Künftig sollen alle Missbrauchsopfer gleich viel Geld von der Kirche erhalten.
Schweiz

Bischofskonferenz einigt sich mit Missbrauchskommission Cecar

Freiburg, 26.6.18 (kath.ch) Im April wurde bekannt, dass es einen Konflikt zwischen der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und der Westschweizer Kommission für Missbrauchsopfer «Cecar» gibt. Vergangene Woche haben sich die beiden Instanzen im Rahmen einer Aussprache nun darauf geeinigt, dass es künftig keine unterschiedlich hohen Genugtuungsbeiträge für Missbrauchsopfer mehr geben soll.

Man habe «einstimmig» die Absicht bekräftigt, die bestehenden Rechtsgrundlagen im Einvernehmen aller Partner zu überarbeiten, teilte die SBK bereits am 20. Juni mit. Welche der unterschiedlichen Rechtsgrundlagen von Änderungen betroffen sein würden, sei derzeit noch unklar, sagte Encarnacion Berger-Lobato, Leiterin Marketing und Kommunikation bei der SBK, am Dienstag auf Anfrage.

Alle Opfer bekommen künftig gleich viel

«Die Verfahren sollen vereinfacht und die unterschiedlich hohen Genugtuungsbeiträge sollen durch einen einzigen Pauschalbetrag abgelöst werden», heisst es in der Mitteilung weiter. Das Ziel sei, wegzukommen von der Unterscheidung der Fälle in leichte und schwere, sagte Berger-Lobato dazu. Die Richtlinien der Genugtuungskommission der SBK unterscheiden bislang zwei Arten von Entschädigungen: An Opfer, deren sexuelle Integrität verletzt wurde, werden maximal 10’000 Franken ausbezahlt; in «besonders schweren Fällen» erhalten Opfer 20’000 Franken.

Einverständnis der drei Organisationen nötig

Giorgio Prestele, Präsident des Fachgremiums «Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld», präzisierte in einem Mail an kath.ch, dass die bestehende nationale Regelung auf einem Vertragsverhältnis zwischen der SBK, der Vereinigung der Höhern Ordensobern der Schweiz  und der Römisch-katholischen Zentralkonferenz beruhe. Für eine Änderung dieser Vereinbarung sei entsprechend das Einverständnis dieser drei Organisationen nötig. «Ob dieses Einvernehmen tatsächlich erzielt werden kann, bleibt dem nun nachfolgenden Prozess vorbehalten», schreibt Prestele.

Cecar sah ihre Unabhängigkeit tangiert

Die unabhängige Kommission für «Anhörung, Vermittlung, Schlichtung und Wiedergutmachung» (Cecar) hatte sich daran gestört, dass die Genugtuungskommission der Bischofskonferenz die Dossiers, die sie von der Cecar erhält, einer «Plausibilitätsprüfung» unterzieht, bevor sie den von der Kirche eingerichteten Entschädigungsfonds in Anspruch nimmt. Diese Kontrolle verhinderte aus Sicht der Cecar-Präsidentin Sylvie Perrinjaquet eine echte Unabhängigkeit.

Perrinjaquet sprach gemäss dem Westschweizer Nachrichtenportal «cath.ch» zudem von einer «Hierarchie der Schädigung», die sie bedauere. In ihrem Jahresbericht, der am 12. April veröffentlicht wurde, kündigte die unabhängige Kommission an, ihre Arbeit zu sistieren. Die Genugtuungskommission der SBK wies die Kritik von Cecar zurück.

Cecar nimmt ihre Arbeit wieder auf

Nach der Aussprache von vergangener Woche werde Cecar «angesichts der geplanten Änderungen» ihre Arbeit wieder aufnehmen, heisst es nun in der Mitteilung der SBK. Perrinjaquet zeigte sich auf Anfrage von kath.ch erfreut darüber, dass man sich bei der Entschädigung von Missbrauchsopfern auf das Prinzip «Pauschalbetrag» einigen konnte. Man warte nun auf die Umsetzung der bei dem Treffen vom 19. Juni getroffenen Entscheidung, teilte die frühere Neuenburger Nationalrätin mit. Perrinjaquet bestätigte, dass die Kommission Cecar ihre Arbeit zugunsten der Opfer wieder aufnehme.

Abgeschlossene Fälle nicht tangiert

Fälle, die von der Genugtuungskommission bereits abgeschlossen wurden, sind gemäss Mitteilung von der geplanten Änderung der Rechtsgrundlagen nicht betroffen.

An der Aussprache haben die Bischöfe Charles Morerod und Felix Gmür in ihrer Funktion als Präsident beziehungsweise Vizepräsident der SBK teilgenommen, heisst es in der Mitteilung der SBK vom 20. Juni weiter. Die Cecar war durch Sylvie Perrinjaquet und Pascal Corminboeuf vertreten, letzterer ist Vizepräsident der Kommission. An dem Treffen anwesend waren schliesslich auch die Präsidentin der Genugtuungskommission, Liliane Gross, sowie Giorgio Prestele, Präsident des Fachgremiums «Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld». (bal/ aktualisiert: 27.6.sys)


Künftig sollen alle Missbrauchsopfer gleich viel Geld von der Kirche erhalten. | © pixabay.com CC0
26. Juni 2018 | 15:34
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