Der emeritierte Papst Benedikt XVI. im Rollstuhl, Juni 2020
Vatikan

Benedikt XVI. gibt zu, an Ordinariatssitzung im Januar 1980 teilgenommen zu haben

Der frühere Papst Benedikt XVI. hat eine wesentliche Aussage seinerseits im Münchner Missbrauchsgutachten korrigiert. Er habe doch an der Ordinariatssitzung am 15. Januar 1980 teilgenommen, liess er mitteilen. Besprochen wurde damals die Aufnahme eines mutmasslichen Priester-Täters.

Der Fehler sei aber «nicht aus böser Absicht heraus geschehen», sondern «Folge eines Versehens bei der redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme». Dies tue ihm «sehr leid» und er bitte, dies zu entschuldigen.

Über mutmasslichen Täter wurde «nicht entschieden»

Allerdings sei in der betreffenden Sitzung «über einen seelsorgerlichen Einsatz des betreffenden Priesters nicht entschieden» worden. Vielmehr habe man lediglich der Bitte entsprochen, dem Mann «während seiner therapeutischen Behandlung in München Unterkunft zu ermöglichen». Wie es zu dem Versehen kam, will Benedikt XVI. in seiner «noch ausstehenden Stellungnahme» erklären.

Weitere Reaktion des Ex-Papstes später

Eine ausführliche Stellungnahme will der ehemalige Papst, der von 1977 bis 1982 Erzbischof von München-Freising war, zu einem späterem Zeitpunkt abgeben, sagte sein Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein dem CIC. Der 94-Jährige bitte um Verständnis, dass die vollständige Durchsicht des 1900 Seiten starken Gutachtens noch Zeit benötige. Die bisherige Lektüre der Ausführungen, so die Erklärung, erfülle ihn «mit Scham und Schmerz über das Leid», das den Opfern zugefügt worden ist.

In dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) heisst es, Joseph Ratzinger habe sich als Münchner Erzbischof (1977–1982) in vier Fällen fehlerhaft verhalten. Zudem bekundeten die Gutachter erhebliche Zweifel an Aussagen von Benedikt XVI. zu einem besonders brisanten Fall eines Wiederholungstäters.

Vorheriges Abstreiten

Bei der betreffenden Ordinariatskonferenz im Januar 1980 ging es darum, diesen Priester aus der Diözese Essen in München aufzunehmen. In seiner ersten Stellungnahme im Rahmen der Anhörung, die im WSW-Gutachten aufgenommen wurde, hatte Benedikt XVI. bestritten, an der Sitzung teilgenommen zu haben. (cic)

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. im Rollstuhl, Juni 2020 | © KNA
24. Januar 2022 | 10:49
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