden Abend beschenkt, und es gibt besondere Speisen wie Latkes, eine Art Reibekuchen, und Sufganiot, in Öl gebackenes Spritzgebäck. (kna)