Büchertisch Caritas Sozialalmanach Zürich
Schweiz

Caritas Schweiz sagt zum Thema Zuwanderung: «Herein!»

Zürich, 9.1.15 (kath.ch) Er gehört zum festen Bestandteil des Jahresbeginns für alle an sozialen Fragen Interessierten: Der Sozialalmanach der Caritas Schweiz. 2015 wird der Schwerpunkt unter dem leicht provokativen Titel «Herein. Alle(s) für die Zuwanderung» dem nationalen Dauerthema Migration gewidmet.

Von Martin Spilker

«So wie der Titel heisst, ist es gemeint», sagt Iwona Swietlik von Caritas Schweiz bei der Präsentation des Sozialalmanachs 2015 im Zürcher Volkshaus: Herein. Dies, so wurde an Donnerstagabend mehr als einmal deutlich, sei das verbindliche Stichwort zum Thema Migration angesichts weltweiter Konflikte und Flüchtlingsströme. Denn angesichts haarsträubender Ereignisse auf Flüchtlingsschiffen im Mittelmeer, der Vertreibung von hunderttausenden von Menschen aus kriegs- und terrorgeplagten Ländern sei die Diskussion über «Nutzen» von Einwanderung oder eine wie immer auch festgelegte Obergrenze der Zuwanderung schlicht eine Arroganz, sagt Cécile Bühlmann, frühere Luzerner Nationalrätin der Grünen. Und sie verdeutlicht: «Es gibt Ungleichheit, Ungerechtigkeit auf dieser Welt. Und wir haben die Verpflichtung zu helfen.»
Der auf Migrationsfragen spezialisierte Zürcher Rechtsanwalt Marc Spescha führte diese Haltung weiter. In der Schweiz lebten wir von der «Gnade des privilegierten Geburtsortes». Zwar werde in unserem Land immer wieder die humanitäre Tradition als bedeutendes historisches Element betont, aber eingelöst werde diese Tradition heute nicht. Die Schweiz sei vielmehr zu einem «Zulassungsland» verkommen, so Spescha. Migration bedeute aber auch Bereicherung. Doch benötige es eine Offenheit, dem Anderen, dem Fremden zuerst einmal zu begegnen, mahnte der Jurist. – Die Lektüre des neuen Sozialalmanachs biete dazu einen guten Einstieg.
Der Anlass, der gemeinsam mit der Paulus-Akademie organisiert war, wurde mit einem überraschenden Einstiegsreferat durch Klara Landau eröffnet. Die Direktorin der Augenklinik am Universitätsspital Zürich sprach über ihre Erfahrungen als Jugendliche einer tschechoslowakischen Flüchtlingsfamilie, die in den 1960er Jahren in die Schweiz kam, hier zur Schule ging und ein Studium absolvierte. Nach beruflichen Stationen in Israel und den USA hat sie sich mit ihrer Familie – in ihre alte Heimat konnte sie nicht mehr – wieder in der Schweiz niedergelassen hat. Als Migrantin, als Flüchtling, sei sie vor gut 40 Jahren gegenüber den heute Schutz suchenden Menschen privilegiert gewesen. Die Schweiz, so Klara Landau, müsse aber auch heute offen sein für Menschen in Not und einen Beitrag zur Korrektur der Ursachen leisten, die zu Migration führen. (ms)

Weitere Informationen: http://www.caritas.ch/de/aktuelles/news/caritas-sozialalmanach-2015/
Bestellung im Caritas-Shop: http://shop.caritas.ch/verlag

Hinweis: Caritas-Forum 2015: Zuwanderung. Die sozialpolitische Tagung der Caritas Schweiz widmet sich ebenfalls dem Thema Zuwanderung.
30. Januar 2015, 9.30 bis 15.30 Uhr im Kultur-Casino, Herrengasse 25, Bern.
Weitere Informationen: http://www.caritas.ch/de/was-wir-sagen/caritas-forum/

Büchertisch Caritas Sozialalmanach Zürich | © 2015 Martin Spilker
9. Januar 2015 | 16:50
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