Der Petersplatz in Rom am Abend vor der Beginn der Bischofssynode.
Vatikan

Bischofssynode: Gläubige hoffen auf klare Worte

Rom, 4.10.15 (kath.ch) Was die Bischöfe von der Synode über Ehe und Familie erwarten, war in den vergangenen Tagen oft zu hören. Was die einfachen Gläubigen sich davon erhoffen, konnte man am Vorabend auf dem Petersplatz erfahren.

Andrea Krogmann / CIC

«Ein bisschen langweilig, aber sehr schön» sei es gewesen, sagt der 9-jährige Tommaso. «Einfach, aber bedeutungsvoll», ergänzt sein Vater, «ein wichtiger Moment des Gebets, der mir gut tat». Wie der römische Katholik Giovanni Scifoni waren sie zu Zehntausenden am Samstag, 3. Oktober, der Einladung der italienischen Bischofskonferenz zur Gebetsvigil auf den Petersplatz gefolgt. Nach den Turbulenzen um das Outing eines vatikanischen Priesters als praktizierender Homosexueller am Vormittag war das Gebetstreffen am Vorabend der Weltbischofssynode über Ehe und Familie Balsam für die katholische Seele.

Eine bunte Katholikenschar

Vom Säugling bis zu Grosseltern, Pfadfindern und Ordensleuten: Optisch kam die Menge auf dem Petersplatz bunt daher. Was sie von der Synode erwarten? «Klare Worte für die christliche Familie, das heisst: Mann, Frau, Kind», sagt Teilnehmerin Alessandra Paesanti aus Padua und findet grosse Zustimmung von ihren Sitznachbarn. Diese traditionelle Form der Familie sehen hier viele in Gefahr. In der Welt von heute, so Paesanti, «gibt es viele neue Ideen, die die Familie nicht mehr ins Zentrum stellen.»

Offen sein für den Heiligen Geist und den Dialog untereinander, dazu mahnte Papst Franziskus die Synodenteilnehmer in seiner Predigt. Damit verbunden stand sein Aufruf zu einer Kirche als «offenes Haus» und die Warnung vor moralischem Rigorismus. Er wolle «dem Papst Kraft und Mut zusprechen, den Wert der christlichen Familie zu verteidigen», sagt auch Danilo Annarita vom Neokatechumenalen Weg, einer katholischen Gemeinschaft. Von der Synode erhofft der Italiener im Missionseinsatz sich «ein starkes Zeichen der Kontinuität», ein «Siegel» auf die katholischen Familienwerte entgegen der vorherrschenden gesellschaftlichen Tendenz zu «Egoismus und Spaltung». Das, sagt Annarita im Blick auf die zunehmend säkularisierte Gesellschaft, müsse aber gut erklärt werden.

Modernes Handwerkszeug für die traditionelle Familie

«Es müssen Worte gefunden werden, um zu erklären, warum die christliche Familie anders ist als andere Vorstellungen», glaubt auch Alessandra Paesanti. Geht es nach ihr, wird die Synode vor allem eines bringen: Moderneres Handwerkszeug, um die traditionelle kirchliche Sicht der Familie zu vermitteln. An grössere Veränderungen der Lehre als Resultat der Synode glaubt Danilo Annarita nicht. Er verweist auf den Heiligen Geist, der auch in der Synode wirke, «auch wenn wir ihn manchmal erst später verstehen».

Eine Frau, ein Mann und ihre Kinder: Für diese Definition von Familie einzustehen und ihre Bekräftigung durch die ab Montag tagende Bischofssynode zu beten, dafür haben viele Teilnehmer der Gebetsvigil teils lange Wege aus allen Teilen Italiens auf sich genommen. Viele gehören katholischen Bewegungen und Gemeinschaften an. Vertreter der Fokolarbewegung, des Neokatechumenalen Weg und der «Azione Cattolica» halten ihre Banner in den Abendhimmel. Ausländische Gläubige waren auf dem Petersplatz kaum zu finden.

«Einfach für die Synode beten»

Was am späten Nachmittag mit Sakropop und einer weltjugendtagsähnlichen Stimmung begonnen hatte, ging nahtlos über in einen Abend andächtigen Gebets. Angerührt lauschten die Versammelten den Zeugnissen, vorgetragen von Familien und Vertretern verschiedener geistlicher Gemeinschaften. Papst Franziskus schüttelte keine Hände, küsste keine Kinder und statt der lauten Jubelrufe bei anderen Papstauftritten prägten Kerzen und betende Hände das Bild. «Der Papst musste uns heute Abend nicht beeindrucken, diese Vigil ist nicht dazu da, eine grossartige Rede des Papstes zu hören», sagt Teilnehmer Scifoni. Sie seien einfach hier, sagt der dreifache Familienvater, «um für die Synode zu beten, denn sie ist ein kritisches Moment nicht nur für Katholiken oder Italien, sondern für die ganze Welt». (cic)

Der Petersplatz in Rom am Abend vor der Beginn der Bischofssynode. | © 2015 Andrea Krogmann
4. Oktober 2015 | 10:15
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