Synagoge Agudas Achim, Weststrasse in Zürich
Schweiz

Betrunkener verfolgt in Zürich-Wiedikon Juden mit einem Messer

Zürich, 10.7.18 (kath.ch) Am späten Samstagabend ist es in Zürich-Wiedikon zu einem judenfeindlichen Vorfall gekommen. Mehrere Medien berichten, dass ein betrunkener Mann eine Gruppe orthodoxer Juden mit einem Messer verfolgte und dabei antisemitische Parolen ausstiess. Die Zürcher Stadtpolizei war schnell zur Stelle und verhaftete den Deutschen, der unterdessen wieder auf freiem Fuss ist.

Bevor der Mann die Gruppe jüdischer Männer, die als Orthodoxe erkennbar waren, mit einem Messer in der Hand verfolgte, war es laut dem jüdischen Wochenmagazin «Tachles» (9. Juli) zu einer Auseinandersetzung zwischen ihm und einem der Juden gekommen. Als er dann der Gruppe an der Eichstrasse in Zürich-Wiedikon hinterherrannte, konnte der Mann demnach von einem nicht-jüdischen Passanten gestoppt werden. Der Passant rief auch die Zürcher Stadtpolizei an.

Polizei betrachtet Fall als eher harmlos

Diese sei bereits vier Minuten nach dem Anruf vor Ort gewesen, wie sie gegenüber «Tachles» sagte. Der 38-jährige deutsche Staatsbürger mit Wohnsitz in Zürich wurde festgenommen. Die Stadtpolizei habe am Sonntag betont, dass immer ein Abstand von mehreren Metern zwischen dem Mann und den vier Juden bestanden habe. Zudem sei das Messer stets und ausnahmslos in einer Hülle gesteckt.

Aus Sicht der Polizei spricht auch die Tatsache, dass der Mann stark betrunken war, dafür, dass es sich einen eher harmlosen und glimpflich ausgegangenen Vorfall gehandelt habe, schreibt «Tachles».

«Der Vorfall schreckt auf.»

Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) zeigte sich hingegen besorgt. «Der Vorfall schreckt auf. Es ist nicht alltäglich, dass Juden in Zürich auf offener Strasse in dieser Qualität bedroht werden», sagte Jonathan Kreutner, SIG-Generalsekretär, gegenüber der Boulevardzeitung «Blick» (8. Juli). Deshalb sei in der jüdischen Gemeinschaft eine gewisse Verunsicherung da.

Wieder aus Haft entlassen

Der Deutsche konnte erst am Sonntagvormittag von der Polizei befragt werden. Die Nacht verbrachte er in einer Ausnüchterungszelle. Nach der Einvernahme und einem Telefonat mit der Staatsanwaltschaft sei er noch am Sonntagvormittag wieder auf freien Fuss gesetzt worden. Laut «Tachles» hat die Staatsanwalt ein Verfahren eröffnet. (bal)

Synagoge Agudas Achim, Weststrasse in Zürich | © Barbara Ludwig
9. Juli 2018 | 15:52
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