Bischof Joseph Bonnemain diskutiert mit Ordensvertreterinnen die Ergebnisse der "Wir sind Ohr"-Umfrage.
Zitat

Bischof Joseph Bonnemain: «Es ist bereits fünf nach zwölf, aber noch nicht zu spät»

«Ich bin allen, die an der Umfrage teilgenommen haben, sehr dankbar. Es hat mich überrascht, dass Gruppen mit einem informellen Charakter oder bestehend aus Freiwilligen mehr als die Hälfte aller Teilnehmenden ausmachen.

Viele erklären, sie seien resigniert, hätten wenig Hoffnung, dass sich etwas verändern könnte und sind nicht mehr bereit, sich weiterhin dafür einzusetzen. Dennoch haben sie sich aktiv an der Umfrage beteiligt.

Dies zeigt, dass der Wille mitzutragen und sich zu engagieren, immer noch vorhanden ist. Daher ist es bereits fünf nach zwölf, aber dennoch noch nicht zu spät, um die Stimmen zu hören. Es zeigt sich in allen Bereichen, wie wichtig der jetzt stattfindende synodale Prozess ist.

Die Polarisierung in zwei Tendenzen ist einmal mehr sehr deutlich zum Vorschein gekommen. Es gibt eine Mehrheit von Gläubigen, die viele Veränderungen in der Kirche erwarten, verlangen und erzielen wollen und eine Minderheit, welche sich in der Kirche bereits heimatlos fühlt, weil sie sie als zu wenig katholisch und zu wenig kirchentreu empfindet.

Dieses Resultat der Befragung bestätigt, dass die wirkliche Synodalität noch kaum begonnen hat. Es geht um die Bereitschaft, ohne eine vorgefasste Position, den Dialog zu suchen und durch die Stimme der Andersdenkenden gemeinsam und konsensuell schlussendlich die Wege Gottes zu erforschen und besser erschliessen zu können.

Der Bericht über die Umfrage wird jetzt in verschiedenen dialogischen Versammlungen behandelt. Deswegen möchte ich mich nicht bereits im Vorfeld über konkrete Aspekte der Ergebnisse der Umfrage äussern. Der synodale Prozess beginnt erst und soll im ganzen Bistum in den nächsten Jahren zügig vorangehen.»

Der Bischof von Chur, Joseph Bonnemain, äussert sich auf Anfrage von kath.ch zu den Ergebnissen der «Wir sind Ohr»-Umfrage.

Am 2. Februar hat Bischof Joseph Bonnemain mit Vertreterinnen und Vertretern von Klöstern, Orden und religiösen Gemeinschaften die Ergebnisse der «Wir sind Ohr»-Umfrage diskutiert. Am 9. Februar findet eine diözesane Versammlung statt und am 13. Februar werden sich Jugendliche des sich im Entstehen befindenden Jugendrates mit dem Bericht auseinandersetzen. Das Ergebnis der Beratungen fliesst in den Bericht der Schweizer Bischofskonferenz ein, der später nach Rom geht. (jas)


Bischof Joseph Bonnemain diskutiert mit Ordensvertreterinnen die Ergebnisse der «Wir sind Ohr»-Umfrage. | © zVg
3. Februar 2022 | 09:17
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