Rauch und Flammen dringen aus dem Dach der Kirche "Sacré Coeur" in Genf.
Schweiz

Beschädigte Genfer Kirche wird neu Licht- und Gotteshaus

Die Herz-Jesu-Kirche in Genf wird neu gestaltet. Das am 19. Juli 2018 durch einen Brand beschädigte Gebäude wird nicht nur restauriert, sondern auch zu einem «Haus der Kirche» umgebaut. Der Architekt Christian Rivola erläutert das Projekt.

Bernard Hallet, cath.ch / Adaption: Georges Scherrer

Das Gebäude wird künftig pastorale und administrative Dienste der römisch-katholischen Kirche in Genf unter einem Dach vereinigen. Damit folgt der Architekt der Vision, die mit den Schlagworten «Kirche sein» und «in der Welt präsent sein» umschrieben werden kann. Das äussere Erscheinungsbild des Gebäudes soll beibehalten werden.

Das restaurierte Gebäude soll gleichzeitig ein Treffpunkt für die Katholiken des Kantons und ein Zentrum im Dienste der Stadt sein, erklärt der Architekt Christian Rivola. Er hat mit seinem Team das Konzept für die Renovation der 2018 vom Feuer verwüsteten Genfer Herz-Jesu-Kirche erarbeitet.

Arbeit und Gotteslob in einem

Der Vorsitzende des Pfarreirats von «Sacré-Cœur», Philippe Fleury, habe ein sehr ehrgeiziges Projekt vorgelegt. Vor Ort sollten die Kirche, aber auch Büros, Räume für Katechese, eine Gemeindesaal und ein Restaurant vereinigt werden.

Es ging also um die Einbettung vieler Elemente in das geschützte Denkmal, erklärt der Architekt. Neu soll der Ort Arbeit, Gebet, Besinnung, Zusammensein, Ruhe und Offenheit vereinigen. Gleichzeitig soll er erlauben, Kraft zu tanken und sich zu verköstigen.

Zentrale Lichtsäule

Zentraler Bestandteil des Projekts ist eine Lichtsäule, die vom Dach durch ein 120 Quadratmeter grosses Fenster bis zur Krypta im Untergeschoss hinabreicht. Diese vertikale Achse stehe für die Verbindung von Himmel und Erde. Ihr Licht soll den Raum durchfluten, und das über vier Stockwerke. Das Licht soll die Silhouette eines Kreuzes zeichnen. Alle Räume, die im Inneren des Gebäudes eingerichtet werden, werden gemäss Christian Rivola auf dieses neue Zentrum ausgerichtet.

Brand der Herz-Jesu-Kirche in Genf im Jahr 2018
Brand der Herz-Jesu-Kirche in Genf im Jahr 2018

Eine weitere grosse Veränderung besteht darin, dass künftig das gesamte Gebäudevolumen genutzt werden soll. Auf den verschiedenen Etagen werden sich Büros und Räume für das Genfer Vikariat befinden, das in die Kirche verlegt werden soll.

Aufwertung der Krypta

Die Krypta im Untergeschoss erhält einen separaten Eingang. Diese werde auf diese Weise aufgewertet, sagt der Architekt. Sie könne neu für verschiedene spirituelle, kulturelle, künstlerische oder weitere Aktivitäten genutzt werden. Ziel sei es, intensive Beziehungen zu schaffen, neue Dynamiken zu erzeugen und den Ort für verschiedene Zielgruppen zu öffnen.

Der liturgische Raum erfährt grosse Veränderungen. Damit soll der Raum den liturgischen Realitäten des Zweiten Vatikanums angepasst werden. Der zelebrierende Priester steht nicht mehr vor den Gläubigen. Der Altar wird vielmehr ins Zentrum des Raums gerückt, so dass sich die Gläubigen auf den Kirchenbänken zu beiden Seiten um den Altar versammeln können.

Liturgieraum neu gedacht

«Ich bin überzeugt», sagt Rivola, «dass diese neue Anordnung mit dem Priester, der sich auf der zentralen Achse bewegt, die Feiern beleben wird. Auch die Tatsache, dass sich die Gläubigen gegenseitig anschauen, begünstigt das Engagement der Teilnehmer.»

Im neuen Kirchenraum strukturiert gemäss Christian Rivola der regelmässige und kraftvolle Rhythmus der Säulen und Erker den Raum und nimmt an der Atmosphäre teil. Der Raum spiele «seine Rolle als missionarisches Werkzeug voll aus».

Intimität gewähren

Um das Gebäude wird eine Gartenlage eingerichtet. Diese «soll zur Verinnerlichung des Gebets beitragen und Meditation ermöglichen».

Der Gebetsraum vor dem Tabernakel ist als Kapelle der Kirche gedacht. Er kann durch Wandschirme vom übrigen Raum abgetrennt werden. (cath.ch/gs)


Rauch und Flammen dringen aus dem Dach der Kirche «Sacré Coeur» in Genf. | © SIS
4. Januar 2021 | 17:02
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!

Baugesuch folgt demnächst

Das Gebäude der Herz-Jesu-Kirche stammt aus dem Jahr 1859. Es diente zuerst als Tempel für eine Freimaurerloge. 1873 kaufte die katholische Kirche das Haus und baute es zu einer Kirche aus. 2018 brach im Gebäude ein Brand aus. Die Renovationskosten sind auf 19 Millionen Franken veranschlagt. Die eine Hälfte der Kosten wird durch eine Versicherung gedeckt, für die andere kommt die katholische Kirche in Genf auf. Das Projekt ist nun bereit. Das Baugesuch soll demnächst eingereicht werden. (gs)