Bischof Huonder leistet sich «billige Polemik»

Zürich, 8.10.13 (Kipa) Rolf Trechsel, Vorstandsmitglied der Schwulenorganisation Pink Cross, bezeichnet den Brief von Bischof Vitus Huonder zum «Tag der Menschenrechte» in der «NZZ am Sonntag» als «billige Polemik» und «tiefes Stammtischniveau». Der Bischof lasse «jede Menschenfreundlichkeit» vermissen.

Das Schreiben sollte von den Seelsorgenden in den Gottesdiensten verlesen werden. Wie die Presseagentur Kipa erfahren hat, stösst das Papier in den Reihen der Seelsorgenden nicht auf Gegenliebe und dürfte darum in den Kirchen kaum zur Sprache kommen.

Bei dem, was Huonder zum Gender-Konzept sage, stimme «so ziemlich nichts», sagte Trechsel weiter gegenüber der Zeitung. Bei einer Diskussion mit Fachleuten würde «der gute Bischof schlecht aussehen». Das Bischofswort komme zwar sanft daher, sei aber vollgespickt mit Unterstellungen und Polemiken.

Wenn der Bischof die Adoption von Kindern durch Homosexuelle als «Auslieferung» bezeichne, sei dies ein «ungeheuerliches Wort und eine gemeine, billige Polemik, die jede Menschenfreundlichkeit vermissen lässt». Dies treffe auch auf die Behauptung zu, Kinder, die in gleichgeschlechtlichen Beziehungen aufwüchsen, würden in ihrer psychischen Entwicklung geschädigt, sagt Trechsel.

Unzählige wissenschaftliche Studien würden solche Aussagen widerlegen. Mit seiner Bezeichnung «(Homo-)Sexualisierung im Kindergarten» erreiche der Bischof «tiefes Stammtischniveau». Wer «solch billigen Populismus» predige, schade dem Ansehen der Kirche, meinte Trechsel weiter.

Ein Schlag ins Gesicht der Gefolterten

Als einen Schlag ins Gesicht von Tausenden von Menschen, die weltweit aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt, gefoltert oder ermordet werden, bezeichnet Stella Jegher, Gender-Expertin von Amnesty International Schweiz, auf «blick.ch» den Brief des Bischofs. Sie erinnert den Bischof daran, dass das Recht, nicht diskriminiert zu werden, ein grundlegendes Menschenrecht sei.

Die Zürcher CVP-Nationalrätin (ZH) und Mitglied des Universitätsrats der Uni Zürich, Kathy Riklin, ist enttäuscht darüber, dass der katholische Bischof den Tag der Menschenreche für einen Kreuzzug gegen Genderismus und die Rechte auf Gleichbehandlung und Selbstbestimmung. Er verurteile im Gegensatz zu Papst Franziskus alle, die nicht ins traditionelle Schema passten. Der Papst verlange Barmherzigkeit und spreche sich gegen die Einmischung ins persönliche Leben aus.

Maria von Känel, Geschäftsführerin des Dachverbandes Regenbogenfamilien stellte gegenüber der Zeitung fest: «Huonder nutzt den Uno-Menschenrechtstag, um Menschen zu stigmatisieren. Und das, obwohl die Forschung, die seit rund 30 Jahren betrieben wird, das Gegenteil aufzeigt. Sexuelle Orientierung ist keine Wahl.» Der Dachverband empfinde die Worte des Bischofs «als direkten Angriff auf die Menschenrechte».

Hinweis: http://goo.gl/jRbWz8

(kipa/gs)

8. Dezember 2013 | 14:13
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!