Bischof Markus Büchel, rechts Helena Jeppesen von Fastenaktion
Schweiz

Bischof Markus Büchel: «Mich hat die Frauenthematik besonders angekickt»

Der synodale Prozess in der Schweiz fordert die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der katholischen Kirche. Das Thema sei im nationalen Bericht «gut deponiert», sagt der St. Galler Bischof Markus Büchel (72). Er ist bei der Bischofskonferenz für die Frauenfrage zuständig.

Regula Pfeifer

Wie war die heutige Synode für Sie?

Bischof Markus Büchel*: Ich mag solche Begegnungen, bei denen ich neue Menschen kennen lerne. Es war für mich spannend, mit Menschen aus anderen Kulturräumen zu reden. Das geschieht zwar auch in der Bischofskonferenz. Aber dieser breite Austausch zwischen unterschiedlichen Menschen hat mir gezeigt: Wir haben unterschiedliche Gedanken. Die Pastoral ist unterschiedlich. Es tut gut, das zu sehen.

Helena Jeppesen-Spuhler hat keine klerikalen Berühungsängste - und wird auf "X" angefeindet.
Helena Jeppesen-Spuhler hat keine klerikalen Berühungsängste - und wird auf "X" angefeindet.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Büchel: Wir sind in der Deutschschweiz eher durchstrukturiert, auch in der Pastoral. Die Westschweiz und auch die Südschweiz sind spontaner. Wir haben vor allem angestellte Seelsorgerinnen und Seelsorger. In der Westschweiz arbeiten viele Ehrenamtliche in den pastoralen Teams mit. Das ergibt eine ganz andere Dynamik. 

Messe in Einsiedeln zu Beginn des synodalen Prozesses auf nationaler Ebene.
Messe in Einsiedeln zu Beginn des synodalen Prozesses auf nationaler Ebene.

Sehen Sie weitere Unterschiede?

Büchel: Ich habe auch das Gefühl, die Westschweiz sei offener anderen Kulturen gegenüber. Vielleicht, weil sie einen grossen französischsprachigen Kulturraum im Rücken hat. Dank den frankophonen Ländern in Afrika hat die Romandie mehr Möglichkeiten, mit französischsprachigen Seelsorgenden zusammenzukommen – vor allem mit Priestern. Wir in der Deutschschweiz sind auf den viel kleineren deutschen Sprachraum beschränkt.  

«Wir können in Einheit leben, auch wenn nicht alles einheitlich ist.» 

Wie beurteilen Sie den nationalen Synodenbericht?

Büchel: Der Bericht wird Eingang in die Weltsynode finden. Ich denke: Wir sind ein wichtiges Glied in der Weltsynode. Doch unsere Erfahrungen sind kulturbedingt. Die Frauenfrage wird bei uns anders gestellt als in anderen Ländern und Kulturen. Das zu sehen, tut uns gut. Unsere Sicht einzubringen, ist aber auch für die Gesamtkirche gut. Insgesamt ist es für die Synodalität wichtig, eine Sensibilität für die Verschiedenheiten zu entwickeln und zu sehen, dass wir Einheit leben können, auch wenn nicht alles einheitlich ist. 

Transparente der "Allianz Gleichwürdig Katholisch" bei der nationalen synodalen Versammlung in Einsiedeln. Im roten Outfit: Katharina Jost.
Transparente der "Allianz Gleichwürdig Katholisch" bei der nationalen synodalen Versammlung in Einsiedeln. Im roten Outfit: Katharina Jost.

Welches Thema möchten Sie besonders angehen?

Büchel: Mich hat die Frauenthematik besonders angekickt. Ich bin ja von der Bischofskonferenz beauftragt, für den Frauenrat da zu sein. Es ist mir ein Anliegen, dass die frauenspezifischen Fragen im synodalen Bericht enthalten sind. Das kommt ganz stark von der Deutschschweiz und vom deutschen Sprachraum her. Ich bin froh, dass das Thema gut deponiert ist in dem Schreiben. 

Zudem finde ich die spirituellen Ideen wichtig, die von frankophoner Seite her eingebracht wurden. Aus der Romandie kam der Impuls, der ganze synodale Prozess müsse als spiritueller Prozess verstanden werden. Es brauche das Gebet, die Meditation, die Unterscheidung der Geister. All dies ist eng verbunden mit unserem Auftrag, unsere Botschaft in die Welt zu tragen. Das zu hören, war spannend. Ich glaube, es war für beide Seiten eine gute Erfahrung, solche unterschiedlichen Anliegen wahrzunehmen. 

* Markus Büchel (72) ist Bischof von St. Gallen und stellvertretender Präsident der Schweizer Bischofskonferenz.


Bischof Markus Büchel, rechts Helena Jeppesen von Fastenaktion | © Christian Merz
1. Juni 2022 | 09:04
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