Alleinerziehende müssen oft mit kleinem Budget zurechtkommen.
Schweiz

Caritas fordert eine Milliarde Franken für Armutsbetroffene

Die Schweiz soll ein Unterstützungsprogramm für Menschen und Haushalte mit kleinen Einkommen ausarbeiten. Caritas schlägt Direktzahlungen in der Höhe von 1000 Franken für Betroffene vor.

Georges Scherrer

Eine Million Menschen in der Schweiz seien von Armut betroffen oder armutsgefährdet, schreibt das Hilfswerk in seinem Aufruf an Bundesrat und Parlament von Mittwoch.

Auf aktuelle Not reagieren

Das eidgenössische Parlament, das am Montag zu einer ausserordentlichen Session in der «Bernexpo» zusammenkommt, soll den Notlagen dieser Zielgruppe Rechnung tragen.

Caritas fordert ein Unterstützungsprogramm für Armutsbetroffene. Kernpunkt eines solchen Pakets sollten einmalige Direktzahlungen in Höhe von 1000 Franken für Menschen mit Kleinsteinkommen und Marginalisierte sein.

Lücke im Corona-Hilfspaket

Auf diese Weise müsse eine «gravierende Lücke» im vorgesehenen Unterstützungspaket des Bunderates angesichts der Coronakrise geschlossen werden. Die Massnahmen des Bundesrats würden Menschen mit tiefen Einkommen und Armutsbetroffene in der Schweiz nur ungenügend erreichen.

Armut in der Schweiz
Armut in der Schweiz

Schwache Widerstandskraft

Den Armutsbetroffenen und Menschen, die nur knapp über der Armutsgrenze lebten, fehlten die finanziellen Ressourcen und die Widerstandskraft zur Krisenbewältigung. Die Coronakrise bedeute für diese Menschen eine dramatische Verschlechterung ihrer Lebenssituation und verstärke ihre Marginalisierung.

Caritas zählt zu dieser bedrohten Bevölkerungsschicht die «Working Poor»: Das sind Menschen, die trotz Arbeitsstelle nicht genügend für ihren Lebensunterhalt verdienen, Alleinerziehende, Arbeitnehmende, die auf einen Zusatzverdienst angewiesen seien, Sans-Papiers oder Personen, die Dienstleistungen in privaten Haushalten erbringen würden.

Im Caritas-Markt
Im Caritas-Markt

In diese Gruppe fielen auch von der Arbeitslosenkasse Ausgesteuerte, niedrigqualifizierte Arbeitnehmende, Menschen, die, wie Prostituierte, in tabuisierten Bereichen arbeiteten oder Leute, die ohne Aufenthaltsstatus seien.

Eine bescheidene Investition

Die einmalige Direktzahlung in Höhe von 1000 Franken sollte an jene Haushalte und Einzelpersonen gehen, deren Einkommen unter dem Niveau liege, das zu Ergänzungsleistungen berechtige. Die Kosten für diese Massnahmen schätzt Caritas auf 1 Milliarde Franken.

«Im Vergleich zu dem bereits beschlossenen Paket von über 60 Milliarden Franken ist dies eine bescheidene Investition in die soziale Stabilität der Schweiz», schreibt die Caritas in ihrem Aufruf. Jeder Unterstützungsfranken an Menschen in Notlagen sei zugleich ein Beitrag in der Kasse Selbständigerwerbender und der Wirtschaft.

Krippenplätze und Krankenkasse

Weitere Massnahmen des von Caritas geforderten Unterstützungsprogramms sind kostenlose Krippenplätze, eine Erhöhung der Verbilligung von Krankenkassenprämien durch Bund und Kantone um 50 Prozent sowie Kurzarbeitsentschädigungen, die bei tiefen Einkommen keine Kürzung vorsehen, sondern 100 Prozent des Lohnes betragen.

Alleinerziehende müssen oft mit kleinem Budget zurechtkommen. | © Caritas
29. April 2020 | 15:53
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