Bischof Joseph Maria Bonnemain
Schweiz

Bischof Joseph Bonnemain: Wir brauchen neue Formen der Bischofsernennungen

Katholikinnen und Katholiken aus dem Bistum Chur haben am Mittwoch über den synodalen Prozess und Ergebnisse der «Wir sind Ohr»-Umfrage diskutiert. Bischof Joseph Bonnemain (73) spricht sich für neue Formen der Bischofsernennungen aus.

Raphael Rauch

Was haben Sie an der diözesanen Versammlung gelernt?

Bischof Joseph Bonnemain*: Wir haben über viele Themen gesprochen. Für das, was zu bewältigen und zu stemmen ist, bräuchte ich eine dauernde diözesane Versammlung. Also ein institutionalisiertes Gefäss, in dem wir alle regelmässig zusammenkommen, um über Themen zu diskutieren und um Lösungen zu erarbeiten.

«Ich muss die vielen guten Eindrücke setzen lassen, wiederkäuen.»

Als Bischof könnten Sie dieses Gefäss sofort ins Leben rufen.

Bonnemain: Ich werde jetzt darüber hirnen. Ich muss die vielen guten Eindrücke setzen lassen, wiederkäuen. Meine Botschaft an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diözesanen Versammlung war klar: Ich brauche euch!

17. Oktober in Einsiedeln: Start des synodalen Prozesses im Bistum Chur.
17. Oktober in Einsiedeln: Start des synodalen Prozesses im Bistum Chur.

Welches Statement hat Sie persönlich berührt?

Bonnemain: Ein früheres Mitglied der Exekutive der Landeskirche Uri hat gesagt: «Wann werden wir von unserem Bischof sprechen können und nicht vom Bischof? Wir werden erst von unserem Bischof sprechen können, wenn wir bei der Ernennung mitbestimmen können.» Mich hat überrascht, dass die Frage der Bischofsernennung in der GFS-Umfrage kein Thema war. Ich persönlich finde, dass es höchste Zeit ist, dass wir neue Formen der Bischofsernennungen finden.

Kardinal Kurt Koch übergibt Joseph Bonnemain den Bichofsstab.
Kardinal Kurt Koch übergibt Joseph Bonnemain den Bichofsstab.

Was werden Sie dafür tun?

Bonnemain: Ich werde das Anliegen nach Rom weiterleiten. Aber ich kann hier nichts entscheiden, das muss Rom machen.

«Erst wenn die Kirche synodaler wird, kann man in neuen Gefässen versuchen, diese Themen zu behandeln.»

Welche Antworten haben Sie auf die heissen Eisen: Pflichtzölibat, Frauenfrage, LGBTQ?

Bonnemain: Das sind wichtige Themen. Aber beim synodalen Prozess geht es ja um die Weltsynode, um Fragen der Synodalität. Erst wenn die Kirche synodaler wird, kann man in neuen Gefässen versuchen, diese Themen zu behandeln.

Was sagen Sie Menschen, die Veränderungen im Hier und Jetzt wollen?

Bonnemain: Ich tue, was ich kann. Manche Veränderung kann aber nicht von mir ausgehen – das kann nur Rom machen. Die Frage der Weihe der Frau zum Beispiel tangiert die ganze Weltkirche. Die Kritikpunkte in der Umfrage sind eine Herausforderung. Wir müssen eine ehrlichere, transparentere, demütigere Kirche werden. Deswegen sage ich ja immer auch: Die Kirche ist nicht nur eine Institution. Die Kirche sind wir alle.

Bischof Joseph Maria Bonnemain
Bischof Joseph Maria Bonnemain

Was nehmen Sie konkret mit für Ihre Arbeit?

Bonnemain: Die Menschen wünschen sich mehr Transparenz. Wenn wir handeln, müssen wir zuerst die Anregungen und Überzeugungen ernst nehmen von denjenigen, die von unserem Handeln betroffen sind. Wenn wir dann handeln, müssen wir transparent zeigen und begründen können, warum wir so handeln. Und wir brauchen alle eine dauerhafte Fort- und Weiterbildung. Wobei ich fest davon überzeugt bin: Echte Professionalität für uns Christen beginnt in einer echten, tiefen, frischen Partnerschaft mit Jesus Christus. Durch das Leben, durch unsere Beziehung zu Christus, verkünden wir das Evangelium.

* Joseph Maria Bonnemain (73) ist Bischof von Chur. Am Mittwoch hat in Zürich eine diözesane Versammlung stattgefunden.


Bischof Joseph Maria Bonnemain | © Christian Merz
10. Februar 2022 | 17:35
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