Mentari Baumann (Mitte) an einem Treffen der Allianz Gleichwürdig Katholisch.
Schweiz

«Benachteiligung, Diskriminierung, Sexismus»: Reform-Allianz kritisiert Franziskus’ Frauenbild

Papst Franziskus hat in einem Interview sein «Nein» zum Frauenpriestertum bekräftigt. Dies stösst bei vielen Frauen auf grosses Unverständnis und auf enormen Widerstand. Nun meldet sich die Reformgruppe «Allianz Gleichwürdig Katholisch» zu Wort.

Wolfgang Holz

Die «Allianz Gleichwürdig Katholisch» kritisiert Aussagen von Papst Franziskus in einem Interview mit dem «America Magazine» der US-Jesuiten. Diese Aussagen zementierten «ein veraltetes und limitierendes Frauenbild», teilt die Reformgruppe am Donnerstag mit.

Franziskus hatte behauptet, sein Nein zur Frauenweihe sei keine Benachteiligung. Vielmehr spiegele sich die Würde der Frau direkt in der Kirche wider, die auch weiblich sei. Leider habe die Kirche bislang «zu oft versagt», dieses Prinzip zu erklären.

Statement stösst nicht auf Gegenliebe

Doch dieses Statement stösst bei der «Allianz Gleichwürdig Katholisch» nicht auf Gegenliebe. Franziskus’ Interview sei zwar mit vielen nett gemeinten Komplimenten garniert: Die Frau als Verkörperung der Kirche etwa. Als Gefährtin. Als Beraterin. Als Unterstützerin und als konstruktive Verwalterin. Deshalb dürfe die Frau zwar in der Kirche Vieles – nur eben nicht geweiht werden.

Dass die Kirche nicht nur aus Weiheämtern besteht, damit kann die Reform-Gruppe durchaus leben. «Denn die katholische Kirche ist viel mehr als der Klerus», teilt sie mit.

Das Kernteam der Allianz Gleichwürdig Katholisch in Olten.
Das Kernteam der Allianz Gleichwürdig Katholisch in Olten.

Keinesfalls können sie aber tolerieren, dass «Macht, Entscheidungsgewalt und Schlüsselpositionen an die Priesterweihe geknüpft sind». Sprich: Sie akzeptieren nicht, dass Frauen nur deshalb keinen Zugang haben zu zentralen und wegweisenden Aufgaben – nur weil sie Frauen seien. «Das ist Benachteiligung, Diskriminierung und Sexismus.» 

«Diese Erwartung entspricht einem breit geteilten Verständnis der Taufe.»

Reform-Allianz

Frauen würden, so die Reform-Allianz, zu Recht die volle Anerkennung ihrer gleichen Würde erwarten sowie die gleichen Rechte wie Männer. «Diese Erwartung entspricht einem breit geteilten Verständnis der Taufe. Umgekehrt ist der Ausschluss von der Ordination und deswegen auch von der Partizipation an Entscheidungen für viele nicht mit dem Evangelium und der Praxis Jesu vereinbar.»

Schweizer Synodenbericht

Dies sei auch so im Schweizer Synodenbericht festgehalten, den die Bischofskonferenz nach Rom geschickt habe. «Und der Synodenbericht ist nach einem breiten und vielfältigen Prozess von Umfragen, Gesprächen und verschiedenen Versammlungen entstanden.» Die katholische Kirche der Schweiz fordere die Gleichstellung der Geschlechter, das Überwinden des Klerikalismus und die gleichberechtigte Mitverantwortung.

Allianz "Es reicht!" lanciert am 11. November 2016  in Chur die Petition "Gemeinsam für einen Neuanfang im  Bistum Chur.
Allianz "Es reicht!" lanciert am 11. November 2016 in Chur die Petition "Gemeinsam für einen Neuanfang im Bistum Chur.

Papst Franziskus betonte in seinem Interview unter anderem die Bedeutung von Frauen in administrativen Positionen. «In dieser Hinsicht glaube ich, dass wir den Frauen mehr Raum geben müssen. Hier im Vatikan funktionieren die Stellen, an denen wir Frauen eingesetzt haben, besser», so der Papst. So habe er etwa in den Wirtschaftsrat fünf der sechs Stellen für Laien mit Frauen besetzt. «Das war eine Revolution», sagte der 85-Jährige. Geht es nach der Reform-Allianz, dann solle diese positive Erfahrung auch in der Schweiz mehr Schule machen.


Mentari Baumann (Mitte) an einem Treffen der Allianz Gleichwürdig Katholisch. | © Manuela Matt
1. Dezember 2022 | 17:24
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