Kolumbanskirche Rorschach
Schweiz

«Bim-Bam-Petition»: Rorschacherin wehrt sich gegen das Abstellen der Kirchenglocken

Der nächtliche Glockenschlag ist vom Aussterben bedroht – auch in Rorschach SG. Die Musikerin Barbara Camenzind wehrt sich dagegen und hat eine Petition lanciert.

Georges Scherrer

Die Kirchenglocken in Rorschach sollen weiterhin läuten. Sie vermitteln ein Heimatgefühl und beruhigen, sagt die Musikerin Barbara Camenzind. Sie hat eine Petition lanciert. Diese bekämpft eine Eingabe von drei Dutzend «Zuzügern», die sich am nächtlichen Geläute der Pfarrkirche St. Kolumban und Constantius stossen.

Gegenüber kath.ch spricht Barbara Camenzind freimütig über ihre «Bim-Bam-Petition». Bereits über 160 Personen hätten die Online-Petition unterzeichnet. Sie richtet sich gegen eine Eingabe von 34 Zuzügern an den katholischen Pfarreirat von Rorschach. Dieser soll das nächtliche Läuten der Glocken einstellen.

Barbara Camenzind kann nicht verstehen, dass die Kirchgemeinde so ohne Weiteres auf das Anliegen eingegangen ist und das nächtliche Stundenläuten provisorisch ausgesetzt hat. «Das Raunen über das Gottesdienstgeläute ist bereits vorhanden», warnt die Rorschacherin.

Ein Gefühl von Heimat und Sicherheit

Das Zeitgeläute wie auch das Läuten für die Gottesdienste haben «mit einem Rorschacher Grundgefühl von Heimat zu tun», sagt die Frau kämpferisch. Das Geläute vermittle Sicherheit. Viele Leute hätten ihr mitgeteilt, wegen des nächtlichen Schweigens der Glocken seien sie irritiert.

Barbara Camenzind hat sich auf die Suche nach Gegenstimmen zum Verbot gemacht und ihre Petition «Erhalt des Stunden- und Gottesdienstgeläutes der Kolumbankirche» gestartet.

Rorschach hat wichtigere Probleme

«Mir geht es nicht darum, eine Front aufzubauen oder mich gegen irgendjemand zu stellen. Ich möchte mit der Petition auch darauf hinweisen, dass unsere Stadt grössere Probleme hat als das Kirchengeläute.» Sie erwähnt den Strassenverkehr, die nächtlichen Verkehrsrowdys und den billigen Wohnraum, der in der Stadt verschwinde. «Es ist natürlich wesentlich schwieriger gegen diese Probleme vorzugehen, als gegen die Kirchgemeinde.»

Die reformierte Pfarrei verzichte bereits auf den nächtlichen Stundenschlag ihrer Kirche. Das habe die Kirchbürgersammlung entschieden. Der katholische Kirchenverwaltungsrat habe hingegen von sich aus entschieden, provisorisch den nächtlichen Stundenschlag der Kolumbankirche einzustellen.

Breite Diskussion notwendig

Es brauche eine breite Diskussion. «Der Kirchenverwaltungsrat hat offenbar darauf gewartet, dass jemand gegen die Petition der Geläutekritiker die Initiative vergreift.» Die Petition gebe jenen eine Stimme, die ihre Kirche weiterhin auch nachts über die Stimme der Glocken hören möchten. «Es geht nicht an, dass der Kirchenrat einfach so den Kopf einzieht, wenn es um Partikularinteressen geht.»

Den Hahn zum Schweigen bringen

Barbara Camenzind hat wenig Verständnis dafür, dass Zuzüger eine Wohnung mitten in Rorschach nehmen und sich daraufhin am Glockengeläut stören. «Es ist, wie wenn jemand aufs Land zügelt und sich am Krächzen des Hahnes oder am Gebimmel der Kuhglocken stört und deren Abschaffung fordert.»


Kolumbanskirche Rorschach | © Rorschacher Echo zVg
22. Dezember 2021 | 18:02
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