Bischof Paul Hinder (links) mit Bundesrat Ignazio Cassis vor der Scheich-Zayid-Moschee in Abu Dhabi (2020).
Schweiz

Bundesrat Ignazio Cassis besucht den Bischof von Arabien

Der Schweizer Kapuziner Paul Hinder ist Bischof von Arabien. Er wohnt in Abu Dhabi – und bekam Besuch von Bundesrat Ignazio Cassis. Hinder hofft, dass die Schweiz sich stärker für den Frieden im Jemen einsetzt.

Raphael Rauch

Sie hatten heute prominenten Besuch. Wer hat das Treffen eingefädelt?

Bischof Paul Hinder: Die Initiative kam von der Schweizer Botschaft. Sie hat angefragt, ob Bundesrat Ignazio Cassis auch die Kathedrale besuchen und bei einem Kaffee-Halt im Bischofshaus mehr über unsere Situation erfahren könnte.

Was hatten Sie für Gesprächsthemen?

Hinder: Wir haben über die Religions- und Kultusfreiheit in den Ländern der Region gesprochen. Es ging um das «Abraham-Abkommen» und seine Konsequenzen.

Zum Apostolischen Vikariat gehört auch der Jemen. Der Krieg im Jemen war ebenso Thema wie die Situation der Migranten in diesem Teil der Welt.

Auch ging es um die Situation der Kirche unter den Bedingungen von Covid-19. Und der Bundesrat hat sich dafür interessiert: Welche Beziehungen habe ich zur Schweiz? Schliesslich bin ich seit 25 Jahren Auslandschweizer.

Haben Sie dem Bundesrat die Kathedrale gezeigt? 

Hinder: Gleich nach der Ankunft auf dem Gelände haben wir zuerst die Kathedrale besucht. Und dazu habe ich ihm einige Informationen über unsere Arbeit gegeben.

Was haben Sie dem Bundesrat über die Situation der Christen in Arabien berichtet?

Hinder: Ich habe kurz die Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern angesprochen. Dass wir uns bewusst sein müssen, in einer islamischen Gesellschaft zu leben und deren Regeln im öffentlichen Leben mitzuberücksichtigen haben. Das betrifft die Art und Weise, wie wir leben und auftreten. Ich habe aber auch von den positiven Signalen berichtet, die vom Papstbesuch anfangs Februar 2019 ausgingen.

Inwiefern stand der gemeinsame Moschee-Besuch im Geist der Enzyklika «Fratelli tutti»?

Hinder: Aus Zeitgründen konnte ich den Besuch in der Moschee nicht bis zum Ende mitmachen. Der Moschee-Führer hat aber den Bezug zum Papst-Besuch sehr explizit hergestellt. »Fratelli tutti» als Dokument ist allerdings hier noch nicht richtig angekommen. Vermutlich steht die Enzyklika etwas zu quer in Bezug auf die Wirtschaft und Politik in der Region.

Bischof Paul Hinder während der Audienz bei Papst Franziskus am 18. September 2020.
Bischof Paul Hinder während der Audienz bei Papst Franziskus am 18. September 2020.

Was fordern Sie vom Bundesrat, etwa mit Blick auf den Jemen? 

Hinder: Der Bundesrat kann sicher die Politik der guten Dienste ausbauen, wie er sie schon in anderen Ländern der Region wahrnimmt. Im Übrigen sollten wir die äusserst wichtige und hilfreiche Rolle des Internationalen Roten Kreuzes im Jemen nicht vergessen. Man lese dazu die sehr instruktiven Berichte von Peter Maurer, Direktor des IKRK.

Warum haben Sie eigentlich ein weisses Gewand an – und keine schwarze Soutane wie die Schweizer Bischöfe? 

Hinder: In den meisten Ländern mit gewöhnlich hohen Temperaturen tragen die Bischöfe eine weisse statt einer schwarzen Soutane. Wenn ich in der Schweiz oder in Rom bin, trage auch ich die schwarze Soutane.


Bischof Paul Hinder (links) mit Bundesrat Ignazio Cassis vor der Scheich-Zayid-Moschee in Abu Dhabi (2020). | © zVg
1. Dezember 2020 | 15:39
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