Kommunionspendung im Gottesdienst in der Kirche Maria Lourdes in Zürich-Seebach.
Schweiz

Behörden ermitteln gegen Pfarrer Martin Piller

Gläubige ohne Maske, mehr als 50 Menschen im Gottesdienst: Ein Zürcher Pfarrer hat im Herbst gegen die Corona-Regeln verstossen. Ihm droht eine Busse von bis zu 10’000 Franken.

Raphael Rauch

In der Pfarrei Maria Lourdes in Zürich-Seebach haben im Herbst Gottesdienste stattgefunden, obwohl manche Gläubige keine Maske trugen – und mehr als 50 Menschen in die Messe kamen. Dies ist aufgrund der Corona-Massnahmen verboten. Der zuständige Pfarrer Martin Piller sympathisierte auf Facebook mit Corona-Skeptikern.

Kurswechsel bei den Behörden

Piller hatte gegenüber kath.ch behauptet, sich in einem Dilemma zu befinden: «Ich gehorche Gott. Er fordert auf, auf unser Gewissen zu hören.» Er könne es gegenüber seinem Gewissen nicht verantworten, Menschen vom Gottesdienst wegzuschicken: «Ich will nicht Menschen kontrollieren, sie dirigieren und ausstossen.»

Gläubige ohne Maske im Gottesdienst.
Gläubige ohne Maske im Gottesdienst.

Wie kath.ch aus sicherer Quelle weiss, wurde Martin Piller letzte Woche von den Behörden verhört. Ihm droht eine Busse von bis zu 10’000 Franken. Zunächst hatten die Behörden behauptet, in der Sache nicht tätig werden zu wollen. Den plötzlichen Kurswechsel wollten die Behörden nicht kommentieren.

Bonnemain rüffelt den Pfarrer

«Für unsere Pfarrer ist klar, dass sie für Gottesdienste die Verantwortung tragen und dafür zu sorgen haben, dass die geltenden Massnahmen eingehalten werden», sagt Arnold Landtwing vom Zürcher Generalvikariat. «Dies zum Schutz von sich selber und anderen. Dazu gehört auch das strikte Beachten der Obergrenze von 50 Personen in einem Gottesdienst. Pfarrer Piller ist diesbezüglich von der Bistumsleitung bereits im November letzten Jahres ermahnt worden.»

Die Zürcher Pfarrei Maria Lourdes.
Die Zürcher Pfarrei Maria Lourdes.

Martin Piller wollte sich gegenüber kath.ch nicht äussern. Im Herbst hatte er bestätigt, mit dem damaligen Offizial und baldigen Bischof Joseph Bonnemain ein Gespräch geführt zu haben. «Er hat mich in die Pflicht genommen, die Corona-Vorgaben einzuhalten», sagte Piller damals.

Kritik vom Synodalrat und Dekanat

Der Pfarrer hatte im Herbst viel Kritik einstecken müssen. Die Zürcher Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding zeigte sich entsetzt. «Als kantonale Körperschaft ist es für uns klar, dass die behördlichen Corona Massnahmen ausnahmslos umgesetzt werden», sagte Driessen-Reding.

Die Kirche Maria Lourdes in Zürich-Seebach.
Die Kirche Maria Lourdes in Zürich-Seebach.

Kritik kam auch vom Dekan der Stadt Zürich, Marcel von Holzen. «Das ist für uns diskussionslos inakzeptabel. Das Dekanat Stadt Zürich wird mit Pfarrer Piller das Gespräch suchen», sagte von Holzen. «Es ist sowohl von der Bischofskonferenz wie auch von der Kantonalkirche klar geregelt, was sein darf und was nicht.»


Kommunionspendung im Gottesdienst in der Kirche Maria Lourdes in Zürich-Seebach. | © Raphael Rauch
9. März 2021 | 06:43
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