Café im Caritas-Markt in St. Gallen.
Schweiz

Bistumsjubiläum in St. Gallen: Caritas pilgert vom Rand in die Mitte

60 Freiwillige halten den St. Galler Caritas-Markt am Leben. Ihre Gemeinschaft sei auch eine Art von Kirche-Sein, sagt Philipp Holderegger von der regionalen Caritas. Für das katholische Hilfswerk war das mit ein Grund, sich am Sternpilgern zum Abschluss des Bistumsjubiläums zu beteiligen.

Vera Rüttimann

Aus allen Teilen des Bistums St. Gallen sind am Sonntagvormittag Gläubige zur Kathedrale gepilgert, um dort gemeinsam das 175-Jahr-Jubiläum der Diözese zu feiern. Gestartet wurde an verschiedenen Orten. Zum Beispiel beim Caritas-Markt in St. Gallen. Zirka zehn ältere Frauen und Männer  haben sich an der Langgasse 11 eingefunden.

Ein Café für alle

Hier wohnen viele Migrantinnen und Migranten. Die Seitenstrassen führen ins Nirgendwo. Eine graue Gegend. Dennoch zieht es viele immer wieder in das Café im Caritas-Markt, das auch an diesem Sonntagvormittag gut besucht ist.

Das Café ist gleich neben dem Caritas-Markt in St. Gallen.
Das Café ist gleich neben dem Caritas-Markt in St. Gallen.

Wer hierherkommt, ist froh um ein offenes Ohr. Freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hören sich die Lebensgeschichten der Menschen an. Philipp Holderegger, Geschäftsführer der Caritas St. Gallen-Appenzell, sagt zu kath.ch: «Das Café ist für alle offen.»

«Das soziale Gesicht der Kirche ist für Bischof Markus Büchel sehr wichtig.»

Georg Scherzinger, Mitarbeiter Caritas St. Gallen-Appenzell

Der Caritas-Markt ist ein Einkaufsladen für Armutsbetroffene, hierher kommen Leute, die keine Rückstellungen machen können und Endes des Monats knapp durchkommen. Für Philipp Holderegger erklärt, warum das Hilfswerk Caritas beim Sternpilgern zur Kathedrale mitmachte: «Wir arbeiten für Kirchgemeinden und für das Bistum. Wir verstehen uns als ein Teil dieser Kirche.»

Caritas-Markt in St. Gallen.
Caritas-Markt in St. Gallen.

Die Freiwilligen, die hier mithelfen, seien eine Art von Gemeinschaft. Auch eine Art von Kirche-Sein. «Darum wollen wir ebenfalls mit dem Bistum mitfeiern und uns an diesem Sternpilgerlauf zur Kathedrale St. Gallen beteiligen.» Gregor Scherzinger, Mitarbeiter der Caritas St.Gallen-Appenzell, hält viel von Bischof Markus Büchel. Er sagt über ihn: «Das soziale Gesicht der Kirche ist für ihn sehr wichtig.»

Workshops mit Schulklassen

Der Caritas-Markt in St. Gallen – insgesamt gibt es 21 in der Schweiz – wurde vor vier Jahren eröffnet. 800 Produkte kann man hier kaufen. Darunter sind Pasta, Reis, Gemüse und Früchte. Die Caritas-Märkte erhalten die Produkte unter anderem von Läden, die ihre abgelaufene Ware nicht mehr verkaufen können. Die Ware ist aber noch immer geniessbar.

Ein Pool von 60 Freiwilligen sorgt dafür, dass die Esswaren in Empfang genommen werden und in die Regale sortiert werden. Philipp Holderegger sagt: «Das Bedürfnis nach diesen Läden ist da. Es ist aber eher bitter, dass die Leute zu uns einkaufen gehen müssen.» Gregor Scherzinger ergänzte:» Wir machen hier auch Workshops mit Schulklassen, dich sich mit dem Thema Armut auseinandersetzen.»

Die Gruppe geht am Olma-Gelände vorbei.
Die Gruppe geht am Olma-Gelände vorbei.

Caritas betreut den «Unort» der Stadt

Wir starten. Erst schlendern wir entlang der grauen Langgasse Dann queren wir den Zebrastreifen und gelangen zu den Olma-Hallen. Weiter geht’s Richtung Innenstadt. Am Kantipärkli stoppen wir. Daneben befindet sich eine unterirdische Toilette. Dort befindet sich die inoffizielle Fixer-Toilette der Stadt St. Gallen. «Ein Unort der Stadt. Ein Ort, wo viele wegschauen», sagt Philipp Holderegger zur umstehenden Gruppe.

Der "Unort" von St. Gallen: Inoffizielle Fixer-Toilette.
Der "Unort" von St. Gallen: Inoffizielle Fixer-Toilette.

Der Ort wird von Helfern der Caritas betreut. Philipp Holderegger erläutert: «Wir betreuen diese Leute nicht, aber wir sorgen dafür, dass dieser Ort immer sauber ist Und wir hören ihnen zu, wenn sie hier sind.» Es gehe, darum, dass die Caritas hier präsent sei. Falls einmal die Ambulanz benötigt werde, sei schnell ein Anruf gemacht und das Spitalauto sei im Eiltempo hier.

Die Gruppe kommt im St. Galler Stiftsbezirk an.
Die Gruppe kommt im St. Galler Stiftsbezirk an.

Vom Rand in die Mitte

Weiter geht der Marsch durch das Museumsquartier und die Altstadt. Immer weiter gelangen wir vom Rand in die Mitte. Zur Kathedrale, wo die sich die Sternpilgerinnen und Sternpilger aus allen Regionen des Bistums treffen.


Café im Caritas-Markt in St. Gallen. | © Vera Rüttimann
26. September 2022 | 12:04
Lesezeit: ca. 3 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!